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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.

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Vas Geld bleibt im Lande

wichtigste Rohmaterial für die Waffenfabrikation an der New Uorker Metallbörse.
Nachdem dieser Preis bereis Anfang Januar 1916 den hohen Stand von
30 Cents für das amerikanische Pfund erreicht hatte, ist er seitdem weiter um
50 Prozent gestiegen auf 45 Cents am 17. März 1916. Die Riesengewinne
der amerikanischen Kriegslieferanten sind bekannt. Sie werden gezahlt aus der
Tasche der Feinde.

Demgegenüber steht ein Staat, welcher, wie das Deutsche Reich, allen
Kriegsbedarf im Inlands hervorbringt und demgemäß den Erlös seiner
Kriegsanleihen zur Zahlung an inländische Lieferanten verwenden kann,
unvergleichlich günstiger da. Wenn 10 Milliarden zu inländischen Zahlungen
verwendet werden, so bedeutet das die Schaffung eines Volkseinkommens in
dieser oder doch annähernder Höhe. Die Angabe schafft unmittelbar eine
entsprechende Einnahme, sodaß der Stand des Gesamtvermögens dadurch nicht
verschlechtert wird. Von den an die Heereslieferanten gezählten 10 Milliarden
mögen 1--2 Milliarden deren Unternehmergewinn darstellen, also Reingewinn,
und damit einen Teil des Volkseinkommens bilden. Die Nesteinnahmen
werden vom subjektiven Standpunkt der Unternehmer aus durch Unkosten auf¬
gezehrt und zwar durch Aufwendung für Löhne an Arbeiter, technische und
kaufmännische Angestellte, sowie durch Ausgaben für Materialbeschaffung und
Transportkosten. Die Löhne der Arbeiter, Techniker und Kaufleute sind aber
von deren subjektiven Standpunkt aus wieder deren reinen Einkommen und
tragen als solche wiederum zum gesamten Volkseinkommen bei. Die Aus¬
gaben für Materialbeschaffung z. B. Roheisen, Kohle, Kupfer enthalten wieder
den Unternehmergewinn der Materialproduzenten, die Lohnzahlungen an deren
Arbeiter und Angestellte, welche wie oben gleichfalls reines Volkseinkommen
bedeuten, und endlich die Vergütung für die Substanz, die Kohle, das Eisen¬
erz, das Kupfererz, Wertbeträge, welche in den Unternehmerbilanzen als Ab¬
schreibungen, d. h. Wertverminderungen der Substanz erscheinen müssen. Da
nun aber die meisten der in Betracht kommenden Rohstoffe, vor allem Kohle
und Eisen, in praktisch unbegrenzter Menge innerhalb unserer Grenzen vor¬
handen sind,*) bedeutet deren Verbrauch eigentlich gar keinen ins Gewicht
fallenden Verlust an Nationalvermögen. Die bei der Produktion als Un¬
kosten erscheinenden Transportkosten jeder Art bedeuten gleichfalls nur Auf¬
wendungen für Arbeitslohn, und Materialverbrauch, insbesondere Kohle- sie
sind, soweit sie nicht Unternehmergewinn der Transportleistenden, der Eisen¬
bahnen, Schiffahrtunternehmungen darstellen, doch reines Einkommen von
deren Arbeitern und Angestellten, und bilden somit gleichfalls Volkseinkommen
in dem gekennzeichneten Sinne.

Soweit die Zahlungen unserer Landwirtschaft zufließen als Engelt für



") Unsere Kohlenvorräte z> B> sollen nach den neuesten Schätzungen mehr als
1000 Jahre vorhalten.
Vas Geld bleibt im Lande

wichtigste Rohmaterial für die Waffenfabrikation an der New Uorker Metallbörse.
Nachdem dieser Preis bereis Anfang Januar 1916 den hohen Stand von
30 Cents für das amerikanische Pfund erreicht hatte, ist er seitdem weiter um
50 Prozent gestiegen auf 45 Cents am 17. März 1916. Die Riesengewinne
der amerikanischen Kriegslieferanten sind bekannt. Sie werden gezahlt aus der
Tasche der Feinde.

Demgegenüber steht ein Staat, welcher, wie das Deutsche Reich, allen
Kriegsbedarf im Inlands hervorbringt und demgemäß den Erlös seiner
Kriegsanleihen zur Zahlung an inländische Lieferanten verwenden kann,
unvergleichlich günstiger da. Wenn 10 Milliarden zu inländischen Zahlungen
verwendet werden, so bedeutet das die Schaffung eines Volkseinkommens in
dieser oder doch annähernder Höhe. Die Angabe schafft unmittelbar eine
entsprechende Einnahme, sodaß der Stand des Gesamtvermögens dadurch nicht
verschlechtert wird. Von den an die Heereslieferanten gezählten 10 Milliarden
mögen 1—2 Milliarden deren Unternehmergewinn darstellen, also Reingewinn,
und damit einen Teil des Volkseinkommens bilden. Die Nesteinnahmen
werden vom subjektiven Standpunkt der Unternehmer aus durch Unkosten auf¬
gezehrt und zwar durch Aufwendung für Löhne an Arbeiter, technische und
kaufmännische Angestellte, sowie durch Ausgaben für Materialbeschaffung und
Transportkosten. Die Löhne der Arbeiter, Techniker und Kaufleute sind aber
von deren subjektiven Standpunkt aus wieder deren reinen Einkommen und
tragen als solche wiederum zum gesamten Volkseinkommen bei. Die Aus¬
gaben für Materialbeschaffung z. B. Roheisen, Kohle, Kupfer enthalten wieder
den Unternehmergewinn der Materialproduzenten, die Lohnzahlungen an deren
Arbeiter und Angestellte, welche wie oben gleichfalls reines Volkseinkommen
bedeuten, und endlich die Vergütung für die Substanz, die Kohle, das Eisen¬
erz, das Kupfererz, Wertbeträge, welche in den Unternehmerbilanzen als Ab¬
schreibungen, d. h. Wertverminderungen der Substanz erscheinen müssen. Da
nun aber die meisten der in Betracht kommenden Rohstoffe, vor allem Kohle
und Eisen, in praktisch unbegrenzter Menge innerhalb unserer Grenzen vor¬
handen sind,*) bedeutet deren Verbrauch eigentlich gar keinen ins Gewicht
fallenden Verlust an Nationalvermögen. Die bei der Produktion als Un¬
kosten erscheinenden Transportkosten jeder Art bedeuten gleichfalls nur Auf¬
wendungen für Arbeitslohn, und Materialverbrauch, insbesondere Kohle- sie
sind, soweit sie nicht Unternehmergewinn der Transportleistenden, der Eisen¬
bahnen, Schiffahrtunternehmungen darstellen, doch reines Einkommen von
deren Arbeitern und Angestellten, und bilden somit gleichfalls Volkseinkommen
in dem gekennzeichneten Sinne.

Soweit die Zahlungen unserer Landwirtschaft zufließen als Engelt für



") Unsere Kohlenvorräte z> B> sollen nach den neuesten Schätzungen mehr als
1000 Jahre vorhalten.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330101/80>, abgerufen am 01.09.2024.