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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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König Konstantins Sturz

Als der Oberkommissar der Alliierten, Jonnart, am Sonntag, dem 10. Juni,
von Saloniki her im Piräus ankam, war weder seine Eigenschaft, noch seine
Absicht der griechischen Regierung bekannt, da selbst der französische Gesandte in
Athen, Guillemin, der gerade damals aus "Gesundheitsgründen" in Urlaub gehen
mußte, sich darüber nicht genauer unterrichtet zeigte. Guillemin hatte noch tags
zuvor dem Ministerpräsidenten Za'imis gegenüber betont, was diesem schon am
4. Juni von dem Begleiter Jonnarts, dem Abgeordneten David, versichert worden
war, datz die "Schutzmächte" nur die Einheit des -- von der veniselistischen Be¬
wegung zerrissenen -- Griechenlands anstrebten, "ohne jemals seine Verfassung
oder Dynastie antasten zu wollen".

Bekannt geworden war der griechischen Regierung nur, daß bei den letzten
Verhandlungen zwischen Lloyd George und Ribot von einer Thronsntsetzung König
Konstantins oder wenigstens seiner zeitweiligen Entfernung gesprochen war, daß diese
Absicht aber von einflußreichen englischen Kreisen mißbilligt, von Italien kategorisch
verworfen worden war. Überdies waren ihr die Flotten- und Truppenbewegungen
der Alliierten nicht verborgen geblieben, vor allem, daß schon am Sonnabend,
dem 9. Juni, ein französisches Geschwader im Golf von .Korinth erschienen war,
das am Sonntagmorgen zahlreiche Truppen in der Nähe von Idea (dem Hafen
von Delphi) ausgeschifft hatte. Einige Tage zuvor aber hatte Ministerpräsident
Zaimis, um eine Okkupation Thessaliens durch die Alliierten zu hindern, dem
französischen Gesandten "freiwillig" einen Teil der thessalischen Ernte zur Ver¬
fügung gestellt, deren "Sicherung" für die notleidende Salonikiarmee ohne Rück¬
sicht auf den eigenen Bedarf des Landes von den Alliierten ins Auge gefaßt
worden war.

Auch Jonnart wiederholte in seiner ersten Unterredung mit Zauns am
Spätnachmittag des 10. Juni an Bord des Panzers "Justice" die Beteuerungen
Guillemins, sprach auch von König Konstantin mit vieler Sympathie, fügte aber
bei, daß die Schutzmächte über die Person des Königs in Verhandlungen begriffen
seien, wogegen Za'imis natürlich sogleich Protest erhob. Notgedrungen aber mußte
er der im Widerspruch mit Guillemins Zusicherungen schriftlich gestellten For¬
derung sich fügen, er solle die Schutzmächte zu einer Verstärkung ihrer Truppen
auf dem Isthmus von Korinth und zu einer Besetzung gewisser thessalischer Städte
ermächtigen: durch diese der griechischen Regierung abgezwungene Erlaubnis sollte
der griechischen Verfassung Genüge geschehen und den militärischen Maßnahmen
zur Entthronung des Königs ein Anschein von Loyalität gegeben werden. Da¬
gegen ließ Jonnart daS der Verfassung widersprechende Ansinnen, eine Reihe
mißliebiger politischer Persönlichkeiten wie Gunaris, Dusmcmis, Metaxas u. a.
aus Griechenland zu entfernen, vorläufig fallen: doch sei es zur Beruhigung des
Landes notwendig, die wegen Hochverrats verfolgten Veniselisten zu begnadigen
und die Frage einer allgemeinen Amnestie für alle an den aufrührerischen Be¬
wegungen Beteiligten in Erwägung zu ziehen. Tatsächlich hatten am 2. Dezember
1916, als schon die französischen Truppen, die nach Ablehnung des Ultimatums
vom 24. November gegen Athen marschierten, zum Rückzüge auf die Schiffe ge¬
zwungen worden waren, die Veniselisten in Athen einen Pulses versucht, der in
blutigen Straßenkämpfen unterdrückt worden war: näheres darüber in der offi¬
ziellen Darstellung "I^e guet-spens ein l er "Zöoembro 1916 a ^treues. Ooeuments"
(Publication nie I'"Amor nellenique cke Suisse". Qeneve 1917). Doch war
bereits gemäß dem Ultimatum vom 31. Dezember 1916 die EntHaftung der an¬
geklagten Aufrührer erfolgt, während zahlreiche Bischöfe, Geistliche, Abgeordnete,
Richter, Verwaltungsbeamte. Offiziere, Mannschaften, die vom veniselistischen
Triumvirat in Saloniki wegen ihrer politischen Haltung eingekerkert waren, im
strikten Widerspruch mit den formellen Versprechungen der Gesandten der "Schutz¬
mächte" noch in Haft sich befanden. Endlich erklärte Jonnart, daß die Mächte
den Willen des griechischen Volkes, neutral zu bleiben, achteten und daß sie um
keinen Preis es in den e ropäischen"Krieg hineinziehen, noch sich in seine innere
Politik einmischen wollten: so in Übereinstimmung mit den ausdrücklichen Ver-


König Konstantins Sturz

Als der Oberkommissar der Alliierten, Jonnart, am Sonntag, dem 10. Juni,
von Saloniki her im Piräus ankam, war weder seine Eigenschaft, noch seine
Absicht der griechischen Regierung bekannt, da selbst der französische Gesandte in
Athen, Guillemin, der gerade damals aus „Gesundheitsgründen" in Urlaub gehen
mußte, sich darüber nicht genauer unterrichtet zeigte. Guillemin hatte noch tags
zuvor dem Ministerpräsidenten Za'imis gegenüber betont, was diesem schon am
4. Juni von dem Begleiter Jonnarts, dem Abgeordneten David, versichert worden
war, datz die „Schutzmächte" nur die Einheit des — von der veniselistischen Be¬
wegung zerrissenen — Griechenlands anstrebten, „ohne jemals seine Verfassung
oder Dynastie antasten zu wollen".

Bekannt geworden war der griechischen Regierung nur, daß bei den letzten
Verhandlungen zwischen Lloyd George und Ribot von einer Thronsntsetzung König
Konstantins oder wenigstens seiner zeitweiligen Entfernung gesprochen war, daß diese
Absicht aber von einflußreichen englischen Kreisen mißbilligt, von Italien kategorisch
verworfen worden war. Überdies waren ihr die Flotten- und Truppenbewegungen
der Alliierten nicht verborgen geblieben, vor allem, daß schon am Sonnabend,
dem 9. Juni, ein französisches Geschwader im Golf von .Korinth erschienen war,
das am Sonntagmorgen zahlreiche Truppen in der Nähe von Idea (dem Hafen
von Delphi) ausgeschifft hatte. Einige Tage zuvor aber hatte Ministerpräsident
Zaimis, um eine Okkupation Thessaliens durch die Alliierten zu hindern, dem
französischen Gesandten „freiwillig" einen Teil der thessalischen Ernte zur Ver¬
fügung gestellt, deren „Sicherung" für die notleidende Salonikiarmee ohne Rück¬
sicht auf den eigenen Bedarf des Landes von den Alliierten ins Auge gefaßt
worden war.

Auch Jonnart wiederholte in seiner ersten Unterredung mit Zauns am
Spätnachmittag des 10. Juni an Bord des Panzers „Justice" die Beteuerungen
Guillemins, sprach auch von König Konstantin mit vieler Sympathie, fügte aber
bei, daß die Schutzmächte über die Person des Königs in Verhandlungen begriffen
seien, wogegen Za'imis natürlich sogleich Protest erhob. Notgedrungen aber mußte
er der im Widerspruch mit Guillemins Zusicherungen schriftlich gestellten For¬
derung sich fügen, er solle die Schutzmächte zu einer Verstärkung ihrer Truppen
auf dem Isthmus von Korinth und zu einer Besetzung gewisser thessalischer Städte
ermächtigen: durch diese der griechischen Regierung abgezwungene Erlaubnis sollte
der griechischen Verfassung Genüge geschehen und den militärischen Maßnahmen
zur Entthronung des Königs ein Anschein von Loyalität gegeben werden. Da¬
gegen ließ Jonnart daS der Verfassung widersprechende Ansinnen, eine Reihe
mißliebiger politischer Persönlichkeiten wie Gunaris, Dusmcmis, Metaxas u. a.
aus Griechenland zu entfernen, vorläufig fallen: doch sei es zur Beruhigung des
Landes notwendig, die wegen Hochverrats verfolgten Veniselisten zu begnadigen
und die Frage einer allgemeinen Amnestie für alle an den aufrührerischen Be¬
wegungen Beteiligten in Erwägung zu ziehen. Tatsächlich hatten am 2. Dezember
1916, als schon die französischen Truppen, die nach Ablehnung des Ultimatums
vom 24. November gegen Athen marschierten, zum Rückzüge auf die Schiffe ge¬
zwungen worden waren, die Veniselisten in Athen einen Pulses versucht, der in
blutigen Straßenkämpfen unterdrückt worden war: näheres darüber in der offi¬
ziellen Darstellung „I^e guet-spens ein l er «Zöoembro 1916 a ^treues. Ooeuments"
(Publication nie I'„Amor nellenique cke Suisse". Qeneve 1917). Doch war
bereits gemäß dem Ultimatum vom 31. Dezember 1916 die EntHaftung der an¬
geklagten Aufrührer erfolgt, während zahlreiche Bischöfe, Geistliche, Abgeordnete,
Richter, Verwaltungsbeamte. Offiziere, Mannschaften, die vom veniselistischen
Triumvirat in Saloniki wegen ihrer politischen Haltung eingekerkert waren, im
strikten Widerspruch mit den formellen Versprechungen der Gesandten der „Schutz¬
mächte" noch in Haft sich befanden. Endlich erklärte Jonnart, daß die Mächte
den Willen des griechischen Volkes, neutral zu bleiben, achteten und daß sie um
keinen Preis es in den e ropäischen„Krieg hineinziehen, noch sich in seine innere
Politik einmischen wollten: so in Übereinstimmung mit den ausdrücklichen Ver-


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[0169] König Konstantins Sturz Als der Oberkommissar der Alliierten, Jonnart, am Sonntag, dem 10. Juni, von Saloniki her im Piräus ankam, war weder seine Eigenschaft, noch seine Absicht der griechischen Regierung bekannt, da selbst der französische Gesandte in Athen, Guillemin, der gerade damals aus „Gesundheitsgründen" in Urlaub gehen mußte, sich darüber nicht genauer unterrichtet zeigte. Guillemin hatte noch tags zuvor dem Ministerpräsidenten Za'imis gegenüber betont, was diesem schon am 4. Juni von dem Begleiter Jonnarts, dem Abgeordneten David, versichert worden war, datz die „Schutzmächte" nur die Einheit des — von der veniselistischen Be¬ wegung zerrissenen — Griechenlands anstrebten, „ohne jemals seine Verfassung oder Dynastie antasten zu wollen". Bekannt geworden war der griechischen Regierung nur, daß bei den letzten Verhandlungen zwischen Lloyd George und Ribot von einer Thronsntsetzung König Konstantins oder wenigstens seiner zeitweiligen Entfernung gesprochen war, daß diese Absicht aber von einflußreichen englischen Kreisen mißbilligt, von Italien kategorisch verworfen worden war. Überdies waren ihr die Flotten- und Truppenbewegungen der Alliierten nicht verborgen geblieben, vor allem, daß schon am Sonnabend, dem 9. Juni, ein französisches Geschwader im Golf von .Korinth erschienen war, das am Sonntagmorgen zahlreiche Truppen in der Nähe von Idea (dem Hafen von Delphi) ausgeschifft hatte. Einige Tage zuvor aber hatte Ministerpräsident Zaimis, um eine Okkupation Thessaliens durch die Alliierten zu hindern, dem französischen Gesandten „freiwillig" einen Teil der thessalischen Ernte zur Ver¬ fügung gestellt, deren „Sicherung" für die notleidende Salonikiarmee ohne Rück¬ sicht auf den eigenen Bedarf des Landes von den Alliierten ins Auge gefaßt worden war. Auch Jonnart wiederholte in seiner ersten Unterredung mit Zauns am Spätnachmittag des 10. Juni an Bord des Panzers „Justice" die Beteuerungen Guillemins, sprach auch von König Konstantin mit vieler Sympathie, fügte aber bei, daß die Schutzmächte über die Person des Königs in Verhandlungen begriffen seien, wogegen Za'imis natürlich sogleich Protest erhob. Notgedrungen aber mußte er der im Widerspruch mit Guillemins Zusicherungen schriftlich gestellten For¬ derung sich fügen, er solle die Schutzmächte zu einer Verstärkung ihrer Truppen auf dem Isthmus von Korinth und zu einer Besetzung gewisser thessalischer Städte ermächtigen: durch diese der griechischen Regierung abgezwungene Erlaubnis sollte der griechischen Verfassung Genüge geschehen und den militärischen Maßnahmen zur Entthronung des Königs ein Anschein von Loyalität gegeben werden. Da¬ gegen ließ Jonnart daS der Verfassung widersprechende Ansinnen, eine Reihe mißliebiger politischer Persönlichkeiten wie Gunaris, Dusmcmis, Metaxas u. a. aus Griechenland zu entfernen, vorläufig fallen: doch sei es zur Beruhigung des Landes notwendig, die wegen Hochverrats verfolgten Veniselisten zu begnadigen und die Frage einer allgemeinen Amnestie für alle an den aufrührerischen Be¬ wegungen Beteiligten in Erwägung zu ziehen. Tatsächlich hatten am 2. Dezember 1916, als schon die französischen Truppen, die nach Ablehnung des Ultimatums vom 24. November gegen Athen marschierten, zum Rückzüge auf die Schiffe ge¬ zwungen worden waren, die Veniselisten in Athen einen Pulses versucht, der in blutigen Straßenkämpfen unterdrückt worden war: näheres darüber in der offi¬ ziellen Darstellung „I^e guet-spens ein l er «Zöoembro 1916 a ^treues. Ooeuments" (Publication nie I'„Amor nellenique cke Suisse". Qeneve 1917). Doch war bereits gemäß dem Ultimatum vom 31. Dezember 1916 die EntHaftung der an¬ geklagten Aufrührer erfolgt, während zahlreiche Bischöfe, Geistliche, Abgeordnete, Richter, Verwaltungsbeamte. Offiziere, Mannschaften, die vom veniselistischen Triumvirat in Saloniki wegen ihrer politischen Haltung eingekerkert waren, im strikten Widerspruch mit den formellen Versprechungen der Gesandten der „Schutz¬ mächte" noch in Haft sich befanden. Endlich erklärte Jonnart, daß die Mächte den Willen des griechischen Volkes, neutral zu bleiben, achteten und daß sie um keinen Preis es in den e ropäischen„Krieg hineinziehen, noch sich in seine innere Politik einmischen wollten: so in Übereinstimmung mit den ausdrücklichen Ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/169>, abgerufen am 24.08.2024.