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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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König Konstantins Sturz

Sicherungen des Ultimatums vom 21. Juni 1916 (das die volle Demobilisierung
des griechischen Heeres verlangt hatte) und desjenigen vom 8, Januar 1917, daS
in dieser Hinsicht lautete: "v'Andre pari, les ?uisssnees ^Alces akkirment K la
Qreee leur volonte as respecter entierement sa volonte cke rester äesinitivement
Kors ac la Zuerre europeenne . . . en äonnant ä la Oröee etes sssurances
precises pour sa neutralite."

Am Morgen des 11. Juni erließ hiernach die griechische Regierung eine
zur Ruhe mahnende Proklamation: Der Ministerpräsident habe in seiner gestrigen
Unterredung mit dem Vertreter der drei Mächte (Frankreich, England, Rußland)
keine Gefahr irgendwelcher Art gefunden, weder für die Unabhängigkeit des Landes,
noch für seine Dynastie oder seine Regierungsform; im Gegenteil habe Jonnart
den Willen der Mächte bezeugt, Griechenland groß, stark und vollkommen unab¬
hängig zu sehen.

Dies war mehr als optimistisch gewesen. Denn eben, als die Proklamation
erschien, hatte Za'imis auf der "Justice" eine zweite Unterredung mit Jonnart,
der jetzt ohne viele Umschweife ein Ultimatum der "Schutzmächte" übergab mit
deu Erklärungen: da König Konstantin die von den Mächten garantierte Ver¬
fassung offenkundig verletzt habe (was geschehen sein sollte bei der zweiten Ent¬
lassung von Veniselos und der Auslösung der zweiten Veniselistenkammer Oktober-
November 1915), habe der König das Vertrauen der Schutzmächte verloren, die
sich dadurch ihm gegenüber ihrer aus den Schutzrechten sich ergebenden Verpflich¬
tung enthoben betrachteten; um nun die konstitutionelle Wahrheit wiederherzustellen,
werde die Abdankung König Konstantins verlangt, der selbst im Einvernehmen
mit den Schutzmächten unter seinen Nachkommen seinen Nachfolger bezeichnen
möge-, Antwort binnen 24 Stunden. Ein angefügtes /nac-memoire schloß noch
den Kronprinzen vom Vertrauen der Mächte aus, stellte König Konstantin, wenn
er abgedankt und Griechenland verlassen habe, eine persönliche und lebenslängliche
Jahresrente im Werte von einer halben Million Franken in Aussicht und verlangte,
unter förmlicher Ablehnung aller Repressalien gegen die Angehörigen irgendwelcher
Partei und unter dem Versprechen einer alsbaldigen allgemeinen Amnestie, daß
alle Unruhen in allen Städten des Königreichs unterdrückt würden, widrigenfalls
die militärischen Kräfte der Alliierten energisch intervenieren würden: das bedeutete,
wie der Oberkommissar mündlich zu verstehen gab, im Falle der Ablehnung
Bombardement Athens und Okkupation des ganzen Landes. Natürlich verfehlte
der Oberkommissar auch nicht, von neuem zu wiederholen, daß die Mächte durch¬
aus beabsichtigten, "die griechische Verfassung zu respektieren".

In der anschließenden Unterredung Jonnarts mit dem Ministerpräsidenten
war der wesentlichste Punkt die Erklärung des Oberkommissars, daß die Schutz-
mächie gegen die Rückkehr König Konstantins aus den Thron Griechenlands
keinen Einspruch erheben würden, falls später das griechische Volk diesen Wunsch
ausdrücken würde; im Falle des Widerstandes gegen daS Verlangen der Mächte
aber werde die ganze Dynastie für abgesetzt erklärt und in Griechenland mit Ge¬
walt die Republik ausgerufen werden. Die Mächte, fügte er bei, verlangen
keineswegs. Veniselos nach Athen zurückzurufen, vielmehr werde die provisorische
Regierung in Saloniki als aufgelöst betrachtet werden, sobald die Einheit Griechen-
lands gesichert sei; erst später werde Veniselos auf gesetzlichem Wege und nach
neuen Wahlen zur Macht zurückkehren können, dagegen werde bei Verweigerung
des Ultimatums Veniselos sogleich zurückgeführt werden. Eine Ausweisung poli¬
tischer Persönlichkeiten werde nicht verlangt, nur Gunaris solle sich vielleicht für
ein paar Tage nach Patras begeben. Endlich vorsichcrte Jonnart noch einmal
kategorisch, daß Griechenland nicht gezwungen werden würde, ' in den Krieg
einzutreten.

Gleich nach dieser Unterredung hatte Zäimis eine nur viertelstündige Audienz
beim Könige, worauf in Eile ein Kronrat berufen wurde, bestehend aus allen
früheren Ministerpräsidenten und den Parteiführern der Kammer. Der Kronrat
dauerte über zwei Stunden. Fast alle Teilnehmer traten entschieden dasür ein.


König Konstantins Sturz

Sicherungen des Ultimatums vom 21. Juni 1916 (das die volle Demobilisierung
des griechischen Heeres verlangt hatte) und desjenigen vom 8, Januar 1917, daS
in dieser Hinsicht lautete: „v'Andre pari, les ?uisssnees ^Alces akkirment K la
Qreee leur volonte as respecter entierement sa volonte cke rester äesinitivement
Kors ac la Zuerre europeenne . . . en äonnant ä la Oröee etes sssurances
precises pour sa neutralite."

Am Morgen des 11. Juni erließ hiernach die griechische Regierung eine
zur Ruhe mahnende Proklamation: Der Ministerpräsident habe in seiner gestrigen
Unterredung mit dem Vertreter der drei Mächte (Frankreich, England, Rußland)
keine Gefahr irgendwelcher Art gefunden, weder für die Unabhängigkeit des Landes,
noch für seine Dynastie oder seine Regierungsform; im Gegenteil habe Jonnart
den Willen der Mächte bezeugt, Griechenland groß, stark und vollkommen unab¬
hängig zu sehen.

Dies war mehr als optimistisch gewesen. Denn eben, als die Proklamation
erschien, hatte Za'imis auf der „Justice" eine zweite Unterredung mit Jonnart,
der jetzt ohne viele Umschweife ein Ultimatum der „Schutzmächte" übergab mit
deu Erklärungen: da König Konstantin die von den Mächten garantierte Ver¬
fassung offenkundig verletzt habe (was geschehen sein sollte bei der zweiten Ent¬
lassung von Veniselos und der Auslösung der zweiten Veniselistenkammer Oktober-
November 1915), habe der König das Vertrauen der Schutzmächte verloren, die
sich dadurch ihm gegenüber ihrer aus den Schutzrechten sich ergebenden Verpflich¬
tung enthoben betrachteten; um nun die konstitutionelle Wahrheit wiederherzustellen,
werde die Abdankung König Konstantins verlangt, der selbst im Einvernehmen
mit den Schutzmächten unter seinen Nachkommen seinen Nachfolger bezeichnen
möge-, Antwort binnen 24 Stunden. Ein angefügtes /nac-memoire schloß noch
den Kronprinzen vom Vertrauen der Mächte aus, stellte König Konstantin, wenn
er abgedankt und Griechenland verlassen habe, eine persönliche und lebenslängliche
Jahresrente im Werte von einer halben Million Franken in Aussicht und verlangte,
unter förmlicher Ablehnung aller Repressalien gegen die Angehörigen irgendwelcher
Partei und unter dem Versprechen einer alsbaldigen allgemeinen Amnestie, daß
alle Unruhen in allen Städten des Königreichs unterdrückt würden, widrigenfalls
die militärischen Kräfte der Alliierten energisch intervenieren würden: das bedeutete,
wie der Oberkommissar mündlich zu verstehen gab, im Falle der Ablehnung
Bombardement Athens und Okkupation des ganzen Landes. Natürlich verfehlte
der Oberkommissar auch nicht, von neuem zu wiederholen, daß die Mächte durch¬
aus beabsichtigten, „die griechische Verfassung zu respektieren".

In der anschließenden Unterredung Jonnarts mit dem Ministerpräsidenten
war der wesentlichste Punkt die Erklärung des Oberkommissars, daß die Schutz-
mächie gegen die Rückkehr König Konstantins aus den Thron Griechenlands
keinen Einspruch erheben würden, falls später das griechische Volk diesen Wunsch
ausdrücken würde; im Falle des Widerstandes gegen daS Verlangen der Mächte
aber werde die ganze Dynastie für abgesetzt erklärt und in Griechenland mit Ge¬
walt die Republik ausgerufen werden. Die Mächte, fügte er bei, verlangen
keineswegs. Veniselos nach Athen zurückzurufen, vielmehr werde die provisorische
Regierung in Saloniki als aufgelöst betrachtet werden, sobald die Einheit Griechen-
lands gesichert sei; erst später werde Veniselos auf gesetzlichem Wege und nach
neuen Wahlen zur Macht zurückkehren können, dagegen werde bei Verweigerung
des Ultimatums Veniselos sogleich zurückgeführt werden. Eine Ausweisung poli¬
tischer Persönlichkeiten werde nicht verlangt, nur Gunaris solle sich vielleicht für
ein paar Tage nach Patras begeben. Endlich vorsichcrte Jonnart noch einmal
kategorisch, daß Griechenland nicht gezwungen werden würde, ' in den Krieg
einzutreten.

Gleich nach dieser Unterredung hatte Zäimis eine nur viertelstündige Audienz
beim Könige, worauf in Eile ein Kronrat berufen wurde, bestehend aus allen
früheren Ministerpräsidenten und den Parteiführern der Kammer. Der Kronrat
dauerte über zwei Stunden. Fast alle Teilnehmer traten entschieden dasür ein.


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[0170] König Konstantins Sturz Sicherungen des Ultimatums vom 21. Juni 1916 (das die volle Demobilisierung des griechischen Heeres verlangt hatte) und desjenigen vom 8, Januar 1917, daS in dieser Hinsicht lautete: „v'Andre pari, les ?uisssnees ^Alces akkirment K la Qreee leur volonte as respecter entierement sa volonte cke rester äesinitivement Kors ac la Zuerre europeenne . . . en äonnant ä la Oröee etes sssurances precises pour sa neutralite." Am Morgen des 11. Juni erließ hiernach die griechische Regierung eine zur Ruhe mahnende Proklamation: Der Ministerpräsident habe in seiner gestrigen Unterredung mit dem Vertreter der drei Mächte (Frankreich, England, Rußland) keine Gefahr irgendwelcher Art gefunden, weder für die Unabhängigkeit des Landes, noch für seine Dynastie oder seine Regierungsform; im Gegenteil habe Jonnart den Willen der Mächte bezeugt, Griechenland groß, stark und vollkommen unab¬ hängig zu sehen. Dies war mehr als optimistisch gewesen. Denn eben, als die Proklamation erschien, hatte Za'imis auf der „Justice" eine zweite Unterredung mit Jonnart, der jetzt ohne viele Umschweife ein Ultimatum der „Schutzmächte" übergab mit deu Erklärungen: da König Konstantin die von den Mächten garantierte Ver¬ fassung offenkundig verletzt habe (was geschehen sein sollte bei der zweiten Ent¬ lassung von Veniselos und der Auslösung der zweiten Veniselistenkammer Oktober- November 1915), habe der König das Vertrauen der Schutzmächte verloren, die sich dadurch ihm gegenüber ihrer aus den Schutzrechten sich ergebenden Verpflich¬ tung enthoben betrachteten; um nun die konstitutionelle Wahrheit wiederherzustellen, werde die Abdankung König Konstantins verlangt, der selbst im Einvernehmen mit den Schutzmächten unter seinen Nachkommen seinen Nachfolger bezeichnen möge-, Antwort binnen 24 Stunden. Ein angefügtes /nac-memoire schloß noch den Kronprinzen vom Vertrauen der Mächte aus, stellte König Konstantin, wenn er abgedankt und Griechenland verlassen habe, eine persönliche und lebenslängliche Jahresrente im Werte von einer halben Million Franken in Aussicht und verlangte, unter förmlicher Ablehnung aller Repressalien gegen die Angehörigen irgendwelcher Partei und unter dem Versprechen einer alsbaldigen allgemeinen Amnestie, daß alle Unruhen in allen Städten des Königreichs unterdrückt würden, widrigenfalls die militärischen Kräfte der Alliierten energisch intervenieren würden: das bedeutete, wie der Oberkommissar mündlich zu verstehen gab, im Falle der Ablehnung Bombardement Athens und Okkupation des ganzen Landes. Natürlich verfehlte der Oberkommissar auch nicht, von neuem zu wiederholen, daß die Mächte durch¬ aus beabsichtigten, „die griechische Verfassung zu respektieren". In der anschließenden Unterredung Jonnarts mit dem Ministerpräsidenten war der wesentlichste Punkt die Erklärung des Oberkommissars, daß die Schutz- mächie gegen die Rückkehr König Konstantins aus den Thron Griechenlands keinen Einspruch erheben würden, falls später das griechische Volk diesen Wunsch ausdrücken würde; im Falle des Widerstandes gegen daS Verlangen der Mächte aber werde die ganze Dynastie für abgesetzt erklärt und in Griechenland mit Ge¬ walt die Republik ausgerufen werden. Die Mächte, fügte er bei, verlangen keineswegs. Veniselos nach Athen zurückzurufen, vielmehr werde die provisorische Regierung in Saloniki als aufgelöst betrachtet werden, sobald die Einheit Griechen- lands gesichert sei; erst später werde Veniselos auf gesetzlichem Wege und nach neuen Wahlen zur Macht zurückkehren können, dagegen werde bei Verweigerung des Ultimatums Veniselos sogleich zurückgeführt werden. Eine Ausweisung poli¬ tischer Persönlichkeiten werde nicht verlangt, nur Gunaris solle sich vielleicht für ein paar Tage nach Patras begeben. Endlich vorsichcrte Jonnart noch einmal kategorisch, daß Griechenland nicht gezwungen werden würde, ' in den Krieg einzutreten. Gleich nach dieser Unterredung hatte Zäimis eine nur viertelstündige Audienz beim Könige, worauf in Eile ein Kronrat berufen wurde, bestehend aus allen früheren Ministerpräsidenten und den Parteiführern der Kammer. Der Kronrat dauerte über zwei Stunden. Fast alle Teilnehmer traten entschieden dasür ein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/170>, abgerufen am 25.08.2024.