Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.![]() Aus der politischen Vergangenheit der deutschen Aatholiken Dr. Rcirl Buchheim von om inneren Frieden des deutschen Volkes" ist während des Krieges ![]() Aus der politischen Vergangenheit der deutschen Aatholiken Dr. Rcirl Buchheim von om inneren Frieden des deutschen Volkes" ist während des Krieges <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0341" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330879"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_330533/figures/grenzboten_341903_330533_330879_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus der politischen Vergangenheit der deutschen<lb/> Aatholiken<lb/><note type="byline"> Dr. Rcirl Buchheim</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_1089" next="#ID_1090"> om inneren Frieden des deutschen Volkes" ist während des Krieges<lb/> öfter geredet und auch geschrieben worden. Es soll jeder mit¬<lb/> helfen, daß etwas von den guten Wünschen in Erfüllung geht.<lb/> Die politischen und sozialen Kämpfe werden freilich nicht schweigen,<lb/> auch die konfessionellen nicht; aber gerade auf diesem Gebiete<lb/> können bei einiger Einsicht die schärfsten Spitzen abgebrochen werden, wenn man<lb/> sich weiter wie im Kriege um gegenseitige Förderung bemüht. Auf katholischer<lb/> Seite ist schon lange vor dem August 1914 die Parole „Heraus aus dem<lb/> Turm!" ausgegeben worden. Wir wollen hoffen, daß sie nicht nur ehrlich<lb/> gemeint ist, sondern auch bei allen, die es angeht, immer mehr Anklang findet.<lb/> Umgekehrt ist von den Bekennern protestantischer und liberaler Weltanschauungen<lb/> zu wünschen, daß sie nicht durch unnötige Betonung der Schattenseiten, die der<lb/> katholische Glaube in ihren Augen hat, die Ausführung dieser Losung ihresseits<lb/> erschweren. Seit Jahren nun schon stehen wir, Katholiken und Protestanten,<lb/> nebeneinander, kämpfen für ein Reich und ein Volk, geben Gut und Blut der<lb/> eine für den andern. Beide Konfessionen müssen unwiderruflich in Sturm und<lb/> Sonnenschein unter einem Dache wohnen; sie müssen sich verstehen. Zu solchem<lb/> Verständnis muß auf protestantischer Seite wachsende Erkenntnis katholischen<lb/> Lebens und vor allem auch der Geschichte und der Politik des modernen<lb/> deutschen Katholizismus beitragen. In der Reichsgründungszeit brachte der<lb/> Gang der Dinge die deutschen Katholiken in einen gewissen Gegensatz zu dem<lb/> kleindeutschen Reichspatriotismus. Dieser Gegensatz, längst schon verwischt, ist<lb/> durch den Krieg endgültig überwunden. Und da auch die römische Kurie eine<lb/> vorbildliche Neutralität bewahrt, ist vielleicht Aussicht, daß das oeutsch-eoange«<lb/> lische Mißtrauen gegen die fremdländische Leitung der katholischen Kirche nicht<lb/> mehr hervortritt. Im übrigen kommt es darauf an, das geistige Leben hüben<lb/> und drüben in erhöhte Wechselwirkung zu setzen, oder wenn gegenseitige „Wir¬<lb/> kung" im Interesse der konfessionellen Reinheit vielleicht nicht erwünscht wäre,<lb/> jedenfalls in leidenschaftslose Wechselerkenntnis. Über die Auseinandersetzung<lb/> der auf Kant begründeten modernen Erkenntnistheorie mit der neuthomistischen<lb/> Philosophie der Kirche kann ich im Rahmen dieses Aufsatzes nichts sagen. Der<lb/> gebildete Protestant pflegt von diesem Gegensatz selten mehr zu wissen, als</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0341]
[Abbildung]
Aus der politischen Vergangenheit der deutschen
Aatholiken
Dr. Rcirl Buchheim von
om inneren Frieden des deutschen Volkes" ist während des Krieges
öfter geredet und auch geschrieben worden. Es soll jeder mit¬
helfen, daß etwas von den guten Wünschen in Erfüllung geht.
Die politischen und sozialen Kämpfe werden freilich nicht schweigen,
auch die konfessionellen nicht; aber gerade auf diesem Gebiete
können bei einiger Einsicht die schärfsten Spitzen abgebrochen werden, wenn man
sich weiter wie im Kriege um gegenseitige Förderung bemüht. Auf katholischer
Seite ist schon lange vor dem August 1914 die Parole „Heraus aus dem
Turm!" ausgegeben worden. Wir wollen hoffen, daß sie nicht nur ehrlich
gemeint ist, sondern auch bei allen, die es angeht, immer mehr Anklang findet.
Umgekehrt ist von den Bekennern protestantischer und liberaler Weltanschauungen
zu wünschen, daß sie nicht durch unnötige Betonung der Schattenseiten, die der
katholische Glaube in ihren Augen hat, die Ausführung dieser Losung ihresseits
erschweren. Seit Jahren nun schon stehen wir, Katholiken und Protestanten,
nebeneinander, kämpfen für ein Reich und ein Volk, geben Gut und Blut der
eine für den andern. Beide Konfessionen müssen unwiderruflich in Sturm und
Sonnenschein unter einem Dache wohnen; sie müssen sich verstehen. Zu solchem
Verständnis muß auf protestantischer Seite wachsende Erkenntnis katholischen
Lebens und vor allem auch der Geschichte und der Politik des modernen
deutschen Katholizismus beitragen. In der Reichsgründungszeit brachte der
Gang der Dinge die deutschen Katholiken in einen gewissen Gegensatz zu dem
kleindeutschen Reichspatriotismus. Dieser Gegensatz, längst schon verwischt, ist
durch den Krieg endgültig überwunden. Und da auch die römische Kurie eine
vorbildliche Neutralität bewahrt, ist vielleicht Aussicht, daß das oeutsch-eoange«
lische Mißtrauen gegen die fremdländische Leitung der katholischen Kirche nicht
mehr hervortritt. Im übrigen kommt es darauf an, das geistige Leben hüben
und drüben in erhöhte Wechselwirkung zu setzen, oder wenn gegenseitige „Wir¬
kung" im Interesse der konfessionellen Reinheit vielleicht nicht erwünscht wäre,
jedenfalls in leidenschaftslose Wechselerkenntnis. Über die Auseinandersetzung
der auf Kant begründeten modernen Erkenntnistheorie mit der neuthomistischen
Philosophie der Kirche kann ich im Rahmen dieses Aufsatzes nichts sagen. Der
gebildete Protestant pflegt von diesem Gegensatz selten mehr zu wissen, als
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |