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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Englands Rriegserfolge

südliche Persien nach dem schon englischen Beludschistan und damit unmittelbar
nach Indien erstrecken. Der Angelpunkt des Zusammenstoßes der deutsch¬
englischen Interessen war dabei Bagdad und die Mündung des Euphrat und
Tigris. Hier hatte nur eine der beiden Landbrücken Platz, die deutsche oder
die englische, und die andere mußte weichen.

Der deutsche Plan setzte die Erhaltung und Stärkung der Türkei im
engsten Anschlusse an Deutschland voraus, der englische erforderte ihre Zer¬
trümmerung und die Übertragung des Kalifates vom türkischen Sultan auf
einen arabischen Schützling Englands, um damit die Millionen muhammedanischer
Untertanen Englands in Gehorsam zu halten. Der deutsch-englische Gegensatz
wurde damit gleichzeitig zu einem englisch-türkischen, bei dem es sich für die
Türkei um Sein oder Nichtsein handelte.

Wohl schien es anfangs, als werde auf diesem Gebiete die Türkei im
Bunde mit Deutschland das Übergewicht gewinnen. Ägypten war eine der
verwundbarsten Stellen des englischen Weltreiches. Und hier konnte es zu
Lande getroffen werden. Immer wieder fragte man sich: Wann werden die
Türken von der Sinai-Halbinsel aus den Suezkanal überschreiten und Ägypten
von der englischen Fremdherrschaft befreien?

Gegenüber dieser Bedrohung Ägyptens war es ein geschickter Zug der
englischen Politik, in Mesopotamien zu landen und damit die militärischen
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Nieder!" ^ Vo.gdad mißglückte, das englische Heer erlitt eine
Beiall. r! ^chvlM. ^ ^ Aut-el-Amara eingeschlossene englische
err,n kapitulieren. Es waren die letzten, noch nach seinem Tode
alückl ^ ^ Feldmarschalls v. d. Goltz. Doch beim zweiten Ansätze
gullle^ ^W. und die Engländer konnten die alte Kalifenstadt der Massiven,
^agdad. besetzen. Allerdings war diese Tatsache militärisch nicht entscheidend,
^cum hinterher kamen sie keinen Schritt weiter. Aber die moralische Bedeutung
war um so größer. Und schließlich hatte England doch Mesopotamien von der
Türkei losgesprengt.

Von einem türkischen Angriffe auf Ägypten ist es still geworden. Statt
dessen greift England von Ägypten aus Syrien an. Allerdings hat eine zwei¬
malige englische Niederlage bei Gaza den englischen Vormarsch vorläufig auf¬
gehalten und Jerusalem konnte vorläufig nur aus der Luft mit englischen
Bomben belegt werden. Aber im allgemeinen scheint doch Palästina mehr von
England bedroht, als Ägypten von der Türkei.

Wie weit die türkische Herrschaft in Arabien von England unterwühlt war,
und es den Türken gelungen ist, sie wiederherzustellen, ist im einzelnen nicht
bekannt. Eine gesicherte militärische Beherrschung des Landes ist wahrscheinlich
keinem von beiden Teilen möglich.

Gewiß ist die Besiegung der Türkei den Engländern nicht gelungen und
erscheint auch für die Zukunft ausgeschlossen, zumal trotz der Vereinigung der


Englands Rriegserfolge

südliche Persien nach dem schon englischen Beludschistan und damit unmittelbar
nach Indien erstrecken. Der Angelpunkt des Zusammenstoßes der deutsch¬
englischen Interessen war dabei Bagdad und die Mündung des Euphrat und
Tigris. Hier hatte nur eine der beiden Landbrücken Platz, die deutsche oder
die englische, und die andere mußte weichen.

Der deutsche Plan setzte die Erhaltung und Stärkung der Türkei im
engsten Anschlusse an Deutschland voraus, der englische erforderte ihre Zer¬
trümmerung und die Übertragung des Kalifates vom türkischen Sultan auf
einen arabischen Schützling Englands, um damit die Millionen muhammedanischer
Untertanen Englands in Gehorsam zu halten. Der deutsch-englische Gegensatz
wurde damit gleichzeitig zu einem englisch-türkischen, bei dem es sich für die
Türkei um Sein oder Nichtsein handelte.

Wohl schien es anfangs, als werde auf diesem Gebiete die Türkei im
Bunde mit Deutschland das Übergewicht gewinnen. Ägypten war eine der
verwundbarsten Stellen des englischen Weltreiches. Und hier konnte es zu
Lande getroffen werden. Immer wieder fragte man sich: Wann werden die
Türken von der Sinai-Halbinsel aus den Suezkanal überschreiten und Ägypten
von der englischen Fremdherrschaft befreien?

Gegenüber dieser Bedrohung Ägyptens war es ein geschickter Zug der
englischen Politik, in Mesopotamien zu landen und damit die militärischen
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gullle^ ^W. und die Engländer konnten die alte Kalifenstadt der Massiven,
^agdad. besetzen. Allerdings war diese Tatsache militärisch nicht entscheidend,
^cum hinterher kamen sie keinen Schritt weiter. Aber die moralische Bedeutung
war um so größer. Und schließlich hatte England doch Mesopotamien von der
Türkei losgesprengt.

Von einem türkischen Angriffe auf Ägypten ist es still geworden. Statt
dessen greift England von Ägypten aus Syrien an. Allerdings hat eine zwei¬
malige englische Niederlage bei Gaza den englischen Vormarsch vorläufig auf¬
gehalten und Jerusalem konnte vorläufig nur aus der Luft mit englischen
Bomben belegt werden. Aber im allgemeinen scheint doch Palästina mehr von
England bedroht, als Ägypten von der Türkei.

Wie weit die türkische Herrschaft in Arabien von England unterwühlt war,
und es den Türken gelungen ist, sie wiederherzustellen, ist im einzelnen nicht
bekannt. Eine gesicherte militärische Beherrschung des Landes ist wahrscheinlich
keinem von beiden Teilen möglich.

Gewiß ist die Besiegung der Türkei den Engländern nicht gelungen und
erscheint auch für die Zukunft ausgeschlossen, zumal trotz der Vereinigung der


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[0081] Englands Rriegserfolge südliche Persien nach dem schon englischen Beludschistan und damit unmittelbar nach Indien erstrecken. Der Angelpunkt des Zusammenstoßes der deutsch¬ englischen Interessen war dabei Bagdad und die Mündung des Euphrat und Tigris. Hier hatte nur eine der beiden Landbrücken Platz, die deutsche oder die englische, und die andere mußte weichen. Der deutsche Plan setzte die Erhaltung und Stärkung der Türkei im engsten Anschlusse an Deutschland voraus, der englische erforderte ihre Zer¬ trümmerung und die Übertragung des Kalifates vom türkischen Sultan auf einen arabischen Schützling Englands, um damit die Millionen muhammedanischer Untertanen Englands in Gehorsam zu halten. Der deutsch-englische Gegensatz wurde damit gleichzeitig zu einem englisch-türkischen, bei dem es sich für die Türkei um Sein oder Nichtsein handelte. Wohl schien es anfangs, als werde auf diesem Gebiete die Türkei im Bunde mit Deutschland das Übergewicht gewinnen. Ägypten war eine der verwundbarsten Stellen des englischen Weltreiches. Und hier konnte es zu Lande getroffen werden. Immer wieder fragte man sich: Wann werden die Türken von der Sinai-Halbinsel aus den Suezkanal überschreiten und Ägypten von der englischen Fremdherrschaft befreien? Gegenüber dieser Bedrohung Ägyptens war es ein geschickter Zug der englischen Politik, in Mesopotamien zu landen und damit die militärischen Kr/ito Ka" o.'!^«.? , -A>»'ist 5> ----->^i"-">"-"i.» AU i,Ul>on»l u»v u^indi I»et>4u>^u^i> aro5 N ^ ^ Freilich waren die Erfolge anfangs nicht fehr Nieder!» ^ Vo.gdad mißglückte, das englische Heer erlitt eine Beiall. r! ^chvlM. ^ ^ Aut-el-Amara eingeschlossene englische err,n kapitulieren. Es waren die letzten, noch nach seinem Tode alückl ^ ^ Feldmarschalls v. d. Goltz. Doch beim zweiten Ansätze gullle^ ^W. und die Engländer konnten die alte Kalifenstadt der Massiven, ^agdad. besetzen. Allerdings war diese Tatsache militärisch nicht entscheidend, ^cum hinterher kamen sie keinen Schritt weiter. Aber die moralische Bedeutung war um so größer. Und schließlich hatte England doch Mesopotamien von der Türkei losgesprengt. Von einem türkischen Angriffe auf Ägypten ist es still geworden. Statt dessen greift England von Ägypten aus Syrien an. Allerdings hat eine zwei¬ malige englische Niederlage bei Gaza den englischen Vormarsch vorläufig auf¬ gehalten und Jerusalem konnte vorläufig nur aus der Luft mit englischen Bomben belegt werden. Aber im allgemeinen scheint doch Palästina mehr von England bedroht, als Ägypten von der Türkei. Wie weit die türkische Herrschaft in Arabien von England unterwühlt war, und es den Türken gelungen ist, sie wiederherzustellen, ist im einzelnen nicht bekannt. Eine gesicherte militärische Beherrschung des Landes ist wahrscheinlich keinem von beiden Teilen möglich. Gewiß ist die Besiegung der Türkei den Engländern nicht gelungen und erscheint auch für die Zukunft ausgeschlossen, zumal trotz der Vereinigung der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/81>, abgerufen am 01.07.2024.