Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Kriegsliteratur Grey verheimlichte Bündnis mit Frankreich usw. Jedenfalls erstellt der Leser Mit dem wichtigsten Problem, das während des Krieges zwischen Deutsch¬ Wehberg sagt, daß bisher allerdings keine festen Regeln in Bezug auf ein Wie bereits eingangs bemerkt, wollen wir an dieser Stelle nicht die Literatur Kriegsliteratur Grey verheimlichte Bündnis mit Frankreich usw. Jedenfalls erstellt der Leser Mit dem wichtigsten Problem, das während des Krieges zwischen Deutsch¬ Wehberg sagt, daß bisher allerdings keine festen Regeln in Bezug auf ein Wie bereits eingangs bemerkt, wollen wir an dieser Stelle nicht die Literatur <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0133" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329799"/> <fw type="header" place="top"> Kriegsliteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_383" prev="#ID_382"> Grey verheimlichte Bündnis mit Frankreich usw. Jedenfalls erstellt der Leser<lb/> aus diesen Äußerungen, daß man sich in Frankreich und England nicht einmal<lb/> über diese Fragen einig ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_384"> Mit dem wichtigsten Problem, das während des Krieges zwischen Deutsch¬<lb/> land und den Vereinigten Staaten aufgetaucht ist, beschäftigt sich Hans Wehberg<lb/> im 11. Heft der „Kriegsberichte aus dem Jndustriebezirk" (Verlag von<lb/> G. D. Baedecker in Essen): „Die amerikanischen Waffen- und Munitions¬<lb/> lieferungen an Deutschlands Gegner".</p><lb/> <p xml:id="ID_385"> Wehberg sagt, daß bisher allerdings keine festen Regeln in Bezug auf ein<lb/> Ausfuhrverbot bestehen, und daß in früheren Kriegen die Lieferung von Waffen<lb/> und Munition an die Kriegführenden mit der Neutralität wohl vereinbar ge¬<lb/> wesen war. Aber der Zustand sei jetzt garnicht mehr derselbe wie früher.<lb/> Nach einigen statistischen Angaben über die von Amerika gelieferten Mengen an<lb/> Munition und Waffen weist der Verfasser alsdann darauf hin, daß man in<lb/> diesem Falle auf die allgemeinen Prinzipien der Neutralität zurückgreifen müsse,<lb/> und diese lehrten: „Wenn die Munitionslieferungen gegenüber früher einen nie<lb/> geahnten Einfluß auf die Entscheidung des Krieges ausüben, so kann nicht mehr<lb/> das Prinzip der formellen Gleichheit, der Offenhaltung der Märkte für alle<lb/> Kriegführenden, maßgebend sein. Vielmehr muß dann die Einstellung der<lb/> Lieferungen erfolgen, wenn der Transport nach der einen Partei durch die<lb/> Beherrschung des Seeweges von Seiten des Gegners ausgeschlossen ist. In<lb/> solchem Falle ist ein Ausfuhrverbot ein dringendes Erfordernis der Gerechtigkeit".<lb/> Diese müßte allein bei der Entscheidung der Frage ausschlaggebend sein, und die<lb/> Rücksichten auf die amerikanische Waffenindustrie müßten schweigen. Man<lb/> kann sich diesen Ausführungen Wehbergs wohl voll und ganz anschließen.</p><lb/> <p xml:id="ID_386"> Wie bereits eingangs bemerkt, wollen wir an dieser Stelle nicht die Literatur<lb/> besprechen, die über die Lusitania-Angelegenheit geschrieben worden ist, obwohl<lb/> sie ja in gewissem Sinne hierher gehört. Die über diesen Fall erschienenen<lb/> Bücher und Broschüren sind fast durchgängig rein vom völkerrechtlichen Stand¬<lb/> punkte aus geschrieben, und so mag ihre Besprechung für die Behandlung eines<lb/> späteren Themas aufgespart bleiben. Nur zwei Arbeiten, die wohl die besten<lb/> sind, die bisher über den Lusitania-Fall erschienen sind, mögen auch hier, wenn<lb/> auch nur ganz kurz, genannt sein. Es ist dies zunächst die von der „Zeitschrift<lb/> für Völkerrecht" (I. U. Kerns Verlag, Breslau) herausgegebene Sammlung<lb/> „Der Lusitania-Fall im Urteile von deutschen Gelehrten", in der einundzwanzig<lb/> der hervorragendsten Gelehrten Deutschlands und Österreichs unabhängig von<lb/> einander diese höchst interessante Frage behandelt haben. Der wertvolle An¬<lb/> hang, der diesem Buche beigegeben ist und Urkunden zur Vorgeschichte sowie<lb/> den Notenwechsel über den Lusitania-Fall enthält, dürfte dieses Buch zu einem<lb/> unentbehrlichen Hilfsmittel für das spätere Studium dieser völkerrechtlich so<lb/> bedeutsamen Frage machen. Man vergleiche die Besprechung des Buches durch<lb/> Prof. Bornhak in Heft 40 d. I. 1915 dieser Zeitschrift.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0133]
Kriegsliteratur
Grey verheimlichte Bündnis mit Frankreich usw. Jedenfalls erstellt der Leser
aus diesen Äußerungen, daß man sich in Frankreich und England nicht einmal
über diese Fragen einig ist.
Mit dem wichtigsten Problem, das während des Krieges zwischen Deutsch¬
land und den Vereinigten Staaten aufgetaucht ist, beschäftigt sich Hans Wehberg
im 11. Heft der „Kriegsberichte aus dem Jndustriebezirk" (Verlag von
G. D. Baedecker in Essen): „Die amerikanischen Waffen- und Munitions¬
lieferungen an Deutschlands Gegner".
Wehberg sagt, daß bisher allerdings keine festen Regeln in Bezug auf ein
Ausfuhrverbot bestehen, und daß in früheren Kriegen die Lieferung von Waffen
und Munition an die Kriegführenden mit der Neutralität wohl vereinbar ge¬
wesen war. Aber der Zustand sei jetzt garnicht mehr derselbe wie früher.
Nach einigen statistischen Angaben über die von Amerika gelieferten Mengen an
Munition und Waffen weist der Verfasser alsdann darauf hin, daß man in
diesem Falle auf die allgemeinen Prinzipien der Neutralität zurückgreifen müsse,
und diese lehrten: „Wenn die Munitionslieferungen gegenüber früher einen nie
geahnten Einfluß auf die Entscheidung des Krieges ausüben, so kann nicht mehr
das Prinzip der formellen Gleichheit, der Offenhaltung der Märkte für alle
Kriegführenden, maßgebend sein. Vielmehr muß dann die Einstellung der
Lieferungen erfolgen, wenn der Transport nach der einen Partei durch die
Beherrschung des Seeweges von Seiten des Gegners ausgeschlossen ist. In
solchem Falle ist ein Ausfuhrverbot ein dringendes Erfordernis der Gerechtigkeit".
Diese müßte allein bei der Entscheidung der Frage ausschlaggebend sein, und die
Rücksichten auf die amerikanische Waffenindustrie müßten schweigen. Man
kann sich diesen Ausführungen Wehbergs wohl voll und ganz anschließen.
Wie bereits eingangs bemerkt, wollen wir an dieser Stelle nicht die Literatur
besprechen, die über die Lusitania-Angelegenheit geschrieben worden ist, obwohl
sie ja in gewissem Sinne hierher gehört. Die über diesen Fall erschienenen
Bücher und Broschüren sind fast durchgängig rein vom völkerrechtlichen Stand¬
punkte aus geschrieben, und so mag ihre Besprechung für die Behandlung eines
späteren Themas aufgespart bleiben. Nur zwei Arbeiten, die wohl die besten
sind, die bisher über den Lusitania-Fall erschienen sind, mögen auch hier, wenn
auch nur ganz kurz, genannt sein. Es ist dies zunächst die von der „Zeitschrift
für Völkerrecht" (I. U. Kerns Verlag, Breslau) herausgegebene Sammlung
„Der Lusitania-Fall im Urteile von deutschen Gelehrten", in der einundzwanzig
der hervorragendsten Gelehrten Deutschlands und Österreichs unabhängig von
einander diese höchst interessante Frage behandelt haben. Der wertvolle An¬
hang, der diesem Buche beigegeben ist und Urkunden zur Vorgeschichte sowie
den Notenwechsel über den Lusitania-Fall enthält, dürfte dieses Buch zu einem
unentbehrlichen Hilfsmittel für das spätere Studium dieser völkerrechtlich so
bedeutsamen Frage machen. Man vergleiche die Besprechung des Buches durch
Prof. Bornhak in Heft 40 d. I. 1915 dieser Zeitschrift.
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