Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.Englands Ariegserfolge als bei den Buren nichts zu holen war, diese sich selbst überlassen hatte, so Noch behauptet sich allerdings die kleine deutsche Kriegsmacht in Ostafrika. Aber auch noch von einem anderen gewaltigen kolonialpolitischen Zukunfts¬ Englands Ariegserfolge als bei den Buren nichts zu holen war, diese sich selbst überlassen hatte, so Noch behauptet sich allerdings die kleine deutsche Kriegsmacht in Ostafrika. Aber auch noch von einem anderen gewaltigen kolonialpolitischen Zukunfts¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0080" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/332359"/> <fw type="header" place="top"> Englands Ariegserfolge</fw><lb/> <p xml:id="ID_261" prev="#ID_260"> als bei den Buren nichts zu holen war, diese sich selbst überlassen hatte, so<lb/> glaubte es auch Südwestafrika den Deutschen preisgeben zu können, weil das<lb/> Land für eine bloße Sandwüste galt. Und nun hatte es sich herausgestellt,<lb/> daß es gleich anderen Teilen Südafrikas ein reiches Diamantenland war. So<lb/> etwas darf aber nur England besitzen. Auch der wirtschaftliche Wert von Süd¬<lb/> westafrika ist so groß, daß England es nicht wieder herausgeben kann. Der<lb/> Erwerb dieses Landes ist schon jetzt ein englischer Kriegserfolg.</p><lb/> <p xml:id="ID_262"> Noch behauptet sich allerdings die kleine deutsche Kriegsmacht in Ostafrika.<lb/> Aber die Küste und ein großer Teil des Innern sind bereits im englischen Besitz.<lb/> Erschien schon bisher der Indische Ozean, der Englands wichtigsten überseeischen<lb/> Besitz umspült, beinahe als englisches Binnenmeer, so wird diese Seeherrschaft<lb/> Englands über den Indischen Ozean noch verstärkt dadurch, wenn auch die<lb/> deutsch-ostafrikanische Küste unter Englands Herrschaft steht. Aber noch etwas<lb/> anderes ist erreicht. Seit Jahrzehnten war ein zusammenhängender englischer<lb/> Besitz vom Kap bis Kairo mit einer durchgehenden Eisenbahn englisches Ideal.<lb/> Allein das deutsche Ostafrika stand dem im Wege. Und selbst der Versuch<lb/> Englands, dieses zu umgehen und von Belgien einen Landstreifen am Tanganikasee<lb/> zu erwerben, scheiterte am deutschen Widerspruche. Dieser Keil, der bisher<lb/> zwischen die englischen Besitzungen in Nord und Süd getrieben war, ist jetzt<lb/> im wesentlichen beseitigt. Die portugiesischen Küstenbesitzungen werden nunmehr<lb/> auch bald dem englischen Beschützer anheimfallen. Aber mag man sie auch<lb/> vorläufig dem portugiesischen Schützlinge belassen. Das Ergebnis steht ohnehin<lb/> fest. Das englische Ideal eines zusammenhängenden afrikanischen Reiches vom<lb/> Kap bis Kairo und darüber hinaus bis zum Mittelmeere ruht nicht mehr im<lb/> Reiche der Träume, sondern ist Wahrheit geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_263" next="#ID_264"> Aber auch noch von einem anderen gewaltigen kolonialpolitischen Zukunfts¬<lb/> traume war man in England erfüllt. Englands Kolonial- und Wirtschafts¬<lb/> macht steht und füllt mit Indien. Wohl hatte England sich den Seeweg nach<lb/> Indien in jeder Hinsicht gesichert, einmal durch die Erwerbung des Kaplandes<lb/> und einer ganzen Reihe von Jnselposten und dann nach Eröffnung des kürzeren<lb/> Weges über den Suezkanal durch die immer ausschließlichere Beherrschung des<lb/> Mittelmeeres und durch die Besetzung Ägyptens. Aber selbst für das see¬<lb/> beherrschende England war dieser Seeweg immer etwas Unsicheres. Besonders<lb/> gefährdet erschien er, seit Deutschland mit der Bagdadbahn sich eine feste Land¬<lb/> brücke von der Mitte Europas bis in den persischen Meerbusen zu bauen an¬<lb/> schickte. Jetzt wurde der Gegensatz zu England unversöhnlich. Denn es war<lb/> von jeher das Vorrecht Englands, alle großen Straßen des Welthandels zu<lb/> beherrschen. Statt der deutschen Landbrücke wollte England sich eine solche<lb/> schaffen, die zu dem deutschen Baupläne in unvereinbarem Gegensatze stand.<lb/> Diese englische Brücke geht aus von der ausschließlichen Beherrschung des<lb/> Mittelmeeres durch England. Der feste Landzusammenhang beginnt daher<lb/> erst bei Ägypten. Er soll sich dann über Arabien, Mesopotamien und das</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
Englands Ariegserfolge
als bei den Buren nichts zu holen war, diese sich selbst überlassen hatte, so
glaubte es auch Südwestafrika den Deutschen preisgeben zu können, weil das
Land für eine bloße Sandwüste galt. Und nun hatte es sich herausgestellt,
daß es gleich anderen Teilen Südafrikas ein reiches Diamantenland war. So
etwas darf aber nur England besitzen. Auch der wirtschaftliche Wert von Süd¬
westafrika ist so groß, daß England es nicht wieder herausgeben kann. Der
Erwerb dieses Landes ist schon jetzt ein englischer Kriegserfolg.
Noch behauptet sich allerdings die kleine deutsche Kriegsmacht in Ostafrika.
Aber die Küste und ein großer Teil des Innern sind bereits im englischen Besitz.
Erschien schon bisher der Indische Ozean, der Englands wichtigsten überseeischen
Besitz umspült, beinahe als englisches Binnenmeer, so wird diese Seeherrschaft
Englands über den Indischen Ozean noch verstärkt dadurch, wenn auch die
deutsch-ostafrikanische Küste unter Englands Herrschaft steht. Aber noch etwas
anderes ist erreicht. Seit Jahrzehnten war ein zusammenhängender englischer
Besitz vom Kap bis Kairo mit einer durchgehenden Eisenbahn englisches Ideal.
Allein das deutsche Ostafrika stand dem im Wege. Und selbst der Versuch
Englands, dieses zu umgehen und von Belgien einen Landstreifen am Tanganikasee
zu erwerben, scheiterte am deutschen Widerspruche. Dieser Keil, der bisher
zwischen die englischen Besitzungen in Nord und Süd getrieben war, ist jetzt
im wesentlichen beseitigt. Die portugiesischen Küstenbesitzungen werden nunmehr
auch bald dem englischen Beschützer anheimfallen. Aber mag man sie auch
vorläufig dem portugiesischen Schützlinge belassen. Das Ergebnis steht ohnehin
fest. Das englische Ideal eines zusammenhängenden afrikanischen Reiches vom
Kap bis Kairo und darüber hinaus bis zum Mittelmeere ruht nicht mehr im
Reiche der Träume, sondern ist Wahrheit geworden.
Aber auch noch von einem anderen gewaltigen kolonialpolitischen Zukunfts¬
traume war man in England erfüllt. Englands Kolonial- und Wirtschafts¬
macht steht und füllt mit Indien. Wohl hatte England sich den Seeweg nach
Indien in jeder Hinsicht gesichert, einmal durch die Erwerbung des Kaplandes
und einer ganzen Reihe von Jnselposten und dann nach Eröffnung des kürzeren
Weges über den Suezkanal durch die immer ausschließlichere Beherrschung des
Mittelmeeres und durch die Besetzung Ägyptens. Aber selbst für das see¬
beherrschende England war dieser Seeweg immer etwas Unsicheres. Besonders
gefährdet erschien er, seit Deutschland mit der Bagdadbahn sich eine feste Land¬
brücke von der Mitte Europas bis in den persischen Meerbusen zu bauen an¬
schickte. Jetzt wurde der Gegensatz zu England unversöhnlich. Denn es war
von jeher das Vorrecht Englands, alle großen Straßen des Welthandels zu
beherrschen. Statt der deutschen Landbrücke wollte England sich eine solche
schaffen, die zu dem deutschen Baupläne in unvereinbarem Gegensatze stand.
Diese englische Brücke geht aus von der ausschließlichen Beherrschung des
Mittelmeeres durch England. Der feste Landzusammenhang beginnt daher
erst bei Ägypten. Er soll sich dann über Arabien, Mesopotamien und das
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