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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Mitteleuropa

Und gerade hier gilt das Wort: in der Beschränkung zeigt sich erst der Meister!
Deutschland soll mit Osterreich und Ungarn zunächst ins Reine kommen über
die wirtschaftliche und 'persönliche Freizügigkeit, den Abbau der Zölle. Ein¬
richtung von Übergangszöllen und Tarifen. Das ist eine Arbeit, die auch von
der Bureaukratie noch während des Krieges durchgeführt werden kann, indes
die Völker draußen die siegreichen Schlachten schlagen. Eine Rücksichtnahme
auf andere, besonders feindliche Staaten, wie sie schon von ängstlichen Gemüter::
hier und da im Hinblick auf die friedlichen Beziehungen gefordert wird, wäre
dabei gar nicht am Platze. "Die Haltung dritter Staaten zu den zollpolitischen
Vereinbarungen zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn kann unmöglich
als Formfrage, sondern lediglich als eine Frage der Macht betrachtet werdni."
Je fester Deutschland und Österreich-Ungarn sich als ein geschlossenes Wirt¬
schaftsgebiet organisieren, um so machtvoller wird ihre gemeinsame Wirkung
nach außen sein, um so vorteilhafter werden es auch andere Völker und Staaten
für sich finden, mit dem mächtigen WirtschaftSstaate in gutem Einvernehmen
zu leben.

Vielleicht findet sich dann anch ein gangbarer Weg. den widersinnigen und
widerwärtigen Streit der Nationalitäten, die der Weltkrieg zusammenführte,
Zurückzuführen auf das, was schon jetzt edel in ihm ist. auf den friedlichen
Wettstreit der Kulturen, der die Höherentwicklung aller in sich birgt.




Mitteleuropa

Und gerade hier gilt das Wort: in der Beschränkung zeigt sich erst der Meister!
Deutschland soll mit Osterreich und Ungarn zunächst ins Reine kommen über
die wirtschaftliche und 'persönliche Freizügigkeit, den Abbau der Zölle. Ein¬
richtung von Übergangszöllen und Tarifen. Das ist eine Arbeit, die auch von
der Bureaukratie noch während des Krieges durchgeführt werden kann, indes
die Völker draußen die siegreichen Schlachten schlagen. Eine Rücksichtnahme
auf andere, besonders feindliche Staaten, wie sie schon von ängstlichen Gemüter::
hier und da im Hinblick auf die friedlichen Beziehungen gefordert wird, wäre
dabei gar nicht am Platze. „Die Haltung dritter Staaten zu den zollpolitischen
Vereinbarungen zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn kann unmöglich
als Formfrage, sondern lediglich als eine Frage der Macht betrachtet werdni."
Je fester Deutschland und Österreich-Ungarn sich als ein geschlossenes Wirt¬
schaftsgebiet organisieren, um so machtvoller wird ihre gemeinsame Wirkung
nach außen sein, um so vorteilhafter werden es auch andere Völker und Staaten
für sich finden, mit dem mächtigen WirtschaftSstaate in gutem Einvernehmen
zu leben.

Vielleicht findet sich dann anch ein gangbarer Weg. den widersinnigen und
widerwärtigen Streit der Nationalitäten, die der Weltkrieg zusammenführte,
Zurückzuführen auf das, was schon jetzt edel in ihm ist. auf den friedlichen
Wettstreit der Kulturen, der die Höherentwicklung aller in sich birgt.




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[0241] Mitteleuropa Und gerade hier gilt das Wort: in der Beschränkung zeigt sich erst der Meister! Deutschland soll mit Osterreich und Ungarn zunächst ins Reine kommen über die wirtschaftliche und 'persönliche Freizügigkeit, den Abbau der Zölle. Ein¬ richtung von Übergangszöllen und Tarifen. Das ist eine Arbeit, die auch von der Bureaukratie noch während des Krieges durchgeführt werden kann, indes die Völker draußen die siegreichen Schlachten schlagen. Eine Rücksichtnahme auf andere, besonders feindliche Staaten, wie sie schon von ängstlichen Gemüter:: hier und da im Hinblick auf die friedlichen Beziehungen gefordert wird, wäre dabei gar nicht am Platze. „Die Haltung dritter Staaten zu den zollpolitischen Vereinbarungen zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn kann unmöglich als Formfrage, sondern lediglich als eine Frage der Macht betrachtet werdni." Je fester Deutschland und Österreich-Ungarn sich als ein geschlossenes Wirt¬ schaftsgebiet organisieren, um so machtvoller wird ihre gemeinsame Wirkung nach außen sein, um so vorteilhafter werden es auch andere Völker und Staaten für sich finden, mit dem mächtigen WirtschaftSstaate in gutem Einvernehmen zu leben. Vielleicht findet sich dann anch ein gangbarer Weg. den widersinnigen und widerwärtigen Streit der Nationalitäten, die der Weltkrieg zusammenführte, Zurückzuführen auf das, was schon jetzt edel in ihm ist. auf den friedlichen Wettstreit der Kulturen, der die Höherentwicklung aller in sich birgt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/241>, abgerufen am 01.07.2024.