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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Nachklänge zu den offenen Briefen an Herrn von Heydebrand

genommen werden mögen. Man schaffe also zunächst ein weites Becken, aus
dem die Diplomaten gewählt werden können. Ein Institut für den aus¬
wärtigen Dienst bei der Berliner Universität gebe den Beamten des Aus¬
wärtigen Amts die Möglichkeit ihre Kenntnisse abzurunden. Und dann freie
Bahn dem Tüchtigen durch entsprechende Besoldung auf den höchsten Stufen.
Was im auswärtigen Dienst vor allen Dingen zu bekämpfen ist, das ist der
blutige Dilettantismus, wie er z. B. in der polnischen Frage zum Schaden
von Deutschen und Polen wahre Orgien gefeiert hat. Und das kann und soll
auch schon während des Krieges in Angriff genommen werden!




Nachklänge
zu den offenen -Briefen an Herrn von Heydebrand
von Dr. Friedrich Thinae

us der überraschend großen Fülle von Zuschriften, die mir auf
meine drei offenen Briefe an Herrn von Heydebrand*) zugegangen
sind, darf ich den sicheren Schluß ziehen, daß meine Ausführungen
in weiten und nicht zuletzt auch in den konservativen Kreisen, für
die sie vor allem bestimmt waren, einen tiefen Eindruck gemacht
haben. Die Zustimmung zu meiner Kritik an der Herforder Rede Herrn
von Heydebmnds ist in den Zuschriften eine durchgehende; die große Mehrzahl
der Schreiber, von denen sich viele ausdrücklich als zur konservativen Partei
gehörig bezeichnen, erklärt, fast jedes oder gar jedes Wort zu unterschreiben.
Immer wieder kehrt der Ausdruck der Freude und des Dankes, daß endlich
einmal ein mutiger Mann es gewagt habe, Herrn von Heydebrand als dem
Führer der konservativen Partei rückhaltlos die Wahrheit zu sagen. Eine Ver¬
öffentlichung dieser Stimmen würde sehr lehrreichen Aufschluß über die wahre
Stimmung der rechtsstehenden Kreise gewähren, die nicht ohne weiteres nach
den Vertrauensvoten konservativer Versammlungen beurteilt werden darf. Da
der Strom der Zuschriften noch immer fortdauert, so behalte ich mir eine solche
Veröffentlichung, wobei natürlich nur diejenigen Briefschreiber mit Namen zu
nennen wären, die dazu in aller Form ihre Zustimmung gegeben haben, aus¬
drücklich für später vor. Heute möchte ich mich nur mit den gegenteiligen



*) In den Heften 23, 24, 25 der Grenzboten,
Nachklänge zu den offenen Briefen an Herrn von Heydebrand

genommen werden mögen. Man schaffe also zunächst ein weites Becken, aus
dem die Diplomaten gewählt werden können. Ein Institut für den aus¬
wärtigen Dienst bei der Berliner Universität gebe den Beamten des Aus¬
wärtigen Amts die Möglichkeit ihre Kenntnisse abzurunden. Und dann freie
Bahn dem Tüchtigen durch entsprechende Besoldung auf den höchsten Stufen.
Was im auswärtigen Dienst vor allen Dingen zu bekämpfen ist, das ist der
blutige Dilettantismus, wie er z. B. in der polnischen Frage zum Schaden
von Deutschen und Polen wahre Orgien gefeiert hat. Und das kann und soll
auch schon während des Krieges in Angriff genommen werden!




Nachklänge
zu den offenen -Briefen an Herrn von Heydebrand
von Dr. Friedrich Thinae

us der überraschend großen Fülle von Zuschriften, die mir auf
meine drei offenen Briefe an Herrn von Heydebrand*) zugegangen
sind, darf ich den sicheren Schluß ziehen, daß meine Ausführungen
in weiten und nicht zuletzt auch in den konservativen Kreisen, für
die sie vor allem bestimmt waren, einen tiefen Eindruck gemacht
haben. Die Zustimmung zu meiner Kritik an der Herforder Rede Herrn
von Heydebmnds ist in den Zuschriften eine durchgehende; die große Mehrzahl
der Schreiber, von denen sich viele ausdrücklich als zur konservativen Partei
gehörig bezeichnen, erklärt, fast jedes oder gar jedes Wort zu unterschreiben.
Immer wieder kehrt der Ausdruck der Freude und des Dankes, daß endlich
einmal ein mutiger Mann es gewagt habe, Herrn von Heydebrand als dem
Führer der konservativen Partei rückhaltlos die Wahrheit zu sagen. Eine Ver¬
öffentlichung dieser Stimmen würde sehr lehrreichen Aufschluß über die wahre
Stimmung der rechtsstehenden Kreise gewähren, die nicht ohne weiteres nach
den Vertrauensvoten konservativer Versammlungen beurteilt werden darf. Da
der Strom der Zuschriften noch immer fortdauert, so behalte ich mir eine solche
Veröffentlichung, wobei natürlich nur diejenigen Briefschreiber mit Namen zu
nennen wären, die dazu in aller Form ihre Zustimmung gegeben haben, aus¬
drücklich für später vor. Heute möchte ich mich nur mit den gegenteiligen



*) In den Heften 23, 24, 25 der Grenzboten,
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[0052] Nachklänge zu den offenen Briefen an Herrn von Heydebrand genommen werden mögen. Man schaffe also zunächst ein weites Becken, aus dem die Diplomaten gewählt werden können. Ein Institut für den aus¬ wärtigen Dienst bei der Berliner Universität gebe den Beamten des Aus¬ wärtigen Amts die Möglichkeit ihre Kenntnisse abzurunden. Und dann freie Bahn dem Tüchtigen durch entsprechende Besoldung auf den höchsten Stufen. Was im auswärtigen Dienst vor allen Dingen zu bekämpfen ist, das ist der blutige Dilettantismus, wie er z. B. in der polnischen Frage zum Schaden von Deutschen und Polen wahre Orgien gefeiert hat. Und das kann und soll auch schon während des Krieges in Angriff genommen werden! Nachklänge zu den offenen -Briefen an Herrn von Heydebrand von Dr. Friedrich Thinae us der überraschend großen Fülle von Zuschriften, die mir auf meine drei offenen Briefe an Herrn von Heydebrand*) zugegangen sind, darf ich den sicheren Schluß ziehen, daß meine Ausführungen in weiten und nicht zuletzt auch in den konservativen Kreisen, für die sie vor allem bestimmt waren, einen tiefen Eindruck gemacht haben. Die Zustimmung zu meiner Kritik an der Herforder Rede Herrn von Heydebmnds ist in den Zuschriften eine durchgehende; die große Mehrzahl der Schreiber, von denen sich viele ausdrücklich als zur konservativen Partei gehörig bezeichnen, erklärt, fast jedes oder gar jedes Wort zu unterschreiben. Immer wieder kehrt der Ausdruck der Freude und des Dankes, daß endlich einmal ein mutiger Mann es gewagt habe, Herrn von Heydebrand als dem Führer der konservativen Partei rückhaltlos die Wahrheit zu sagen. Eine Ver¬ öffentlichung dieser Stimmen würde sehr lehrreichen Aufschluß über die wahre Stimmung der rechtsstehenden Kreise gewähren, die nicht ohne weiteres nach den Vertrauensvoten konservativer Versammlungen beurteilt werden darf. Da der Strom der Zuschriften noch immer fortdauert, so behalte ich mir eine solche Veröffentlichung, wobei natürlich nur diejenigen Briefschreiber mit Namen zu nennen wären, die dazu in aller Form ihre Zustimmung gegeben haben, aus¬ drücklich für später vor. Heute möchte ich mich nur mit den gegenteiligen *) In den Heften 23, 24, 25 der Grenzboten,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/52>, abgerufen am 01.07.2024.