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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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Amerika als terims Zauclsns im Weltkriege

unter dem Namen von Handel und Geldgeschäften, das alles leuchtet außer¬
ordentlich der Sorte von Männern ein, die hier (in Amerika) das Heft in den
Händen haben."

Einer der ersten aus diesem Kreise einflußreicher Männer in Amerika, der
an die Erfüllung eines größeren Kriegsauftrages ging, war Charles M. Schwab,
der Präsident der Bethlehem Skeet Corporation. Es sind dies dieselben Werke,
die vor Ausbruch des Krieges in der deutschen Fach- und Tagesliteratur oft in
Verbindung mit dem Namen des amerikanischen Betriebsorganisators Fred. W.
Taylor genannt wurden, und von deren Betriebskapital sich vor Ausbruch des
Krieges noch 20 Prozent in deutschen Händen befand. Schwab erhielt für die
französische Heeresleitung einen Auftrag auf neunhundert sechszöllige Feld¬
geschütze bei einem Einheitspreis von 27 000 bis 30 000 Dollar für das
Geschütz. Im November 1914 hatte sich der Auftragbestand an Kriegslieferung
bei der Bethlehem Skeet Corporation bereits auf 110 Millionen Dollars erhöht.

Der nun einsetzende Milliardensegen, der sich in Form von Kriegsaufträgen
über die amerikanische Industrie ergoß, wurde, wie zu erwarten war, von
diesem glücklichen Lande mit größter Bereitwilligkeit und ebenso großem Eifer
aufgefangen. Er verteilte sich auf die Großkapitalisten, die Industriellen, die
Nahrungsmittelproduzenten und vor allem auf die Börsenleute und sickerte
durch bis zum Fabrikarbeiter und Tagelöhner. Selbst der Baumwollbauer
sah sich infolge einer Mißernte und der Inanspruchnahme von seiten der
englischen Textilindustrie seiner Sorgen enthoben, die ihm der Kriegsausbruch
zunächst gebracht hatte.

Vor allem aber handelte es sich um die Herstellung und Ausfuhr von
Waffen, Munition, Kraftwagen und Stacheldraht. Welchen Umfang diese Aus¬
fuhr bereits im August 1915 angenommen hatte, zeigen folgende Zahlen, welche
der "New Aorker Handelszeitung" vom 14.August 1915 entnommen sind. Danach
belief sich der Auftragbestand im damaligen Zeitpunkt auf 1 808 000 000 Dollar,
von denen bis dahin allerdings Aufträge im Werte von 751 000 000 Dollar
noch nicht bestätigt waren. Hiervon entfallen 1 258 000 000 Dollar für Auf¬
träge auf Waffen, Munition und Explosivstoffe; Bethlehem Skeet Corporation
wird mit einer Viertelmilliarde Dollar genannt, Du Pont Nemour Powder Co.
hatte für 200 Millionen Dollar Explosivstoffe zu liefern, Crucible Skeet Co. für
96 Millionen und Westinghouse Electric u. Mfg. Co. für 70 Millionen Dollar
Gewehre und Geschosse. U. S. Cartridge Co. 600 Millionen Patronen, Winchester
Arms Co. für 100 Millionen, Remington Arms Co. für 96 Millionen Dollar
Gewehre, Cott Fire Arms Co. für 15 Millionen Dollar Maschinengewehre usw.
Weitere 200 Millionen Dollar entfallen auf Motorwagenlieferungen der Pressed
Skeet Car Co., 50 Millionen Dollar auf zu liefernde Motorboote der Electric
Boat Co., 12 Millionen Dollar auf Schienen- und Stahlmaterial, 25 Mil¬
lionen Dollar auf Fahrzeuge und Geschirre, 8 Millionen Dollar auf Woll¬
decken und 255 Millionen Dollar auf verschiedenes anderes Material.


Amerika als terims Zauclsns im Weltkriege

unter dem Namen von Handel und Geldgeschäften, das alles leuchtet außer¬
ordentlich der Sorte von Männern ein, die hier (in Amerika) das Heft in den
Händen haben."

Einer der ersten aus diesem Kreise einflußreicher Männer in Amerika, der
an die Erfüllung eines größeren Kriegsauftrages ging, war Charles M. Schwab,
der Präsident der Bethlehem Skeet Corporation. Es sind dies dieselben Werke,
die vor Ausbruch des Krieges in der deutschen Fach- und Tagesliteratur oft in
Verbindung mit dem Namen des amerikanischen Betriebsorganisators Fred. W.
Taylor genannt wurden, und von deren Betriebskapital sich vor Ausbruch des
Krieges noch 20 Prozent in deutschen Händen befand. Schwab erhielt für die
französische Heeresleitung einen Auftrag auf neunhundert sechszöllige Feld¬
geschütze bei einem Einheitspreis von 27 000 bis 30 000 Dollar für das
Geschütz. Im November 1914 hatte sich der Auftragbestand an Kriegslieferung
bei der Bethlehem Skeet Corporation bereits auf 110 Millionen Dollars erhöht.

Der nun einsetzende Milliardensegen, der sich in Form von Kriegsaufträgen
über die amerikanische Industrie ergoß, wurde, wie zu erwarten war, von
diesem glücklichen Lande mit größter Bereitwilligkeit und ebenso großem Eifer
aufgefangen. Er verteilte sich auf die Großkapitalisten, die Industriellen, die
Nahrungsmittelproduzenten und vor allem auf die Börsenleute und sickerte
durch bis zum Fabrikarbeiter und Tagelöhner. Selbst der Baumwollbauer
sah sich infolge einer Mißernte und der Inanspruchnahme von seiten der
englischen Textilindustrie seiner Sorgen enthoben, die ihm der Kriegsausbruch
zunächst gebracht hatte.

Vor allem aber handelte es sich um die Herstellung und Ausfuhr von
Waffen, Munition, Kraftwagen und Stacheldraht. Welchen Umfang diese Aus¬
fuhr bereits im August 1915 angenommen hatte, zeigen folgende Zahlen, welche
der „New Aorker Handelszeitung" vom 14.August 1915 entnommen sind. Danach
belief sich der Auftragbestand im damaligen Zeitpunkt auf 1 808 000 000 Dollar,
von denen bis dahin allerdings Aufträge im Werte von 751 000 000 Dollar
noch nicht bestätigt waren. Hiervon entfallen 1 258 000 000 Dollar für Auf¬
träge auf Waffen, Munition und Explosivstoffe; Bethlehem Skeet Corporation
wird mit einer Viertelmilliarde Dollar genannt, Du Pont Nemour Powder Co.
hatte für 200 Millionen Dollar Explosivstoffe zu liefern, Crucible Skeet Co. für
96 Millionen und Westinghouse Electric u. Mfg. Co. für 70 Millionen Dollar
Gewehre und Geschosse. U. S. Cartridge Co. 600 Millionen Patronen, Winchester
Arms Co. für 100 Millionen, Remington Arms Co. für 96 Millionen Dollar
Gewehre, Cott Fire Arms Co. für 15 Millionen Dollar Maschinengewehre usw.
Weitere 200 Millionen Dollar entfallen auf Motorwagenlieferungen der Pressed
Skeet Car Co., 50 Millionen Dollar auf zu liefernde Motorboote der Electric
Boat Co., 12 Millionen Dollar auf Schienen- und Stahlmaterial, 25 Mil¬
lionen Dollar auf Fahrzeuge und Geschirre, 8 Millionen Dollar auf Woll¬
decken und 255 Millionen Dollar auf verschiedenes anderes Material.


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[0313] Amerika als terims Zauclsns im Weltkriege unter dem Namen von Handel und Geldgeschäften, das alles leuchtet außer¬ ordentlich der Sorte von Männern ein, die hier (in Amerika) das Heft in den Händen haben." Einer der ersten aus diesem Kreise einflußreicher Männer in Amerika, der an die Erfüllung eines größeren Kriegsauftrages ging, war Charles M. Schwab, der Präsident der Bethlehem Skeet Corporation. Es sind dies dieselben Werke, die vor Ausbruch des Krieges in der deutschen Fach- und Tagesliteratur oft in Verbindung mit dem Namen des amerikanischen Betriebsorganisators Fred. W. Taylor genannt wurden, und von deren Betriebskapital sich vor Ausbruch des Krieges noch 20 Prozent in deutschen Händen befand. Schwab erhielt für die französische Heeresleitung einen Auftrag auf neunhundert sechszöllige Feld¬ geschütze bei einem Einheitspreis von 27 000 bis 30 000 Dollar für das Geschütz. Im November 1914 hatte sich der Auftragbestand an Kriegslieferung bei der Bethlehem Skeet Corporation bereits auf 110 Millionen Dollars erhöht. Der nun einsetzende Milliardensegen, der sich in Form von Kriegsaufträgen über die amerikanische Industrie ergoß, wurde, wie zu erwarten war, von diesem glücklichen Lande mit größter Bereitwilligkeit und ebenso großem Eifer aufgefangen. Er verteilte sich auf die Großkapitalisten, die Industriellen, die Nahrungsmittelproduzenten und vor allem auf die Börsenleute und sickerte durch bis zum Fabrikarbeiter und Tagelöhner. Selbst der Baumwollbauer sah sich infolge einer Mißernte und der Inanspruchnahme von seiten der englischen Textilindustrie seiner Sorgen enthoben, die ihm der Kriegsausbruch zunächst gebracht hatte. Vor allem aber handelte es sich um die Herstellung und Ausfuhr von Waffen, Munition, Kraftwagen und Stacheldraht. Welchen Umfang diese Aus¬ fuhr bereits im August 1915 angenommen hatte, zeigen folgende Zahlen, welche der „New Aorker Handelszeitung" vom 14.August 1915 entnommen sind. Danach belief sich der Auftragbestand im damaligen Zeitpunkt auf 1 808 000 000 Dollar, von denen bis dahin allerdings Aufträge im Werte von 751 000 000 Dollar noch nicht bestätigt waren. Hiervon entfallen 1 258 000 000 Dollar für Auf¬ träge auf Waffen, Munition und Explosivstoffe; Bethlehem Skeet Corporation wird mit einer Viertelmilliarde Dollar genannt, Du Pont Nemour Powder Co. hatte für 200 Millionen Dollar Explosivstoffe zu liefern, Crucible Skeet Co. für 96 Millionen und Westinghouse Electric u. Mfg. Co. für 70 Millionen Dollar Gewehre und Geschosse. U. S. Cartridge Co. 600 Millionen Patronen, Winchester Arms Co. für 100 Millionen, Remington Arms Co. für 96 Millionen Dollar Gewehre, Cott Fire Arms Co. für 15 Millionen Dollar Maschinengewehre usw. Weitere 200 Millionen Dollar entfallen auf Motorwagenlieferungen der Pressed Skeet Car Co., 50 Millionen Dollar auf zu liefernde Motorboote der Electric Boat Co., 12 Millionen Dollar auf Schienen- und Stahlmaterial, 25 Mil¬ lionen Dollar auf Fahrzeuge und Geschirre, 8 Millionen Dollar auf Woll¬ decken und 255 Millionen Dollar auf verschiedenes anderes Material.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/313>, abgerufen am 23.07.2024.