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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Die Einnahmen während 1915/16 betrugen 337 Millionen Pfund Sterling;
139 Millionen Pfund Sterling mehr als während des Jahres 1913/14. Bei
einem Steigen der Staatsschuld um 1.490 Millionen Pfund Sterling aber
wurden -- S Prozent Verzinsung und 1 Prozent Tilgung angenommen --
nur 90 Millionen für deren Dienst benötigt; um 50 Millionen weniger, als
durch neue Steuern zur Stelle gebracht worden waren. Für den Dienst der
neuen Schuld war also bestens Vorsorge getroffen worden; so gut. daß man
die Schuld mit 5 Prozent verzinsen und nicht nur mit 1, sondern mit 4 Prozent
tilgen konnte I

IZ. Auch sür das nächste Jahr ergab sich noch ein außerordentlich günstiges
Bild. Bis 1. April 1917 war eine Steigerung der Staatsschuld gegenüber
1. April 1914 zwar um 3,249 Millionen Pfund Sterling festzustellen; aber
auch die Staatseinnahmen während 1916/17 waren auf nicht weniger als
573 Millionen gestiegen. Für die- Beantwortung der hier zur Erörterung
stehenden Frage sind davon allerdings in Abzug zu bringen 140 Millionen
aus der Kriegsgewinnsteuer, die keine für den Zins- und Tilgungsdienst der
Staatsschuld in Betracht kommende, wiederkehrende Einnahme darstellt. Es
verbleiben also noch 433 Millionen Pfund Sterling, was im Vergleich zu den
198 Millionen Pfund Sterling aus dem Jahre 1913/14 ein Mehr von
235 Millionen Mark ergab. Die Steigerung der Staatsschuld erforderte sür
Zins- und Tilgungsdienst (5 bzw. 1 Prozent) rund 195 Millionen Pfund
Sterling. Es waren also auch jetzt noch im Steuerwege 40 Millionen Pfund
Sterling mehr zur Stelle geschafft worden, als der Dienst für die vermehrte
Staatsschuld bedang.

L. Und nun zum Jahre 1917/18! Die Einnahmen werden veranschlagt
auf 639 Millionen Pfund Sterling. Darunter befinden sich 200 Millionen
Kciegsgewinnftcucr; nach deren Abzug verbleiben noch 439 Millionen. Wenn
man davon auch die 198 Millionen Friedenseinnahmen abzieht, so ergibt sich
ein durch Kriegssteuern (ausschließlich Kciegsgewinnsteucr) erzieltes Mehr von
241 Millionen Pfund Sterling.

Am 1. April 1S18 wird bei vorsichtigster Berechnung die Schuld des
englischen Staates um weitere 1,700 Millionen gestiegen, eine Kriegsschuld von
mindestens 5000 Millionen Pfund Sterling aufgelaufen sein, deren Verzinsung
und Tilgung 300 Millionen erfordern wird.
"

Da an wiederkehrenden Steuern gegenüber dem letzten Friedensjahr nur
241 Millionen Pfund Sterling zu gewärtigen find, so ergibt sich hier zum
1. April 1918 ein Fehlbetrag. Das Budget für 1917/18 schafft rund
60 Millionen Pfund Sterling zu wenig neue Steuern zur Stelle, um dem
Zins- und Tilgungsdienst der Staatsschuld am 1. April 1918 aus wieder¬
kehrenden Einnahmen genügen zu können.

Am 4. April 1916 hatte Me. Kenna im Unterhaus das stolze Wort ge¬
sprochen: Bevor wir borgen, stellen wir den Schuldendienst sicher! (>Ve reve-r


Die Einnahmen während 1915/16 betrugen 337 Millionen Pfund Sterling;
139 Millionen Pfund Sterling mehr als während des Jahres 1913/14. Bei
einem Steigen der Staatsschuld um 1.490 Millionen Pfund Sterling aber
wurden — S Prozent Verzinsung und 1 Prozent Tilgung angenommen —
nur 90 Millionen für deren Dienst benötigt; um 50 Millionen weniger, als
durch neue Steuern zur Stelle gebracht worden waren. Für den Dienst der
neuen Schuld war also bestens Vorsorge getroffen worden; so gut. daß man
die Schuld mit 5 Prozent verzinsen und nicht nur mit 1, sondern mit 4 Prozent
tilgen konnte I

IZ. Auch sür das nächste Jahr ergab sich noch ein außerordentlich günstiges
Bild. Bis 1. April 1917 war eine Steigerung der Staatsschuld gegenüber
1. April 1914 zwar um 3,249 Millionen Pfund Sterling festzustellen; aber
auch die Staatseinnahmen während 1916/17 waren auf nicht weniger als
573 Millionen gestiegen. Für die- Beantwortung der hier zur Erörterung
stehenden Frage sind davon allerdings in Abzug zu bringen 140 Millionen
aus der Kriegsgewinnsteuer, die keine für den Zins- und Tilgungsdienst der
Staatsschuld in Betracht kommende, wiederkehrende Einnahme darstellt. Es
verbleiben also noch 433 Millionen Pfund Sterling, was im Vergleich zu den
198 Millionen Pfund Sterling aus dem Jahre 1913/14 ein Mehr von
235 Millionen Mark ergab. Die Steigerung der Staatsschuld erforderte sür
Zins- und Tilgungsdienst (5 bzw. 1 Prozent) rund 195 Millionen Pfund
Sterling. Es waren also auch jetzt noch im Steuerwege 40 Millionen Pfund
Sterling mehr zur Stelle geschafft worden, als der Dienst für die vermehrte
Staatsschuld bedang.

L. Und nun zum Jahre 1917/18! Die Einnahmen werden veranschlagt
auf 639 Millionen Pfund Sterling. Darunter befinden sich 200 Millionen
Kciegsgewinnftcucr; nach deren Abzug verbleiben noch 439 Millionen. Wenn
man davon auch die 198 Millionen Friedenseinnahmen abzieht, so ergibt sich
ein durch Kriegssteuern (ausschließlich Kciegsgewinnsteucr) erzieltes Mehr von
241 Millionen Pfund Sterling.

Am 1. April 1S18 wird bei vorsichtigster Berechnung die Schuld des
englischen Staates um weitere 1,700 Millionen gestiegen, eine Kriegsschuld von
mindestens 5000 Millionen Pfund Sterling aufgelaufen sein, deren Verzinsung
und Tilgung 300 Millionen erfordern wird.
"

Da an wiederkehrenden Steuern gegenüber dem letzten Friedensjahr nur
241 Millionen Pfund Sterling zu gewärtigen find, so ergibt sich hier zum
1. April 1918 ein Fehlbetrag. Das Budget für 1917/18 schafft rund
60 Millionen Pfund Sterling zu wenig neue Steuern zur Stelle, um dem
Zins- und Tilgungsdienst der Staatsschuld am 1. April 1918 aus wieder¬
kehrenden Einnahmen genügen zu können.

Am 4. April 1916 hatte Me. Kenna im Unterhaus das stolze Wort ge¬
sprochen: Bevor wir borgen, stellen wir den Schuldendienst sicher! (>Ve reve-r


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/41>, abgerufen am 29.06.2024.