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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Die Verzinsung und Tilgung unserer Rriegsanleihen

vier Regierungsbezirke, sei es in einem Landesproporzwahlkreise, während die
anderen 46 Abgeordneten als Vertreter des Arbeitnehmerstandes von den einzelnen
Berufskörperschaften zu wählen wären. Damit auch die Bezirksinterefsen zu
ihrem Rechte kämen, wie das z. B. bei Eisenbahnwünschen und anderen Dingen
wünschenswert erscheint, würden die Vertreter sowohl des Arbeitgeber- wie des
Arbeitnehmerstandes aber wohl besser nicht im Wege des Landesproporzes als
vielmehr in der politischen Einteilung des Landes in Regierungsbezirke ent¬
sprechenden kleineren Bezirken gewählt.

Dieses System würde sich ähnlich wie für das Königreich Württemberg
auch ganz gut für das Königreich Preußen und seinen Landtag anwenden
lassen. Auch für Preußen könnte der Landtag künftig in der Weise zusammen¬
gesetzt werden, daß die Hälfte der Abgeordneten Arbeitgeber und die andere
Hälfte Arbeitnehmer wären. Und auch hier könnten die Vertreter dieser beiden
Stände auf Grund der Einteilung des Landes in Provinzen und Regierungs¬
bezirke gewählt werden, so daß für den einzelnen Abgeordneten eine engere
Verbindung mit seinem Wohnsitze und dessen territorialen Interessen erhalten
bliebe.

Vielleicht wäre dieses neue Verfahren also doch ein Fortschritt, der die
richtige mittlere Linie für beide Teile einhalten würde.




Die Verzinsung und Tilgung unserer Rriegsanleihen
Lin offener Brief an Herrn Meier
von Rechtsanwalt Georg Reimann

hre Jeremiade, Herr Meier, über das finanzielle Elend, das dem
deutschen Volke durch die Notwendigkeit, die Kriegsanleihen zu
verzinsen und zu tilgen, drohe, war herzerschütternd. Aber ich
glaube Ihren Prophezeiungen nicht. Das Vertrauen auf das
deutsche Volk und seine Zukunft, das uns draußen der Krieg im
Schützengraben gelehrt hat. läßt sich nicht durch ein paar Unkenrufe am Bier¬
tische erschüttern. Es wäre nicht das erste Mal, daß ein Volk, belastet mit
Kriegsanleihen, die anscheinend ungeheuerlich groß waren, einer blühenden wirt¬
schaftlichen Zukunft entgegenginge. Und was England in den großen Tagen
seiner Geschichte gekonnt hat, das kann Deutschland sicher auch. -- England?


Die Verzinsung und Tilgung unserer Rriegsanleihen

vier Regierungsbezirke, sei es in einem Landesproporzwahlkreise, während die
anderen 46 Abgeordneten als Vertreter des Arbeitnehmerstandes von den einzelnen
Berufskörperschaften zu wählen wären. Damit auch die Bezirksinterefsen zu
ihrem Rechte kämen, wie das z. B. bei Eisenbahnwünschen und anderen Dingen
wünschenswert erscheint, würden die Vertreter sowohl des Arbeitgeber- wie des
Arbeitnehmerstandes aber wohl besser nicht im Wege des Landesproporzes als
vielmehr in der politischen Einteilung des Landes in Regierungsbezirke ent¬
sprechenden kleineren Bezirken gewählt.

Dieses System würde sich ähnlich wie für das Königreich Württemberg
auch ganz gut für das Königreich Preußen und seinen Landtag anwenden
lassen. Auch für Preußen könnte der Landtag künftig in der Weise zusammen¬
gesetzt werden, daß die Hälfte der Abgeordneten Arbeitgeber und die andere
Hälfte Arbeitnehmer wären. Und auch hier könnten die Vertreter dieser beiden
Stände auf Grund der Einteilung des Landes in Provinzen und Regierungs¬
bezirke gewählt werden, so daß für den einzelnen Abgeordneten eine engere
Verbindung mit seinem Wohnsitze und dessen territorialen Interessen erhalten
bliebe.

Vielleicht wäre dieses neue Verfahren also doch ein Fortschritt, der die
richtige mittlere Linie für beide Teile einhalten würde.




Die Verzinsung und Tilgung unserer Rriegsanleihen
Lin offener Brief an Herrn Meier
von Rechtsanwalt Georg Reimann

hre Jeremiade, Herr Meier, über das finanzielle Elend, das dem
deutschen Volke durch die Notwendigkeit, die Kriegsanleihen zu
verzinsen und zu tilgen, drohe, war herzerschütternd. Aber ich
glaube Ihren Prophezeiungen nicht. Das Vertrauen auf das
deutsche Volk und seine Zukunft, das uns draußen der Krieg im
Schützengraben gelehrt hat. läßt sich nicht durch ein paar Unkenrufe am Bier¬
tische erschüttern. Es wäre nicht das erste Mal, daß ein Volk, belastet mit
Kriegsanleihen, die anscheinend ungeheuerlich groß waren, einer blühenden wirt¬
schaftlichen Zukunft entgegenginge. Und was England in den großen Tagen
seiner Geschichte gekonnt hat, das kann Deutschland sicher auch. — England?


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[0246] Die Verzinsung und Tilgung unserer Rriegsanleihen vier Regierungsbezirke, sei es in einem Landesproporzwahlkreise, während die anderen 46 Abgeordneten als Vertreter des Arbeitnehmerstandes von den einzelnen Berufskörperschaften zu wählen wären. Damit auch die Bezirksinterefsen zu ihrem Rechte kämen, wie das z. B. bei Eisenbahnwünschen und anderen Dingen wünschenswert erscheint, würden die Vertreter sowohl des Arbeitgeber- wie des Arbeitnehmerstandes aber wohl besser nicht im Wege des Landesproporzes als vielmehr in der politischen Einteilung des Landes in Regierungsbezirke ent¬ sprechenden kleineren Bezirken gewählt. Dieses System würde sich ähnlich wie für das Königreich Württemberg auch ganz gut für das Königreich Preußen und seinen Landtag anwenden lassen. Auch für Preußen könnte der Landtag künftig in der Weise zusammen¬ gesetzt werden, daß die Hälfte der Abgeordneten Arbeitgeber und die andere Hälfte Arbeitnehmer wären. Und auch hier könnten die Vertreter dieser beiden Stände auf Grund der Einteilung des Landes in Provinzen und Regierungs¬ bezirke gewählt werden, so daß für den einzelnen Abgeordneten eine engere Verbindung mit seinem Wohnsitze und dessen territorialen Interessen erhalten bliebe. Vielleicht wäre dieses neue Verfahren also doch ein Fortschritt, der die richtige mittlere Linie für beide Teile einhalten würde. Die Verzinsung und Tilgung unserer Rriegsanleihen Lin offener Brief an Herrn Meier von Rechtsanwalt Georg Reimann hre Jeremiade, Herr Meier, über das finanzielle Elend, das dem deutschen Volke durch die Notwendigkeit, die Kriegsanleihen zu verzinsen und zu tilgen, drohe, war herzerschütternd. Aber ich glaube Ihren Prophezeiungen nicht. Das Vertrauen auf das deutsche Volk und seine Zukunft, das uns draußen der Krieg im Schützengraben gelehrt hat. läßt sich nicht durch ein paar Unkenrufe am Bier¬ tische erschüttern. Es wäre nicht das erste Mal, daß ein Volk, belastet mit Kriegsanleihen, die anscheinend ungeheuerlich groß waren, einer blühenden wirt¬ schaftlichen Zukunft entgegenginge. Und was England in den großen Tagen seiner Geschichte gekonnt hat, das kann Deutschland sicher auch. — England?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/246>, abgerufen am 01.07.2024.