Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Rriegsliteratur Die andere Arbeit, die wir hier erwähnen wollen, stammt ans der Feder Jm Vorstehenden haben wir uns nur mit der Literatur befaßt, die über In welchem Maße nun Mittel- und Südamerika in wirtschaftlicher Be¬ Rriegsliteratur Die andere Arbeit, die wir hier erwähnen wollen, stammt ans der Feder Jm Vorstehenden haben wir uns nur mit der Literatur befaßt, die über In welchem Maße nun Mittel- und Südamerika in wirtschaftlicher Be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0134" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329800"/> <fw type="header" place="top"> Rriegsliteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_387"> Die andere Arbeit, die wir hier erwähnen wollen, stammt ans der Feder<lb/> des bekannten Würzburger Professors für Öffentliches Recht, Christian Meurer.<lb/> Diese, „Der Lusitania-Fall" betitelte völkerrechtliche Studie ist im Verlage von<lb/> I. C. B. Mohr in Tübingen erschienen. Der Verfasser weist in seiner Ab¬<lb/> handlung nach, „daß die Lusttania als Hilfskreuzer umgewandelt, auf die<lb/> Kriegsschiffsliste gesetzt, in den Dienst der Marine gestellt und nicht zurück¬<lb/> verwandelt worden ist". Die Torpedierung der Lusttania ist demnach zu Recht<lb/> erfolgt, mag der Verlust so vieler unschuldiger Menschenleben auch noch so sehr<lb/> zu bedauern sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_388"> Jm Vorstehenden haben wir uns nur mit der Literatur befaßt, die über<lb/> Nordamerika erschienen ist. Weit stiefmütterlicher ist Mittel- und Südamerika<lb/> behandelt worden. Es ist dies eigentlich um so unverständlicher, als gerade<lb/> Südamerika, wenn es auch politisch für uns nicht allzu wichtig ist und die aus¬<lb/> wärtige Politik der südamerikanischen Staaten keine wichtigen Probleme während<lb/> des Weltkrieges aufgerollt hat, doch auf wirtschaftlichem Gebiete einer der wich¬<lb/> tigsten Erdteile für den deutschen Handel gewesen ist und, wie zu hoffen und<lb/> auch wohl zu erwarten ist, dies nach Beendigung des Krieges in noch<lb/> gesteigerterem Maße werden wird. Allerdings dürfte die Konkurrenz der Ver¬<lb/> einigten Staaten infolge der augenblicklichen fast völligen Ausschaltung des<lb/> deutschen Marktes einen nicht zu unterschätzenden Vorsprung erhalten, und der<lb/> Kampf, den der deutsche Handel und die deutsche Industrie nach dem Kriege<lb/> hier auf wirtschaftlichem Gebiete wird auszufechten haben, wird kein leichter sein.<lb/> Es ist aber mit Bestimmtheit zu hoffen, daß auch in diesem friedlichen Wett¬<lb/> streite deutsche Tüchtigkeit und deutsche Tatkraft das Schlachtfeld als Siegerin<lb/> behaupten wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_389" next="#ID_390"> In welchem Maße nun Mittel- und Südamerika in wirtschaftlicher Be¬<lb/> ziehung durch den Weltkrieg beeinflußt wird, ist von Wilhelm Bürklin in an¬<lb/> schaulicher und klarer Weise in seinem bei Otto Hapke (Göttingen—Berlin)<lb/> verlegten Buche „Süd- und Mittelamerika unter dem wirtschaftlichen Einflüsse<lb/> des Weltkrieges" dargelegt worden. Die interessanten Ausführungen des Ver¬<lb/> fassers dürften für Politiker und Gelehrte, in erster Linie jedoch sür den<lb/> deutschen Kaufmann und Industriellen von Wert sein, zumal — man kann<lb/> wohl sagen „leider" — die süd- und mittelamerikanischen Staaten und ihre<lb/> Wirtschaftsgeschichte, ihre wirtschaftlichen Kräfte und ihre wirtschaftliche Zukunft<lb/> in weitesten Kreisen noch recht wenig bekannt sind und oft sogar sehr unter¬<lb/> schätzt werden. Denn in vielen Köpfen malt sich das Bild jener amerikanischen<lb/> Staatswesen als das Paradies von Revolutionen und Revolutiönchen, von<lb/> Präsidentensturz und Staatsbankerott aus, während das rege Wirtschaftsleben,<lb/> das in vielen dieser Republiken, insbesondere in den sogenannten ABC-Staaten<lb/> blüht, allzu oft übersehen oder wenigstens nicht in gebührender Weise gewürdigt<lb/> wird. Die Anhänge, die Bürklin seiner Schrift angefügt hat, und die einen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0134]
Rriegsliteratur
Die andere Arbeit, die wir hier erwähnen wollen, stammt ans der Feder
des bekannten Würzburger Professors für Öffentliches Recht, Christian Meurer.
Diese, „Der Lusitania-Fall" betitelte völkerrechtliche Studie ist im Verlage von
I. C. B. Mohr in Tübingen erschienen. Der Verfasser weist in seiner Ab¬
handlung nach, „daß die Lusttania als Hilfskreuzer umgewandelt, auf die
Kriegsschiffsliste gesetzt, in den Dienst der Marine gestellt und nicht zurück¬
verwandelt worden ist". Die Torpedierung der Lusttania ist demnach zu Recht
erfolgt, mag der Verlust so vieler unschuldiger Menschenleben auch noch so sehr
zu bedauern sein.
Jm Vorstehenden haben wir uns nur mit der Literatur befaßt, die über
Nordamerika erschienen ist. Weit stiefmütterlicher ist Mittel- und Südamerika
behandelt worden. Es ist dies eigentlich um so unverständlicher, als gerade
Südamerika, wenn es auch politisch für uns nicht allzu wichtig ist und die aus¬
wärtige Politik der südamerikanischen Staaten keine wichtigen Probleme während
des Weltkrieges aufgerollt hat, doch auf wirtschaftlichem Gebiete einer der wich¬
tigsten Erdteile für den deutschen Handel gewesen ist und, wie zu hoffen und
auch wohl zu erwarten ist, dies nach Beendigung des Krieges in noch
gesteigerterem Maße werden wird. Allerdings dürfte die Konkurrenz der Ver¬
einigten Staaten infolge der augenblicklichen fast völligen Ausschaltung des
deutschen Marktes einen nicht zu unterschätzenden Vorsprung erhalten, und der
Kampf, den der deutsche Handel und die deutsche Industrie nach dem Kriege
hier auf wirtschaftlichem Gebiete wird auszufechten haben, wird kein leichter sein.
Es ist aber mit Bestimmtheit zu hoffen, daß auch in diesem friedlichen Wett¬
streite deutsche Tüchtigkeit und deutsche Tatkraft das Schlachtfeld als Siegerin
behaupten wird.
In welchem Maße nun Mittel- und Südamerika in wirtschaftlicher Be¬
ziehung durch den Weltkrieg beeinflußt wird, ist von Wilhelm Bürklin in an¬
schaulicher und klarer Weise in seinem bei Otto Hapke (Göttingen—Berlin)
verlegten Buche „Süd- und Mittelamerika unter dem wirtschaftlichen Einflüsse
des Weltkrieges" dargelegt worden. Die interessanten Ausführungen des Ver¬
fassers dürften für Politiker und Gelehrte, in erster Linie jedoch sür den
deutschen Kaufmann und Industriellen von Wert sein, zumal — man kann
wohl sagen „leider" — die süd- und mittelamerikanischen Staaten und ihre
Wirtschaftsgeschichte, ihre wirtschaftlichen Kräfte und ihre wirtschaftliche Zukunft
in weitesten Kreisen noch recht wenig bekannt sind und oft sogar sehr unter¬
schätzt werden. Denn in vielen Köpfen malt sich das Bild jener amerikanischen
Staatswesen als das Paradies von Revolutionen und Revolutiönchen, von
Präsidentensturz und Staatsbankerott aus, während das rege Wirtschaftsleben,
das in vielen dieser Republiken, insbesondere in den sogenannten ABC-Staaten
blüht, allzu oft übersehen oder wenigstens nicht in gebührender Weise gewürdigt
wird. Die Anhänge, die Bürklin seiner Schrift angefügt hat, und die einen
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