Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.der neue Burgfriede betont, daß die Vaterlandspartei sich keinenfalls in die inncrpolitischen Dinge Nie war unsereLage so aussichtsvoll als indiesemMoment! AlsderHerausgeber der neue Burgfriede betont, daß die Vaterlandspartei sich keinenfalls in die inncrpolitischen Dinge Nie war unsereLage so aussichtsvoll als indiesemMoment! AlsderHerausgeber <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0243" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/332958"/> <fw type="header" place="top"> der neue Burgfriede</fw><lb/> <p xml:id="ID_791" prev="#ID_790"> betont, daß die Vaterlandspartei sich keinenfalls in die inncrpolitischen Dinge<lb/> mischen werde, so wachsen in der Tat die Hoffnungen, daß der Burgfriede doch<lb/> vielleicht noch wie ein Phönix ans der Asche erstehen könne. Die unmittelbar be¬<lb/> vorstehende Gründung des in den Zeitungen schon vielbesprochenen neuen „Volks¬<lb/> bundes für Freiheit und Vaterland", hinter dem neben anderen großen Organi¬<lb/> sationen fast geschlossen die ganze Arbeiterschaft steht, war in der Tat ein wenig<lb/> von der Besorgnis beeinflußt, daß die Deutsche Vaterlandspartei sich zu einem<lb/> Hindernis für die freiheitlichen Reformen, an denen namentlich unsere Arbeiter-<lb/> schaft so sehr interessiert ist, auswachsen könne. Aber der Volksbund stellt durch¬<lb/> aus seine positiven Zwecke in den Vordergrund, und wenn die Vaterlandspartei<lb/> dem Geist der Tirpitzschen Rede vom 10. November treu bleibt, so wird er kaum<lb/> irgendeinen Anlaß haben, der Vaterlandspartei entgegenzutreten. Seinen Begründern<lb/> ist es ganz wesentlich darum zu tun. die breiten Massen des Volkes mit Vertrauen und<lb/> ZuversichtaufeinegedeihlicheGestaltungunserer außen-wieinnerpolitischenVerhältnisse<lb/> ZU erfüllen und der inneren Geschlossenheit, dem inneren Frieden zu dienen. Ganz<lb/> und gar auf den inneren Frieden ist vollends der ebenfalls jüngst zustande ge¬<lb/> kommene „Neichsausschuß zur Pflege des inneren Friedens" eingestellt, der eine<lb/> große Volksbewegung zugunsten des gegenseitigen Verstehens und Vertrauens, der<lb/> Anerkennung aller Parteien, Konfessionen. Weltanschauungen und sonstigen Rich-<lb/> wngen. die auf dem Boden des nationalen Staates stehen, als völlig gleich¬<lb/> berechtigter in die Wege leiten will. Ich erwähne diese Neugründungen hier, weil<lb/> sie zeigen, wie starke Kräfte des Volkes bereit sind, sich hinter eme Regierung zu<lb/> stellen, die die volle Geschlossenheit der inneren Front als das wichtigste nationale<lb/> Erfordernis anerkennt und in Tat und Wirksamkeit umzusetzen sucht. Heute heißt<lb/> die Losung: näher aneinanderrücken auf der ganzen inneren Front; denn nur so<lb/> kann der ehrenvolle Ausgang des Krieges, der Sieg gesichert werden</p><lb/> <p xml:id="ID_792"> Nie war unsereLage so aussichtsvoll als indiesemMoment! AlsderHerausgeber<lb/> dieser Blätter vor vierzehnTagen seine eindrucksvoller Betrachtungen über den Sieges¬<lb/> preis veröffentlichte, schien es noch, als sollten unsere kriegerischen Erfolge keine<lb/> M°ßer politischen Erfolge zeitigen. Heute gewinnt es den Anschein ° Z komme<lb/> doch das Gesamtgefüge der Entente ins Wanken. In Frankreich und Italien sind<lb/> die Regierungen gestürzt, in England schwankt Lloyd George, und in Rußland<lb/> geht alles drunter und drüber. Können wir in diesem Augenblick uns zu vollster<lb/> Geschlossenheit erheben, so ist uns ein gewaltiger moralischer Erfolg in der ganzen<lb/> Welt neben unseren militärischen Erfolgen gesichert, und die letzte Hoffnung der<lb/> Entente stürzt zusammen. Und darum begrüßen wir noch einmal die glückliche<lb/> Lösung der Regierungskrise, die es uns ermöglicht, auf der Grundlage burgfned-<lb/> lichen Zusammenarbeitens dem Feinde die geschlossene innere Front gegenüber¬<lb/> zustellen. Wir begrüßen die Regierung Hertling-Payer-Friedberg, gerade weit<lb/> sie uns die Dauer dieser Geschlossenheit bis zum Frieden, das heißt bis zum<lb/> Siege in Aussicht stellt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0243]
der neue Burgfriede
betont, daß die Vaterlandspartei sich keinenfalls in die inncrpolitischen Dinge
mischen werde, so wachsen in der Tat die Hoffnungen, daß der Burgfriede doch
vielleicht noch wie ein Phönix ans der Asche erstehen könne. Die unmittelbar be¬
vorstehende Gründung des in den Zeitungen schon vielbesprochenen neuen „Volks¬
bundes für Freiheit und Vaterland", hinter dem neben anderen großen Organi¬
sationen fast geschlossen die ganze Arbeiterschaft steht, war in der Tat ein wenig
von der Besorgnis beeinflußt, daß die Deutsche Vaterlandspartei sich zu einem
Hindernis für die freiheitlichen Reformen, an denen namentlich unsere Arbeiter-
schaft so sehr interessiert ist, auswachsen könne. Aber der Volksbund stellt durch¬
aus seine positiven Zwecke in den Vordergrund, und wenn die Vaterlandspartei
dem Geist der Tirpitzschen Rede vom 10. November treu bleibt, so wird er kaum
irgendeinen Anlaß haben, der Vaterlandspartei entgegenzutreten. Seinen Begründern
ist es ganz wesentlich darum zu tun. die breiten Massen des Volkes mit Vertrauen und
ZuversichtaufeinegedeihlicheGestaltungunserer außen-wieinnerpolitischenVerhältnisse
ZU erfüllen und der inneren Geschlossenheit, dem inneren Frieden zu dienen. Ganz
und gar auf den inneren Frieden ist vollends der ebenfalls jüngst zustande ge¬
kommene „Neichsausschuß zur Pflege des inneren Friedens" eingestellt, der eine
große Volksbewegung zugunsten des gegenseitigen Verstehens und Vertrauens, der
Anerkennung aller Parteien, Konfessionen. Weltanschauungen und sonstigen Rich-
wngen. die auf dem Boden des nationalen Staates stehen, als völlig gleich¬
berechtigter in die Wege leiten will. Ich erwähne diese Neugründungen hier, weil
sie zeigen, wie starke Kräfte des Volkes bereit sind, sich hinter eme Regierung zu
stellen, die die volle Geschlossenheit der inneren Front als das wichtigste nationale
Erfordernis anerkennt und in Tat und Wirksamkeit umzusetzen sucht. Heute heißt
die Losung: näher aneinanderrücken auf der ganzen inneren Front; denn nur so
kann der ehrenvolle Ausgang des Krieges, der Sieg gesichert werden
Nie war unsereLage so aussichtsvoll als indiesemMoment! AlsderHerausgeber
dieser Blätter vor vierzehnTagen seine eindrucksvoller Betrachtungen über den Sieges¬
preis veröffentlichte, schien es noch, als sollten unsere kriegerischen Erfolge keine
M°ßer politischen Erfolge zeitigen. Heute gewinnt es den Anschein ° Z komme
doch das Gesamtgefüge der Entente ins Wanken. In Frankreich und Italien sind
die Regierungen gestürzt, in England schwankt Lloyd George, und in Rußland
geht alles drunter und drüber. Können wir in diesem Augenblick uns zu vollster
Geschlossenheit erheben, so ist uns ein gewaltiger moralischer Erfolg in der ganzen
Welt neben unseren militärischen Erfolgen gesichert, und die letzte Hoffnung der
Entente stürzt zusammen. Und darum begrüßen wir noch einmal die glückliche
Lösung der Regierungskrise, die es uns ermöglicht, auf der Grundlage burgfned-
lichen Zusammenarbeitens dem Feinde die geschlossene innere Front gegenüber¬
zustellen. Wir begrüßen die Regierung Hertling-Payer-Friedberg, gerade weit
sie uns die Dauer dieser Geschlossenheit bis zum Frieden, das heißt bis zum
Siege in Aussicht stellt.
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