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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Aönig Konstantins Sturz

der König möge der äußersten Forderung der Entente widerstehen, einzelne rieten
sogar, der König möge sich lieber der Entente gefangen geben, als vor ihr zurück¬
weichen: denn schon durch die Ausschiffung alliierter Truppen in Saloniki (Anfang
Oktober 1915) und durch die Besetzung der griechischen Inseln sei die Neutralität
Griechenlands, der Verfassung zum Trotz, verletzt worden; nachdem man dann die
allgemeine Demobilisierung erzwungen, habe man die Kontrolle aller Zweige der
Verwaltung an sich gerissen, der griechischen Flotte sich bemächtigt, durch die
Blockade seit sechs Monaten bereits das Land dem Hunger preisgegeben, die ge¬
samte Armee mit allem Kriegsmaterial "aus Sorge um die Sicherheit der Armee
des Generals Sarrail" in den Peloponnes eingesperrt', setzt wolle man die Ver-
fassung völlig vernichten. Wie aber könne man nach den fortgesetzten Wortbrüchen
der Schutzmächte annehmen, daß mit der Abdankung des Königs dem Lande
größere Leiden erspart würden? Welche Garantien gebe denn Jonnart, daß man
nicht Veniselos mit Waffengewalt zur Macht zurückführen und Griechenland zur
Teilnahme am Kriege gegen die Zentralmächte zwingen wolle? Bisher habe das
Land alle Demütigungen über sich ergehen lassen, einzig deshalb, um außerhalb
des Konfliktes zu' bleiben und seine Kraft für die Zukunft zu sparen, im Ver¬
trauen auf die feierlichen Versprechungen der Verbündeten. Jetzt sei es besser,
zugrunde zu gehen, als sich völlig zu entehren.

Dies waren die Gesichtspunkte, die von Gunaris, Dragumis, Lambros,
Dimitmkopulos, Kalogeropulos und Skuludis für Widerstand gegen die Förde-
rungen der "Schutzmächte" ins Feld geführt wurden; nur Zauns und Stratos
sprachen sich zugunsten einer weniger intransigenten Haltung aus. Auch Prinz
Alexander, der dem Kronrate beiwohnte, erklärte immer wieder, daß seine Kräfte
nicht ausreichten, die schwere Bürde deS Königtums auf sich zu nehmen. Aber
bald erkannte man, daß der König fest entschlossen war, das Ultimatum anzu¬
nehmen und mit dem Kronprinzen das Land zu verlassen. Er blieb auch un¬
erschütterlich gegenüber allen Gegengründen, denen er kurz die leitende Idee seiner
seit Kriegsbeginn befolgten Politik entgegenstellte: unter keinen Umständen die
Neutralität aufzugeben und darum auch nicht in einen Konflikt mit den Schutz-
inächten sich zu stürzen; darum betrachte er es als seine Pflicht dem Vaterlande
gegenüber, das Opfer zu bringen, um das Land vor größerem Unheil zu be¬
wahren. So wurde die Annahme des Ultimatums beschlossen -- am gleichen
Tage, an welchem einst der letzte Paläologe auf den Mauern von Konstanti¬
nopel fiel."

Während dessen hatten die Alliierten durch die Agentur "Radio die Mit¬
teilung verbreiten lassen: nach friedlicher Lösung der gegenwärtigen Krise würden
die Alliierten sich baldigst der Lebensmittelversorgung des Landes annehmen;
die Blockade werde aufgehoben werden; keinerlei Repressalie werde geduldet werden;
keinesfalls werde man Griechenland zwingen, die Neutralität aufzugeben; nur die
Einigung des Landes und die Festigung' des verfassungsmäßigen Regimentes sei
das Ziel der Alliierten, die ein einiges, starkes und unabhängiges Griechenland
schaffen wollten; jeder Widerstand aber werde rin allen Mitteln unterdrückt werden,
Griechenland habe dann die"FoIgen sich selber zuzuschreiben.

Die Beruhigung der Öffentlichkeit war indessen nur von kurzer Dauer.
Bald schon begannen die Forderungen Jonnarts ruchbar zu werden, und eine
ungeheure Aufregung bemächtigte sich des Volkes. Zwar hatte Prinz Alexander
im Auftrage des Königs sich zum Kommandanten des ersten Armeekorps begeben,
um die in Athen anwesenden Offiziere zu ernähren, sie sollten absolute Ruhe
bewahren und jeder Entscheidung sich unterwerfen. Zwar hatte der Polizei¬
präsident einflußreiche Persönlichkeiten aus allen Stadtvierteln zu sich beschieden,
um sie in gleichem Sinne zu bearbeiten. Aber die Aufregung stieg, als man von
der Besetzung des Isthmus durch französische Truppen, in der vergangenen Nacht
von der Verstärkung der bei Keratsini (nahe Salamis) versammelten Seestreitkräfte
der Alliierten erfuhr. Man kolportierte, eine Äußerung. Jonnarts, er könne
Griechenland das Schicksal seiner unbarmherzig bombardierten Vaterstadt Arras


Aönig Konstantins Sturz

der König möge der äußersten Forderung der Entente widerstehen, einzelne rieten
sogar, der König möge sich lieber der Entente gefangen geben, als vor ihr zurück¬
weichen: denn schon durch die Ausschiffung alliierter Truppen in Saloniki (Anfang
Oktober 1915) und durch die Besetzung der griechischen Inseln sei die Neutralität
Griechenlands, der Verfassung zum Trotz, verletzt worden; nachdem man dann die
allgemeine Demobilisierung erzwungen, habe man die Kontrolle aller Zweige der
Verwaltung an sich gerissen, der griechischen Flotte sich bemächtigt, durch die
Blockade seit sechs Monaten bereits das Land dem Hunger preisgegeben, die ge¬
samte Armee mit allem Kriegsmaterial „aus Sorge um die Sicherheit der Armee
des Generals Sarrail" in den Peloponnes eingesperrt', setzt wolle man die Ver-
fassung völlig vernichten. Wie aber könne man nach den fortgesetzten Wortbrüchen
der Schutzmächte annehmen, daß mit der Abdankung des Königs dem Lande
größere Leiden erspart würden? Welche Garantien gebe denn Jonnart, daß man
nicht Veniselos mit Waffengewalt zur Macht zurückführen und Griechenland zur
Teilnahme am Kriege gegen die Zentralmächte zwingen wolle? Bisher habe das
Land alle Demütigungen über sich ergehen lassen, einzig deshalb, um außerhalb
des Konfliktes zu' bleiben und seine Kraft für die Zukunft zu sparen, im Ver¬
trauen auf die feierlichen Versprechungen der Verbündeten. Jetzt sei es besser,
zugrunde zu gehen, als sich völlig zu entehren.

Dies waren die Gesichtspunkte, die von Gunaris, Dragumis, Lambros,
Dimitmkopulos, Kalogeropulos und Skuludis für Widerstand gegen die Förde-
rungen der „Schutzmächte" ins Feld geführt wurden; nur Zauns und Stratos
sprachen sich zugunsten einer weniger intransigenten Haltung aus. Auch Prinz
Alexander, der dem Kronrate beiwohnte, erklärte immer wieder, daß seine Kräfte
nicht ausreichten, die schwere Bürde deS Königtums auf sich zu nehmen. Aber
bald erkannte man, daß der König fest entschlossen war, das Ultimatum anzu¬
nehmen und mit dem Kronprinzen das Land zu verlassen. Er blieb auch un¬
erschütterlich gegenüber allen Gegengründen, denen er kurz die leitende Idee seiner
seit Kriegsbeginn befolgten Politik entgegenstellte: unter keinen Umständen die
Neutralität aufzugeben und darum auch nicht in einen Konflikt mit den Schutz-
inächten sich zu stürzen; darum betrachte er es als seine Pflicht dem Vaterlande
gegenüber, das Opfer zu bringen, um das Land vor größerem Unheil zu be¬
wahren. So wurde die Annahme des Ultimatums beschlossen — am gleichen
Tage, an welchem einst der letzte Paläologe auf den Mauern von Konstanti¬
nopel fiel."

Während dessen hatten die Alliierten durch die Agentur „Radio die Mit¬
teilung verbreiten lassen: nach friedlicher Lösung der gegenwärtigen Krise würden
die Alliierten sich baldigst der Lebensmittelversorgung des Landes annehmen;
die Blockade werde aufgehoben werden; keinerlei Repressalie werde geduldet werden;
keinesfalls werde man Griechenland zwingen, die Neutralität aufzugeben; nur die
Einigung des Landes und die Festigung' des verfassungsmäßigen Regimentes sei
das Ziel der Alliierten, die ein einiges, starkes und unabhängiges Griechenland
schaffen wollten; jeder Widerstand aber werde rin allen Mitteln unterdrückt werden,
Griechenland habe dann die„FoIgen sich selber zuzuschreiben.

Die Beruhigung der Öffentlichkeit war indessen nur von kurzer Dauer.
Bald schon begannen die Forderungen Jonnarts ruchbar zu werden, und eine
ungeheure Aufregung bemächtigte sich des Volkes. Zwar hatte Prinz Alexander
im Auftrage des Königs sich zum Kommandanten des ersten Armeekorps begeben,
um die in Athen anwesenden Offiziere zu ernähren, sie sollten absolute Ruhe
bewahren und jeder Entscheidung sich unterwerfen. Zwar hatte der Polizei¬
präsident einflußreiche Persönlichkeiten aus allen Stadtvierteln zu sich beschieden,
um sie in gleichem Sinne zu bearbeiten. Aber die Aufregung stieg, als man von
der Besetzung des Isthmus durch französische Truppen, in der vergangenen Nacht
von der Verstärkung der bei Keratsini (nahe Salamis) versammelten Seestreitkräfte
der Alliierten erfuhr. Man kolportierte, eine Äußerung. Jonnarts, er könne
Griechenland das Schicksal seiner unbarmherzig bombardierten Vaterstadt Arras


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[0171] Aönig Konstantins Sturz der König möge der äußersten Forderung der Entente widerstehen, einzelne rieten sogar, der König möge sich lieber der Entente gefangen geben, als vor ihr zurück¬ weichen: denn schon durch die Ausschiffung alliierter Truppen in Saloniki (Anfang Oktober 1915) und durch die Besetzung der griechischen Inseln sei die Neutralität Griechenlands, der Verfassung zum Trotz, verletzt worden; nachdem man dann die allgemeine Demobilisierung erzwungen, habe man die Kontrolle aller Zweige der Verwaltung an sich gerissen, der griechischen Flotte sich bemächtigt, durch die Blockade seit sechs Monaten bereits das Land dem Hunger preisgegeben, die ge¬ samte Armee mit allem Kriegsmaterial „aus Sorge um die Sicherheit der Armee des Generals Sarrail" in den Peloponnes eingesperrt', setzt wolle man die Ver- fassung völlig vernichten. Wie aber könne man nach den fortgesetzten Wortbrüchen der Schutzmächte annehmen, daß mit der Abdankung des Königs dem Lande größere Leiden erspart würden? Welche Garantien gebe denn Jonnart, daß man nicht Veniselos mit Waffengewalt zur Macht zurückführen und Griechenland zur Teilnahme am Kriege gegen die Zentralmächte zwingen wolle? Bisher habe das Land alle Demütigungen über sich ergehen lassen, einzig deshalb, um außerhalb des Konfliktes zu' bleiben und seine Kraft für die Zukunft zu sparen, im Ver¬ trauen auf die feierlichen Versprechungen der Verbündeten. Jetzt sei es besser, zugrunde zu gehen, als sich völlig zu entehren. Dies waren die Gesichtspunkte, die von Gunaris, Dragumis, Lambros, Dimitmkopulos, Kalogeropulos und Skuludis für Widerstand gegen die Förde- rungen der „Schutzmächte" ins Feld geführt wurden; nur Zauns und Stratos sprachen sich zugunsten einer weniger intransigenten Haltung aus. Auch Prinz Alexander, der dem Kronrate beiwohnte, erklärte immer wieder, daß seine Kräfte nicht ausreichten, die schwere Bürde deS Königtums auf sich zu nehmen. Aber bald erkannte man, daß der König fest entschlossen war, das Ultimatum anzu¬ nehmen und mit dem Kronprinzen das Land zu verlassen. Er blieb auch un¬ erschütterlich gegenüber allen Gegengründen, denen er kurz die leitende Idee seiner seit Kriegsbeginn befolgten Politik entgegenstellte: unter keinen Umständen die Neutralität aufzugeben und darum auch nicht in einen Konflikt mit den Schutz- inächten sich zu stürzen; darum betrachte er es als seine Pflicht dem Vaterlande gegenüber, das Opfer zu bringen, um das Land vor größerem Unheil zu be¬ wahren. So wurde die Annahme des Ultimatums beschlossen — am gleichen Tage, an welchem einst der letzte Paläologe auf den Mauern von Konstanti¬ nopel fiel." Während dessen hatten die Alliierten durch die Agentur „Radio die Mit¬ teilung verbreiten lassen: nach friedlicher Lösung der gegenwärtigen Krise würden die Alliierten sich baldigst der Lebensmittelversorgung des Landes annehmen; die Blockade werde aufgehoben werden; keinerlei Repressalie werde geduldet werden; keinesfalls werde man Griechenland zwingen, die Neutralität aufzugeben; nur die Einigung des Landes und die Festigung' des verfassungsmäßigen Regimentes sei das Ziel der Alliierten, die ein einiges, starkes und unabhängiges Griechenland schaffen wollten; jeder Widerstand aber werde rin allen Mitteln unterdrückt werden, Griechenland habe dann die„FoIgen sich selber zuzuschreiben. Die Beruhigung der Öffentlichkeit war indessen nur von kurzer Dauer. Bald schon begannen die Forderungen Jonnarts ruchbar zu werden, und eine ungeheure Aufregung bemächtigte sich des Volkes. Zwar hatte Prinz Alexander im Auftrage des Königs sich zum Kommandanten des ersten Armeekorps begeben, um die in Athen anwesenden Offiziere zu ernähren, sie sollten absolute Ruhe bewahren und jeder Entscheidung sich unterwerfen. Zwar hatte der Polizei¬ präsident einflußreiche Persönlichkeiten aus allen Stadtvierteln zu sich beschieden, um sie in gleichem Sinne zu bearbeiten. Aber die Aufregung stieg, als man von der Besetzung des Isthmus durch französische Truppen, in der vergangenen Nacht von der Verstärkung der bei Keratsini (nahe Salamis) versammelten Seestreitkräfte der Alliierten erfuhr. Man kolportierte, eine Äußerung. Jonnarts, er könne Griechenland das Schicksal seiner unbarmherzig bombardierten Vaterstadt Arras

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/171>, abgerufen am 25.08.2024.