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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

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Geschlossenheit und vor allem in ihrer wahren Meinung darstellt. Denn aus
solche Einheit ist das ganze Gedankensystem des Engländers gestellt, Vereinheitlichung
und Verinnerlichung ist seine Methode. Die von innen her bestimmte Form ist
es, nach der alles Lebende drängt und die Persönlichkeit ist ihre höchste Entfaltung.
Von der menschlichen Persönlichkeit aber führen tausend Fäden zu dem im Weltall
sich entfaltenden, persönlichen Gott. So führt die höchste Steigerung persönlichen
Lebens zuletzt zur Hingabe des "Ich" an das Ganze, dessen Einheit und Ganz¬
heit in seligem ästhetischem Schauen allein erfaßt werden kann. Allenthalben
sehen wir die einzelnen Gedanken zurückgehen bis auf Plotin und die Stoa und
andrerseits weiter wirken auf unser deutsches Geistesleben. In Shaftesbury wurzelt,
um nur einiges Wenige zu nennen, Herders Klimalehre (heut sagt man: "Milieu")
und seine Erfassung der Welt unter dem Gesichtspunkt des Widerspiels lebendiger
Kräfte, Goethes "innere Form" und Schillers "ästhetische Erziehung", es weisen
aber auch, durch viele noch unaufgedeckte Zwischenstufen hindurch, Leitgedanken
Richard Wagners u. a. in. auf ihn zurück. Wir Deutschen wollen freilich,
wenn wir ins achtzehnte Jahrhundert zurückblicken, unsres Leibniz nicht vergessen,
dem wir eben erst unter den Stürmen des Weltkrieges gehuldigt haben.
Aber es wäre erfreulich, wenn Weihers Buch wieder dazu führen sollte, daß wir
uns von dem edlen, freien Sinne Shaftesburys durchdringen ließen, von dessen
Schriften das achtzehnte Jahrhundert eine vollständige, treffliche Übersetzung besaß,
dessen Hauptwerke aber auch der Gegenwart wieder nahe gebracht worden sind.*)


Professor Dr. Robert Petsch





Alle" Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




"achdrui" sämtlicher Aufsiitze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis de" Berlin;" gestattet,
verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Verum-Lichierselde West. -- M"nuslripi>enoung"" den"
Briefe werden erbeten unter der Adresse-
Lu den Herausgeber der Kreuzbaren in Berlin. Lichterfelde West, OternstroHe SS.
Fernsprech," l>e" HerauSgib-r": Amt Licht-rseld" 4S3, de" Verlags und der Schristleiwng: Amt Lutz"" WlK
Verlag: Verlag der Gr-nzboien S. in. b, H. in Berlin 8V II. Tempelhofer Ufer SS"
"in": .Der RetchSbote- ". in, b. H. in Berlin 11, Deisauer Gtraij" SS/37.
*) "Die Moralisten" hat nach der alten Übersetzung K. Wolff mit Erläuterungen heraus¬
gegeben (Jena, Diederichs 1910); dasselbe Werk zugleich mit dem "Brief über den Enthusiasmus"
hat Frischeisen-Köhler, die "Untersuchung über die Tugend" P. Ziertmann in der "Philosophischen
Bibliothek" (Band 110 und 111, Leipzig, Meiner, 1905 und 1909) veröffentlicht. Dazu
vergl, neuerdings die tiefe und weitherzige Einführung in die Gedankenwelt des Deutschen
Idealismus von E. Cassirer, "Freiheit und Form" (Berlin, Cassirer 1916).
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Geschlossenheit und vor allem in ihrer wahren Meinung darstellt. Denn aus
solche Einheit ist das ganze Gedankensystem des Engländers gestellt, Vereinheitlichung
und Verinnerlichung ist seine Methode. Die von innen her bestimmte Form ist
es, nach der alles Lebende drängt und die Persönlichkeit ist ihre höchste Entfaltung.
Von der menschlichen Persönlichkeit aber führen tausend Fäden zu dem im Weltall
sich entfaltenden, persönlichen Gott. So führt die höchste Steigerung persönlichen
Lebens zuletzt zur Hingabe des „Ich" an das Ganze, dessen Einheit und Ganz¬
heit in seligem ästhetischem Schauen allein erfaßt werden kann. Allenthalben
sehen wir die einzelnen Gedanken zurückgehen bis auf Plotin und die Stoa und
andrerseits weiter wirken auf unser deutsches Geistesleben. In Shaftesbury wurzelt,
um nur einiges Wenige zu nennen, Herders Klimalehre (heut sagt man: „Milieu")
und seine Erfassung der Welt unter dem Gesichtspunkt des Widerspiels lebendiger
Kräfte, Goethes „innere Form" und Schillers „ästhetische Erziehung", es weisen
aber auch, durch viele noch unaufgedeckte Zwischenstufen hindurch, Leitgedanken
Richard Wagners u. a. in. auf ihn zurück. Wir Deutschen wollen freilich,
wenn wir ins achtzehnte Jahrhundert zurückblicken, unsres Leibniz nicht vergessen,
dem wir eben erst unter den Stürmen des Weltkrieges gehuldigt haben.
Aber es wäre erfreulich, wenn Weihers Buch wieder dazu führen sollte, daß wir
uns von dem edlen, freien Sinne Shaftesburys durchdringen ließen, von dessen
Schriften das achtzehnte Jahrhundert eine vollständige, treffliche Übersetzung besaß,
dessen Hauptwerke aber auch der Gegenwart wieder nahe gebracht worden sind.*)


Professor Dr. Robert Petsch





Alle» Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




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*) „Die Moralisten" hat nach der alten Übersetzung K. Wolff mit Erläuterungen heraus¬
gegeben (Jena, Diederichs 1910); dasselbe Werk zugleich mit dem „Brief über den Enthusiasmus"
hat Frischeisen-Köhler, die „Untersuchung über die Tugend" P. Ziertmann in der „Philosophischen
Bibliothek" (Band 110 und 111, Leipzig, Meiner, 1905 und 1909) veröffentlicht. Dazu
vergl, neuerdings die tiefe und weitherzige Einführung in die Gedankenwelt des Deutschen
Idealismus von E. Cassirer, „Freiheit und Form" (Berlin, Cassirer 1916).
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[0332] Neue Bücher Geschlossenheit und vor allem in ihrer wahren Meinung darstellt. Denn aus solche Einheit ist das ganze Gedankensystem des Engländers gestellt, Vereinheitlichung und Verinnerlichung ist seine Methode. Die von innen her bestimmte Form ist es, nach der alles Lebende drängt und die Persönlichkeit ist ihre höchste Entfaltung. Von der menschlichen Persönlichkeit aber führen tausend Fäden zu dem im Weltall sich entfaltenden, persönlichen Gott. So führt die höchste Steigerung persönlichen Lebens zuletzt zur Hingabe des „Ich" an das Ganze, dessen Einheit und Ganz¬ heit in seligem ästhetischem Schauen allein erfaßt werden kann. Allenthalben sehen wir die einzelnen Gedanken zurückgehen bis auf Plotin und die Stoa und andrerseits weiter wirken auf unser deutsches Geistesleben. In Shaftesbury wurzelt, um nur einiges Wenige zu nennen, Herders Klimalehre (heut sagt man: „Milieu") und seine Erfassung der Welt unter dem Gesichtspunkt des Widerspiels lebendiger Kräfte, Goethes „innere Form" und Schillers „ästhetische Erziehung", es weisen aber auch, durch viele noch unaufgedeckte Zwischenstufen hindurch, Leitgedanken Richard Wagners u. a. in. auf ihn zurück. Wir Deutschen wollen freilich, wenn wir ins achtzehnte Jahrhundert zurückblicken, unsres Leibniz nicht vergessen, dem wir eben erst unter den Stürmen des Weltkrieges gehuldigt haben. Aber es wäre erfreulich, wenn Weihers Buch wieder dazu führen sollte, daß wir uns von dem edlen, freien Sinne Shaftesburys durchdringen ließen, von dessen Schriften das achtzehnte Jahrhundert eine vollständige, treffliche Übersetzung besaß, dessen Hauptwerke aber auch der Gegenwart wieder nahe gebracht worden sind.*) Professor Dr. Robert Petsch Alle» Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. «achdrui» sämtlicher Aufsiitze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis de« Berlin;« gestattet, verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Verum-Lichierselde West. — M«nuslripi>enoung«« den» Briefe werden erbeten unter der Adresse- Lu den Herausgeber der Kreuzbaren in Berlin. Lichterfelde West, OternstroHe SS. Fernsprech,» l>e» HerauSgib-r«: Amt Licht-rseld« 4S3, de« Verlags und der Schristleiwng: Amt Lutz»» WlK Verlag: Verlag der Gr-nzboien S. in. b, H. in Berlin 8V II. Tempelhofer Ufer SS» «in«: .Der RetchSbote- «. in, b. H. in Berlin 11, Deisauer Gtraij» SS/37. *) „Die Moralisten" hat nach der alten Übersetzung K. Wolff mit Erläuterungen heraus¬ gegeben (Jena, Diederichs 1910); dasselbe Werk zugleich mit dem „Brief über den Enthusiasmus" hat Frischeisen-Köhler, die „Untersuchung über die Tugend" P. Ziertmann in der „Philosophischen Bibliothek" (Band 110 und 111, Leipzig, Meiner, 1905 und 1909) veröffentlicht. Dazu vergl, neuerdings die tiefe und weitherzige Einführung in die Gedankenwelt des Deutschen Idealismus von E. Cassirer, „Freiheit und Form" (Berlin, Cassirer 1916).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/332>, abgerufen am 23.07.2024.