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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Großbritanniens Gstseepolitik
von Professor rvittschewsky I.

n der Erweiterung der Machtpolitik des großbritannischen Welt¬
reiches sitzen die Staatsmänner an der Themse auf einem hohen
Pferde. Während das Ringen um die Entscheidung im Welt-
kampf unter der furchtbarsten Anspannung aller Kräfte fortdauert,
der Ausgang des unsäglichen Gemetzels noch im ungewissen liegt,
arbeitet die englische Diplomatie mit infernalischer Geschäftigkeit an den Be-
^stigungswerken ihrer Vormachtstellung. Nicht ohne Erfolg. Werden die von
langer Hand entworfenen und vorbereiteten Pläne zur Unterwerfung Deutsch¬
lands, wie wir alle in gläubiger Zuversicht vertrauen, an der stählernen Mauer
unserer heldenmütigen Truppen auch kläglich zerschellen, so wird nach mensch-
uchem Ermessen England doch nicht ohne Kriegsgewinn heimkehren. Seine
Seirbe zu überwältigen ist ihm nicht gelungen und an Ansehen unter den
Völkern des Erdkreises hat es schwere Einbuße erlitten, seinen Herrschaftsbereich
aber wird es voraussichtlich mit neuen Sicherungsklammern ausstatten können,
^le auch die schließliche Abrechnung beim Friedensschluß ausfallen mag und
!u welche Verzichte seiner angemaßten Weltdiktatur der stolze Brite sich auch
^d fügen müssen, auf seiner Gewinnseite wird er immerhin ideelle Vorteile
und materielle Entwicklungspfänder verzeichnen können. Manche Bestrebungen,
um deren Verwirklichung England sich lange vergeblich bemüht, sind durch den
^leg ihrem Ziel nähergebracht worden; sür Wünsche, die an hochfliegende
^dem anknüpften, bieten sich nunmehr bessere Aussichten denn je zuvor dar;
on neuen weitausschauenden Gedankengängen ist die Bahn freigeworden. Um
^<de eines englandfreundlichen Optimismus geziehen zu werden, mögen einige
Hauptmomente dieser Auffassung berührt werden.

Durch den Krieg ist der engere Zusammenschluß des englischen Mutter-
andes mit seinen Kolonialgebieten ganz außerordentlich gefördert worden und


Grenzboten III 1917 Is


Großbritanniens Gstseepolitik
von Professor rvittschewsky I.

n der Erweiterung der Machtpolitik des großbritannischen Welt¬
reiches sitzen die Staatsmänner an der Themse auf einem hohen
Pferde. Während das Ringen um die Entscheidung im Welt-
kampf unter der furchtbarsten Anspannung aller Kräfte fortdauert,
der Ausgang des unsäglichen Gemetzels noch im ungewissen liegt,
arbeitet die englische Diplomatie mit infernalischer Geschäftigkeit an den Be-
^stigungswerken ihrer Vormachtstellung. Nicht ohne Erfolg. Werden die von
langer Hand entworfenen und vorbereiteten Pläne zur Unterwerfung Deutsch¬
lands, wie wir alle in gläubiger Zuversicht vertrauen, an der stählernen Mauer
unserer heldenmütigen Truppen auch kläglich zerschellen, so wird nach mensch-
uchem Ermessen England doch nicht ohne Kriegsgewinn heimkehren. Seine
Seirbe zu überwältigen ist ihm nicht gelungen und an Ansehen unter den
Völkern des Erdkreises hat es schwere Einbuße erlitten, seinen Herrschaftsbereich
aber wird es voraussichtlich mit neuen Sicherungsklammern ausstatten können,
^le auch die schließliche Abrechnung beim Friedensschluß ausfallen mag und
!u welche Verzichte seiner angemaßten Weltdiktatur der stolze Brite sich auch
^d fügen müssen, auf seiner Gewinnseite wird er immerhin ideelle Vorteile
und materielle Entwicklungspfänder verzeichnen können. Manche Bestrebungen,
um deren Verwirklichung England sich lange vergeblich bemüht, sind durch den
^leg ihrem Ziel nähergebracht worden; sür Wünsche, die an hochfliegende
^dem anknüpften, bieten sich nunmehr bessere Aussichten denn je zuvor dar;
on neuen weitausschauenden Gedankengängen ist die Bahn freigeworden. Um
^<de eines englandfreundlichen Optimismus geziehen zu werden, mögen einige
Hauptmomente dieser Auffassung berührt werden.

Durch den Krieg ist der engere Zusammenschluß des englischen Mutter-
andes mit seinen Kolonialgebieten ganz außerordentlich gefördert worden und


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[0301] [Abbildung] Großbritanniens Gstseepolitik von Professor rvittschewsky I. n der Erweiterung der Machtpolitik des großbritannischen Welt¬ reiches sitzen die Staatsmänner an der Themse auf einem hohen Pferde. Während das Ringen um die Entscheidung im Welt- kampf unter der furchtbarsten Anspannung aller Kräfte fortdauert, der Ausgang des unsäglichen Gemetzels noch im ungewissen liegt, arbeitet die englische Diplomatie mit infernalischer Geschäftigkeit an den Be- ^stigungswerken ihrer Vormachtstellung. Nicht ohne Erfolg. Werden die von langer Hand entworfenen und vorbereiteten Pläne zur Unterwerfung Deutsch¬ lands, wie wir alle in gläubiger Zuversicht vertrauen, an der stählernen Mauer unserer heldenmütigen Truppen auch kläglich zerschellen, so wird nach mensch- uchem Ermessen England doch nicht ohne Kriegsgewinn heimkehren. Seine Seirbe zu überwältigen ist ihm nicht gelungen und an Ansehen unter den Völkern des Erdkreises hat es schwere Einbuße erlitten, seinen Herrschaftsbereich aber wird es voraussichtlich mit neuen Sicherungsklammern ausstatten können, ^le auch die schließliche Abrechnung beim Friedensschluß ausfallen mag und !u welche Verzichte seiner angemaßten Weltdiktatur der stolze Brite sich auch ^d fügen müssen, auf seiner Gewinnseite wird er immerhin ideelle Vorteile und materielle Entwicklungspfänder verzeichnen können. Manche Bestrebungen, um deren Verwirklichung England sich lange vergeblich bemüht, sind durch den ^leg ihrem Ziel nähergebracht worden; sür Wünsche, die an hochfliegende ^dem anknüpften, bieten sich nunmehr bessere Aussichten denn je zuvor dar; on neuen weitausschauenden Gedankengängen ist die Bahn freigeworden. Um ^<de eines englandfreundlichen Optimismus geziehen zu werden, mögen einige Hauptmomente dieser Auffassung berührt werden. Durch den Krieg ist der engere Zusammenschluß des englischen Mutter- andes mit seinen Kolonialgebieten ganz außerordentlich gefördert worden und Grenzboten III 1917 Is

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/301>, abgerufen am 04.07.2024.