Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.Deutschland und der amerikanisch-japanische Gegensatz daß sich die englische Rechnung auch in diesem Falle als richtig erweist, weil So lagen die Dinge vor dem Kriege. Schon auf Grund des Vertrages Diese Erkenntnis ist dann durch die Erfahrungen des Weltkrieges nach Daß der amerikanisch-japanische Gegensatz endlich auch beim Eintritt der Es wäre gewiß übertrieben, wollte man behaupten, daß der amerikanisch¬ Deutschland und der amerikanisch-japanische Gegensatz daß sich die englische Rechnung auch in diesem Falle als richtig erweist, weil So lagen die Dinge vor dem Kriege. Schon auf Grund des Vertrages Diese Erkenntnis ist dann durch die Erfahrungen des Weltkrieges nach Daß der amerikanisch-japanische Gegensatz endlich auch beim Eintritt der Es wäre gewiß übertrieben, wollte man behaupten, daß der amerikanisch¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0024" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/332303"/> <fw type="header" place="top"> Deutschland und der amerikanisch-japanische Gegensatz</fw><lb/> <p xml:id="ID_30" prev="#ID_29"> daß sich die englische Rechnung auch in diesem Falle als richtig erweist, weil<lb/> Englands deutschfeindliche Pläne von jetzt ab in Amerika steigenden Anklang<lb/> finden, wodurch die Errichtung einer blühenden amerikanischen Filiale für die<lb/> Deutschenhetze drüben noch mehr erleichtert wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_31"> So lagen die Dinge vor dem Kriege. Schon auf Grund des Vertrages<lb/> von 1911 und bei gründlicher und kaltblütiger Untersuchung seiner Tragweite<lb/> mußte man zu der Erkenntnis gelangen, daß der amerikanisch-japanische Gegen¬<lb/> satz, gerade weil er unbegrenzter Verschärfung fähig war, nicht ein Trumpf in<lb/> den Händen der deutschen, sondern der englischen Spieler war. Diese Er¬<lb/> kenntnis konnte auch durch die begreifliche Tatsache nicht verdunkelt werden,<lb/> daß die englischen weißen Kolonien wie Kanada, Australien und selbst Süd¬<lb/> afrika an einer kräftig organisierten, nicht nur vom wirtschaftlichen Konkurrenz¬<lb/> neide, sondern auch vom Rassenhasse getragenen antijapanischen Agitation tätigen<lb/> Anteil nahmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_32"> Diese Erkenntnis ist dann durch die Erfahrungen des Weltkrieges nach<lb/> allen Seiten vertieft und befestigt und in vollem Umfange bestätigt worden.<lb/> Man konnte sogar beobachten, daß Wilson noch in seiner glücklichen Neu¬<lb/> tralitätsperiode deutschfeindlichen Forderungen Englands um so eher nachgab,<lb/> je dringender er gegenüber den verschiedenen japanischen Vorstoßen und An¬<lb/> maßungen der englischen Hilfe bedürfte. Eine Verschlechterung der amerikanisch¬<lb/> japanischen Beziehungen wirkte deshalb während des Krieges auf die ameri¬<lb/> kanisch-deutschen Beziehungen in der Regel ungünstig zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_33"> Daß der amerikanisch-japanische Gegensatz endlich auch beim Eintritt der<lb/> Vereinigten Staaten in den Krieg eine entscheidende Rolle gespielt hat, ist dar¬<lb/> nach selbstverständlich. So wahnsinnig hat natürlich auch der äußerpolitische<lb/> Dilettant Wilson nicht gehandelt, daß er den Krieg gegen Deutschland vom<lb/> Zaune brach, ohne sich der japanischen Rückenfreiheit zu vergewissern. Um sich<lb/> diese in Form eines wie immer beschaffenen Ausgleiches zu sichern, bedürfte er<lb/> von neuem der energischen Beihilfe der englischen Diplomatie. Ähnliches gilt<lb/> von dem für unfer Chinageschäft fo abträglichen diplomatischen Bruche zwischen<lb/> Deutschland und China, der ohne englisch-japanische Genehmigung ebenfalls<lb/> nicht möglich gewesen wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_34" next="#ID_35"> Es wäre gewiß übertrieben, wollte man behaupten, daß der amerikanisch¬<lb/> japanische Gegensatz in englischen Händen das unerläßliche Druckmittel war,<lb/> um die Amerikaner in den Krieg gegen die Deutschen hineinzusetzen. Wer zu<lb/> solcher Beurteilung neigt, übersieht noch immer die nicht nur gegenüber Japan be-<lb/> stehendeJnteressengemeinschaft der angelsächsischen Völker, die steschonvor demKriege<lb/> zur Begründung einer mächtigen kapitalistischen Erwerbsgenossenschaft veranlaßt<lb/> hatte. Aber eine entscheidende Rolle hat die japanische Frage auch noch bei den<lb/> letzten Entschlüssen gespielt. Zugleich hat die angelsächsische Presse in geschickter<lb/> Stimmungsmache den amerikanisch-japanischen Gegensatz erfolgreich dazu benutzt,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
Deutschland und der amerikanisch-japanische Gegensatz
daß sich die englische Rechnung auch in diesem Falle als richtig erweist, weil
Englands deutschfeindliche Pläne von jetzt ab in Amerika steigenden Anklang
finden, wodurch die Errichtung einer blühenden amerikanischen Filiale für die
Deutschenhetze drüben noch mehr erleichtert wird.
So lagen die Dinge vor dem Kriege. Schon auf Grund des Vertrages
von 1911 und bei gründlicher und kaltblütiger Untersuchung seiner Tragweite
mußte man zu der Erkenntnis gelangen, daß der amerikanisch-japanische Gegen¬
satz, gerade weil er unbegrenzter Verschärfung fähig war, nicht ein Trumpf in
den Händen der deutschen, sondern der englischen Spieler war. Diese Er¬
kenntnis konnte auch durch die begreifliche Tatsache nicht verdunkelt werden,
daß die englischen weißen Kolonien wie Kanada, Australien und selbst Süd¬
afrika an einer kräftig organisierten, nicht nur vom wirtschaftlichen Konkurrenz¬
neide, sondern auch vom Rassenhasse getragenen antijapanischen Agitation tätigen
Anteil nahmen.
Diese Erkenntnis ist dann durch die Erfahrungen des Weltkrieges nach
allen Seiten vertieft und befestigt und in vollem Umfange bestätigt worden.
Man konnte sogar beobachten, daß Wilson noch in seiner glücklichen Neu¬
tralitätsperiode deutschfeindlichen Forderungen Englands um so eher nachgab,
je dringender er gegenüber den verschiedenen japanischen Vorstoßen und An¬
maßungen der englischen Hilfe bedürfte. Eine Verschlechterung der amerikanisch¬
japanischen Beziehungen wirkte deshalb während des Krieges auf die ameri¬
kanisch-deutschen Beziehungen in der Regel ungünstig zurück.
Daß der amerikanisch-japanische Gegensatz endlich auch beim Eintritt der
Vereinigten Staaten in den Krieg eine entscheidende Rolle gespielt hat, ist dar¬
nach selbstverständlich. So wahnsinnig hat natürlich auch der äußerpolitische
Dilettant Wilson nicht gehandelt, daß er den Krieg gegen Deutschland vom
Zaune brach, ohne sich der japanischen Rückenfreiheit zu vergewissern. Um sich
diese in Form eines wie immer beschaffenen Ausgleiches zu sichern, bedürfte er
von neuem der energischen Beihilfe der englischen Diplomatie. Ähnliches gilt
von dem für unfer Chinageschäft fo abträglichen diplomatischen Bruche zwischen
Deutschland und China, der ohne englisch-japanische Genehmigung ebenfalls
nicht möglich gewesen wäre.
Es wäre gewiß übertrieben, wollte man behaupten, daß der amerikanisch¬
japanische Gegensatz in englischen Händen das unerläßliche Druckmittel war,
um die Amerikaner in den Krieg gegen die Deutschen hineinzusetzen. Wer zu
solcher Beurteilung neigt, übersieht noch immer die nicht nur gegenüber Japan be-
stehendeJnteressengemeinschaft der angelsächsischen Völker, die steschonvor demKriege
zur Begründung einer mächtigen kapitalistischen Erwerbsgenossenschaft veranlaßt
hatte. Aber eine entscheidende Rolle hat die japanische Frage auch noch bei den
letzten Entschlüssen gespielt. Zugleich hat die angelsächsische Presse in geschickter
Stimmungsmache den amerikanisch-japanischen Gegensatz erfolgreich dazu benutzt,
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