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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Ist England stcuermüde geworden?

werden nach dem Kriege Milliarden für diese Zwecke notwendig werden; und
in allen Ländern zerbricht man sich den Kopf, wie sie zur Stelle geschafft
werden sollen. Für England ist die Frage -- bis letzthin -- schon gelöst ge¬
wesen, dank den drei großen im November 1914, September 1915 und April
1916 vor das Unterhaus gebrachten und von diesem genehmigten Steuer¬
vorlagen.

England hat aufgewendet für den Schuldendienst und zwar der

1913/14 1914/1S 191S/16 1916/17 1917/13
Millionen Pfund Sterling
Vorkriegsschuld . ,. 24,50 20,50 20.34 19,78*) 17.00**)
Kriegsschuld ... -- 2,17 39,91 107,47 194.50
24.50 22.67 60.25 127.25 211.50

Im letzten Friedensjahre (1913/14) verfügte England über eine Staats¬
einnahme von 198 Millionen, wovon etwas über 12 Prozent auf den Schulden¬
dienst verwendet wurden. 1917/18 werden die Staatseinnahmen von 1913/14
in der vollen Höhe und noch 10 Prozent dazu für den Schuldendienst, und
zwar für den Zinsdienst allein, ohne Tilgung, benötigt werden.

Es ist kaum damit zu rechnen, daß die gegenwärtige englische Steuergesetz¬
gebung in der Zeit nach dem Kriege ohne weiteres beibehalten werden wird;
es wird wahrscheinlich eine kleine Umstellung erfolgen; vor allem wird ein
mächtiger Balken aus den jetzigen Einnahmen herausgenommen werden, nämlich
die Kriegsgewinnsteuer. Im wesentlichen jedoch wird das Steuergerüst, welches
man während des Krieges aufgerichtet hat, wohl beibehalten werden. Und
wie stellt sich dann das Bild unter dem Gesichtspunkt der Beschaffung der
Mittel für Zins- und Tilgungsdienst der Kriegsschuld dar?

Es betrug die englische Staatsschuld

am 1. April 1914 . . . 651 Millionen Pfund Sterling
" I.April 1915 . . . 1109
" I.April 1916 . . . 2141
" 1. April 1917 rund . 3900 " " "

Die Zunahme der englischen Staatsschuld infolge des Krieges im Ver¬
gleiche zum letzten Friedensjahre, d. h. im wesentlichen die Kriegsschuld, be¬
zifferte sich also

am 1. April 1915 auf . . 458 Millionen Pfund Sterling
" I.April 1916 " . . 1490
" I. April 1917 " . . 3249 " " "

^. Suchen wir uns über die oben gestellte Frage einmal an der Hand des
Abschlusses für 1915/16 Klarheit zu verschaffen!




*) Die Minderung gegenüber 1913/14 erklärt sich aus der Einstellung des TilgungS-
dienstes und aus der Konverston der Konsols in zweiter Kriegsanleihe.
") Voranschlag.
Ist England stcuermüde geworden?

werden nach dem Kriege Milliarden für diese Zwecke notwendig werden; und
in allen Ländern zerbricht man sich den Kopf, wie sie zur Stelle geschafft
werden sollen. Für England ist die Frage — bis letzthin — schon gelöst ge¬
wesen, dank den drei großen im November 1914, September 1915 und April
1916 vor das Unterhaus gebrachten und von diesem genehmigten Steuer¬
vorlagen.

England hat aufgewendet für den Schuldendienst und zwar der

1913/14 1914/1S 191S/16 1916/17 1917/13
Millionen Pfund Sterling
Vorkriegsschuld . ,. 24,50 20,50 20.34 19,78*) 17.00**)
Kriegsschuld ... — 2,17 39,91 107,47 194.50
24.50 22.67 60.25 127.25 211.50

Im letzten Friedensjahre (1913/14) verfügte England über eine Staats¬
einnahme von 198 Millionen, wovon etwas über 12 Prozent auf den Schulden¬
dienst verwendet wurden. 1917/18 werden die Staatseinnahmen von 1913/14
in der vollen Höhe und noch 10 Prozent dazu für den Schuldendienst, und
zwar für den Zinsdienst allein, ohne Tilgung, benötigt werden.

Es ist kaum damit zu rechnen, daß die gegenwärtige englische Steuergesetz¬
gebung in der Zeit nach dem Kriege ohne weiteres beibehalten werden wird;
es wird wahrscheinlich eine kleine Umstellung erfolgen; vor allem wird ein
mächtiger Balken aus den jetzigen Einnahmen herausgenommen werden, nämlich
die Kriegsgewinnsteuer. Im wesentlichen jedoch wird das Steuergerüst, welches
man während des Krieges aufgerichtet hat, wohl beibehalten werden. Und
wie stellt sich dann das Bild unter dem Gesichtspunkt der Beschaffung der
Mittel für Zins- und Tilgungsdienst der Kriegsschuld dar?

Es betrug die englische Staatsschuld

am 1. April 1914 . . . 651 Millionen Pfund Sterling
„ I.April 1915 . . . 1109
„ I.April 1916 . . . 2141
„ 1. April 1917 rund . 3900 „ „ „

Die Zunahme der englischen Staatsschuld infolge des Krieges im Ver¬
gleiche zum letzten Friedensjahre, d. h. im wesentlichen die Kriegsschuld, be¬
zifferte sich also

am 1. April 1915 auf . . 458 Millionen Pfund Sterling
„ I.April 1916 „ . . 1490
„ I. April 1917 „ . . 3249 „ „ „

^. Suchen wir uns über die oben gestellte Frage einmal an der Hand des
Abschlusses für 1915/16 Klarheit zu verschaffen!




*) Die Minderung gegenüber 1913/14 erklärt sich aus der Einstellung des TilgungS-
dienstes und aus der Konverston der Konsols in zweiter Kriegsanleihe.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/40>, abgerufen am 29.06.2024.