Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Zweites Vierteljahr.Uriegsgeographische Neuerscheinungen Rothert durch seine großzügige Darstellungsart jenen Gefahren meist. Doch Mit einer bloßen Empfehlung all dieser Karten als guter Begleiter beim Uriegsgeographische Neuerscheinungen Rothert durch seine großzügige Darstellungsart jenen Gefahren meist. Doch Mit einer bloßen Empfehlung all dieser Karten als guter Begleiter beim <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330431"/> <fw type="header" place="top"> Uriegsgeographische Neuerscheinungen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1440" prev="#ID_1439"> Rothert durch seine großzügige Darstellungsart jenen Gefahren meist. Doch<lb/> lehrte mich schon ein Vergleich mit der bis jetzt wohl zuverlässigsten kurzen<lb/> Gesamtdarstellung des Weltkrieges, mit Oberst Fr. Jmmanuels „20 Monate<lb/> Weltkrieg" (Mittler u. Sohn, 3 M.), daß für Rothert noch mancherlei zu<lb/> bessern bleibt: Daten, Marschlinien, Stellungen u. a. Vor allem möchte ich<lb/> dem schon oft geäußerten Grundsatz auch hier Ausdruck geben, daß auch<lb/> historische Karten Geländedarstellungen besitzen sollen. Auch die großen Be»<lb/> wegungen in der Kriegführung sind oft so ausschlaggebend von der Natur<lb/> bedingt, daß eine wenigstens andeutende Geländedarstellung kaum entbehrt<lb/> werden kann. Wenn auch Rotherts neueste Bände entschieden Fortschritte in<lb/> der Richtung aufweisen, zum Teil sogar sehr erfreuliche, so fehlt doch noch viel<lb/> zur grundsätzlichen Durchführung des Grundsatzes. Und ich möchte meinen, die<lb/> ausgezeichnete Idee könnte mit geringen Mitteln noch viel besser ausgeführt<lb/> werden. Auch in der Hinsicht gibt Jmmanuels treffliches Buch einige Winke,<lb/> wie mir auch sein oft fast nüchterner, objektiver Stil dem Ernst und der<lb/> Wucht der Sache mehr zu entsprechen scheint als die oft allzu breite,<lb/> allzu sehr von epischem Humor und politisierender Ironie durchtränkte<lb/> Darstellungsweise Rotherts, der dabei wohl vornehmlich an seine Jungens in<lb/> der Schule dachte. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1441" next="#ID_1442"> Mit einer bloßen Empfehlung all dieser Karten als guter Begleiter beim<lb/> Zeitungslesen, zum schnellen Bestimmen der Kampforte wohl geeignet, möchte<lb/> der Berichterstatter seine Pflicht nicht getan sehen. Man kann so unendlich viel<lb/> mehr an guten Karten haben: Sie können und sollen dazu dienen, das Beste<lb/> an der Geographie und Kriegsgeographie zu erkennen, das Wesen der Landschaft<lb/> in all ihrer Eigenart, in Ursache und Wirkung. Deshalb sei hier noch auf<lb/> einige Führer zu solchem Kartenlesen hingewiesen, die mir der Zufall auf dem<lb/> Schreibtisch versammelt hat. Das Beste, was ich an eigentlich kriegsgeographischer<lb/> Literatur bisher gelesen habe, war die Abhandlungsfolge von Professor I. Partsch,<lb/> dem Meister der geographischen Darstellung, in der „Geographischen Zeitschrift"<lb/> über den östlichen Kriegsschauplatz, jetzt als drittes Heft in der Sammlung:<lb/> „Die Kriegsschauplatze", die Professor Hettner bei Teubner herausgibt. (2 Mark.)<lb/> Das Problem der organischen und lebensvollen Verknüpfung der geographischen<lb/> Wissenschaft mit dem Geschehnissen und den Aufgaben der Kriegführung scheint<lb/> mir'hier restlos gelöst. Wer dieses Werkchen wirklich studiert an der Hand<lb/> guter Karten, der hat einen vielfachen, dauernden Gewinn. Diese organische,<lb/> schöne Einheit habe ich zwar in gleichem Maße in A. Philippsons Darstellung<lb/> des französisch-belgischen Kriegsschauplatzes (Heft 2 jener Sammlung) nicht ge¬<lb/> funden, auch sie fesselt aber von Anfang bis zu Ende durch lebendige und<lb/> geschickte Verknüpfung des Reingcogravhischen und der Kriegsereignisse. — Eine<lb/> andere Aufgabe als jene stellt sich von vornherein Prof. Max Friedrichsens<lb/> vortreffliche Schrift: „Die Grenzmarken des europäischen Rußlands" (Hamburg.<lb/> I. Friedrichsen, 3 Mark), indem er „die geographischen Grundlagen zur objektiven</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0331]
Uriegsgeographische Neuerscheinungen
Rothert durch seine großzügige Darstellungsart jenen Gefahren meist. Doch
lehrte mich schon ein Vergleich mit der bis jetzt wohl zuverlässigsten kurzen
Gesamtdarstellung des Weltkrieges, mit Oberst Fr. Jmmanuels „20 Monate
Weltkrieg" (Mittler u. Sohn, 3 M.), daß für Rothert noch mancherlei zu
bessern bleibt: Daten, Marschlinien, Stellungen u. a. Vor allem möchte ich
dem schon oft geäußerten Grundsatz auch hier Ausdruck geben, daß auch
historische Karten Geländedarstellungen besitzen sollen. Auch die großen Be»
wegungen in der Kriegführung sind oft so ausschlaggebend von der Natur
bedingt, daß eine wenigstens andeutende Geländedarstellung kaum entbehrt
werden kann. Wenn auch Rotherts neueste Bände entschieden Fortschritte in
der Richtung aufweisen, zum Teil sogar sehr erfreuliche, so fehlt doch noch viel
zur grundsätzlichen Durchführung des Grundsatzes. Und ich möchte meinen, die
ausgezeichnete Idee könnte mit geringen Mitteln noch viel besser ausgeführt
werden. Auch in der Hinsicht gibt Jmmanuels treffliches Buch einige Winke,
wie mir auch sein oft fast nüchterner, objektiver Stil dem Ernst und der
Wucht der Sache mehr zu entsprechen scheint als die oft allzu breite,
allzu sehr von epischem Humor und politisierender Ironie durchtränkte
Darstellungsweise Rotherts, der dabei wohl vornehmlich an seine Jungens in
der Schule dachte. —
Mit einer bloßen Empfehlung all dieser Karten als guter Begleiter beim
Zeitungslesen, zum schnellen Bestimmen der Kampforte wohl geeignet, möchte
der Berichterstatter seine Pflicht nicht getan sehen. Man kann so unendlich viel
mehr an guten Karten haben: Sie können und sollen dazu dienen, das Beste
an der Geographie und Kriegsgeographie zu erkennen, das Wesen der Landschaft
in all ihrer Eigenart, in Ursache und Wirkung. Deshalb sei hier noch auf
einige Führer zu solchem Kartenlesen hingewiesen, die mir der Zufall auf dem
Schreibtisch versammelt hat. Das Beste, was ich an eigentlich kriegsgeographischer
Literatur bisher gelesen habe, war die Abhandlungsfolge von Professor I. Partsch,
dem Meister der geographischen Darstellung, in der „Geographischen Zeitschrift"
über den östlichen Kriegsschauplatz, jetzt als drittes Heft in der Sammlung:
„Die Kriegsschauplatze", die Professor Hettner bei Teubner herausgibt. (2 Mark.)
Das Problem der organischen und lebensvollen Verknüpfung der geographischen
Wissenschaft mit dem Geschehnissen und den Aufgaben der Kriegführung scheint
mir'hier restlos gelöst. Wer dieses Werkchen wirklich studiert an der Hand
guter Karten, der hat einen vielfachen, dauernden Gewinn. Diese organische,
schöne Einheit habe ich zwar in gleichem Maße in A. Philippsons Darstellung
des französisch-belgischen Kriegsschauplatzes (Heft 2 jener Sammlung) nicht ge¬
funden, auch sie fesselt aber von Anfang bis zu Ende durch lebendige und
geschickte Verknüpfung des Reingcogravhischen und der Kriegsereignisse. — Eine
andere Aufgabe als jene stellt sich von vornherein Prof. Max Friedrichsens
vortreffliche Schrift: „Die Grenzmarken des europäischen Rußlands" (Hamburg.
I. Friedrichsen, 3 Mark), indem er „die geographischen Grundlagen zur objektiven
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