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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr.

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Welthandelsförderung

wünschten Erfolg haben, wenn sie von der Gesamtheit der am Außenhandel
beteiligten Kreise oder der diese Kreise repräsentierenden Körperschaften getragen
und unwstützt wird. Nur in diesem Falle möchte es angängig sein, der Stelle
eine Beihilfe aus Neichsmitteln zuzuwenden und sie mit der Übermittelung des
auf den Außenhandel bezüglichen Nachrichtev.Stoffes an die Beteiligten zu be¬
trauen. Meine weitere Stellungnahme zu den Anträgen wird deshalb zunächst
davon abhängen, ob eine Verständigung mit dem Deutschen HandelLtage, dem
Verein zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands und
anderen Organisationen, welche die Förderung des Außenhandels zu ihrer
besonderen Aufgabe gemacht haben, erzielt werden kann."

Damit hatte diese Angelegenheit ihre Erledigung gefunden, und erst im
Jahre 1914 tauchte der Gedanke wieder auf. die deutschen Welthandelsinteressen
in einer umfassenden Organisation zu zentralisieren. Wenn es dem deutscheu
Außenhandel inzwischen gelungen war, sich trotz einer nahezu wirkungslosen
amtlichen Förderung einen hervorragenden Anteil am Weltgeschäst zu sichern,
derart, daß er nach England und den Vereinigten Staaten, mit denen er vor
Ausbruch des Krieges in hartem Wettbewerb stand, den dritten Platz behauptete
und Frankreich schon längst überholt hatte, so ist das einzig und allein der
Rührigkeit und der vor keinem Hindernis zurückschreckenden Tatkraft des deutschen
Kaufmannes und der deutschen Industrie zu danken.

In einer ungleich energischen und auf eine starke Wirkung zielenden Weise
schritt man in den mit uns im Wettbewerb stehenden Ländern an den Ausbau
der Außenhandelsförderung, und wir sehen dort, ganz im Gegensatz zu den
in Deuschland obwaltenden Verhältnissen, die amtlichen Stellen die Initiative
zur Gründung von Welthandelsstellen ergreifen und sie durch reichliche Zu¬
wendungen und durch Schaffung wirkungsvoller Organisationen und neuen,
nur dem Außenhandel dienenden Amtsstellen wirkungsvoll fördern.

Bereits im Jahre 1893 erschuf sich Frankreich auf Grund eines besonderen
Gesetzes vom 4. März 1898 sein "OMes Nationale ein Lommerce Zxtvriöur".
ein rein staatliches Institut, das dem Ministerium für Handel und Industrie
angegliedert ist. und dessen wichtigste Aufgabe in dem angeführten Gesetz
folgendermaßen umschrieben ist: "den französischen Fabrikanten und Exporteuren
wirtschaftliche Nachrichten aller Art zu liefern, die geignet sind, zur Entwicklung
des Außenhandels und zur Schaffung größerer Märkte für französische Waren
in den überseeischen Gebieten wie in den französischen Kolonien und Protektoraten
beizutragen." Die ihm gestellte Aufgabe löst es, indem es sich des nationalen
Konsulardienstes bedient, um das nötige Nachrichtenmaterial zu sammeln und
durch häufige, in Paris stattfindende Konsularkonferenzen, in denen den fran¬
zösischen Exporteuren und Industriellen Gelegenheit gegeben wird, mit den auf
Urlaub oder Durchreise in Paris befindlichen Konsuln und den ausländischen
Handelsattaches und Handelsbeiräten in persönlicher Beziehung zu treten. Zur
Beschaffung wirtschaftlicher Informationen stehen dem Institut die französischen


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wünschten Erfolg haben, wenn sie von der Gesamtheit der am Außenhandel
beteiligten Kreise oder der diese Kreise repräsentierenden Körperschaften getragen
und unwstützt wird. Nur in diesem Falle möchte es angängig sein, der Stelle
eine Beihilfe aus Neichsmitteln zuzuwenden und sie mit der Übermittelung des
auf den Außenhandel bezüglichen Nachrichtev.Stoffes an die Beteiligten zu be¬
trauen. Meine weitere Stellungnahme zu den Anträgen wird deshalb zunächst
davon abhängen, ob eine Verständigung mit dem Deutschen HandelLtage, dem
Verein zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands und
anderen Organisationen, welche die Förderung des Außenhandels zu ihrer
besonderen Aufgabe gemacht haben, erzielt werden kann."

Damit hatte diese Angelegenheit ihre Erledigung gefunden, und erst im
Jahre 1914 tauchte der Gedanke wieder auf. die deutschen Welthandelsinteressen
in einer umfassenden Organisation zu zentralisieren. Wenn es dem deutscheu
Außenhandel inzwischen gelungen war, sich trotz einer nahezu wirkungslosen
amtlichen Förderung einen hervorragenden Anteil am Weltgeschäst zu sichern,
derart, daß er nach England und den Vereinigten Staaten, mit denen er vor
Ausbruch des Krieges in hartem Wettbewerb stand, den dritten Platz behauptete
und Frankreich schon längst überholt hatte, so ist das einzig und allein der
Rührigkeit und der vor keinem Hindernis zurückschreckenden Tatkraft des deutschen
Kaufmannes und der deutschen Industrie zu danken.

In einer ungleich energischen und auf eine starke Wirkung zielenden Weise
schritt man in den mit uns im Wettbewerb stehenden Ländern an den Ausbau
der Außenhandelsförderung, und wir sehen dort, ganz im Gegensatz zu den
in Deuschland obwaltenden Verhältnissen, die amtlichen Stellen die Initiative
zur Gründung von Welthandelsstellen ergreifen und sie durch reichliche Zu¬
wendungen und durch Schaffung wirkungsvoller Organisationen und neuen,
nur dem Außenhandel dienenden Amtsstellen wirkungsvoll fördern.

Bereits im Jahre 1893 erschuf sich Frankreich auf Grund eines besonderen
Gesetzes vom 4. März 1898 sein „OMes Nationale ein Lommerce Zxtvriöur".
ein rein staatliches Institut, das dem Ministerium für Handel und Industrie
angegliedert ist. und dessen wichtigste Aufgabe in dem angeführten Gesetz
folgendermaßen umschrieben ist: „den französischen Fabrikanten und Exporteuren
wirtschaftliche Nachrichten aller Art zu liefern, die geignet sind, zur Entwicklung
des Außenhandels und zur Schaffung größerer Märkte für französische Waren
in den überseeischen Gebieten wie in den französischen Kolonien und Protektoraten
beizutragen." Die ihm gestellte Aufgabe löst es, indem es sich des nationalen
Konsulardienstes bedient, um das nötige Nachrichtenmaterial zu sammeln und
durch häufige, in Paris stattfindende Konsularkonferenzen, in denen den fran¬
zösischen Exporteuren und Industriellen Gelegenheit gegeben wird, mit den auf
Urlaub oder Durchreise in Paris befindlichen Konsuln und den ausländischen
Handelsattaches und Handelsbeiräten in persönlicher Beziehung zu treten. Zur
Beschaffung wirtschaftlicher Informationen stehen dem Institut die französischen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/82>, abgerufen am 13.01.2025.