Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr.Die baltische Frage und die russische Revolution Uns NUN die Möglichkeit zu bescheren, mit Rußland einen Frieden zustande Die baltische Frage und die russische Revolution Uns NUN die Möglichkeit zu bescheren, mit Rußland einen Frieden zustande <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0149" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331991"/> <fw type="header" place="top"> Die baltische Frage und die russische Revolution</fw><lb/> <p xml:id="ID_373" prev="#ID_372"> Uns NUN die Möglichkeit zu bescheren, mit Rußland einen Frieden zustande<lb/> zu bringen, der dreierlei in sich vereinigt: die Anpassung an gegenwärtige<lb/> Tendenzen in starken russischen Parteien, die Gewähr für eine dauernde Sicherung<lb/> Mitteleuropas und die notwendige Ausdehnung des deutschen Machtbereichs<lb/> nach Osten. Und es scheint, als wären diese Ziele erreichbar, ohne daß unserem<lb/> Kriegswillen gegenüber England dadurch die Schwingen gebrochen würden.<lb/> Weiter konnte uns das Schicksal nicht entgegenkommen. Bei uns liegt es nun,<lb/> oh wir uns durch Augenblickserwägungen den Blick für die Gefahren und die<lb/> Politischen Bedingungen einer weiteren Zukunft verdunkeln und durch Schwach¬<lb/> mütigkeit die Energie lähmen lassen, nicht nur für uns, sondern auch für unsere<lb/> Kinder und Enkel den Frieden zu errtngen, der unser nationales Gedeihen<lb/> mindestens auf ein halbes Jahrhundert hinaus sichert. Hüten wir uns nur,<lb/> die Früchte der russischen Revolution grün zu pflücken. Sie reifen für uns<lb/> und fallen uns in den Schoß, wenn unsere Nerven standhalten und unser Wille<lb/> sein Ziel kennt. Wehe dem Staatsmann, der hier die Zeichen der Zeit ver¬<lb/> kennt. Eine ungeheure Verantwortung, die Verantwortung für das Blut unserer<lb/> Enkel und Urenkel, ist heute in seine Hand gelegt. Und wach und stark<lb/> sein ist alles.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
Die baltische Frage und die russische Revolution
Uns NUN die Möglichkeit zu bescheren, mit Rußland einen Frieden zustande
zu bringen, der dreierlei in sich vereinigt: die Anpassung an gegenwärtige
Tendenzen in starken russischen Parteien, die Gewähr für eine dauernde Sicherung
Mitteleuropas und die notwendige Ausdehnung des deutschen Machtbereichs
nach Osten. Und es scheint, als wären diese Ziele erreichbar, ohne daß unserem
Kriegswillen gegenüber England dadurch die Schwingen gebrochen würden.
Weiter konnte uns das Schicksal nicht entgegenkommen. Bei uns liegt es nun,
oh wir uns durch Augenblickserwägungen den Blick für die Gefahren und die
Politischen Bedingungen einer weiteren Zukunft verdunkeln und durch Schwach¬
mütigkeit die Energie lähmen lassen, nicht nur für uns, sondern auch für unsere
Kinder und Enkel den Frieden zu errtngen, der unser nationales Gedeihen
mindestens auf ein halbes Jahrhundert hinaus sichert. Hüten wir uns nur,
die Früchte der russischen Revolution grün zu pflücken. Sie reifen für uns
und fallen uns in den Schoß, wenn unsere Nerven standhalten und unser Wille
sein Ziel kennt. Wehe dem Staatsmann, der hier die Zeichen der Zeit ver¬
kennt. Eine ungeheure Verantwortung, die Verantwortung für das Blut unserer
Enkel und Urenkel, ist heute in seine Hand gelegt. Und wach und stark
sein ist alles.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |