Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Zur Reform der Pferderennen wähnte Unfug in Hamburg 1887 zu der lächerlichen Forderung von 5,5 in/sek. Während bei Prüfungen von Kraftwagen, Luftschiffer, Flugzeugen sehr Erst die Forderung einer angemessenen Geschwindigkeit kann die auf den Daß der Sieger seine wahre Leistungsfähigkeit verschleiert, indem er ver¬ Setzt man die Preise aber erst nach dem Nennen unter Berücksichtigung *) Während des Druckes ist, wie der Berliner Lokalanzeiger meldet, eine Änderung
des Rennreglements eingetreten und bei allen Flachrennen, sowie bei Hindernisrennen unter 6000 in die Höchstzeit für je 1000 in der zu durchlaufenden Strecke auf IV, Minuten festgesetzt worden, was einer Mindestgeschwindigkeit von 11,1 in/sek. entspricht. Für Hindernisrennen, die über mindestens 6000 in führen, wird eine Geschwindigkeit von mindestens 8^/, in/sek. gefordert. Diese Änderungen können, so erfreulich sie an sich sind, nur als ein erster Schritt für weitere Reformen angesehen werden. Es ist dadurch grund¬ sätzlich die bis dahin stets geleugnete Notwendigkeit einer Reform des Rennreglements zugestanden. Zur Reform der Pferderennen wähnte Unfug in Hamburg 1887 zu der lächerlichen Forderung von 5,5 in/sek. Während bei Prüfungen von Kraftwagen, Luftschiffer, Flugzeugen sehr Erst die Forderung einer angemessenen Geschwindigkeit kann die auf den Daß der Sieger seine wahre Leistungsfähigkeit verschleiert, indem er ver¬ Setzt man die Preise aber erst nach dem Nennen unter Berücksichtigung *) Während des Druckes ist, wie der Berliner Lokalanzeiger meldet, eine Änderung
des Rennreglements eingetreten und bei allen Flachrennen, sowie bei Hindernisrennen unter 6000 in die Höchstzeit für je 1000 in der zu durchlaufenden Strecke auf IV, Minuten festgesetzt worden, was einer Mindestgeschwindigkeit von 11,1 in/sek. entspricht. Für Hindernisrennen, die über mindestens 6000 in führen, wird eine Geschwindigkeit von mindestens 8^/, in/sek. gefordert. Diese Änderungen können, so erfreulich sie an sich sind, nur als ein erster Schritt für weitere Reformen angesehen werden. Es ist dadurch grund¬ sätzlich die bis dahin stets geleugnete Notwendigkeit einer Reform des Rennreglements zugestanden. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0122" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329788"/> <fw type="header" place="top"> Zur Reform der Pferderennen</fw><lb/> <p xml:id="ID_337" prev="#ID_336"> wähnte Unfug in Hamburg 1887 zu der lächerlichen Forderung von 5,5 in/sek.<lb/> führte, die erst 1908, aber nur für Flachrennen, auf 8,^/z in/sek. erhöht wurde*).</p><lb/> <p xml:id="ID_338"> Während bei Prüfungen von Kraftwagen, Luftschiffer, Flugzeugen sehr<lb/> strenge Forderungen an die Mindestleistungen gestellt werden, begnügt man sich<lb/> bei Pferden, obwohl man sie nach ihren Leistungen zur Zucht auswählen will,<lb/> mit so lächerlich kleinen Forderungen. Selbst bei Mannschaftsrennen fordert<lb/> man angemessene, nach der Bahnlänge richtig abgestufte Geschwindigkeiten. Auf<lb/> der Strecke von 1000 Meter wird für die Olympia eine Mindestgeschwindigkeit<lb/> von 7,7 in/3et., auf der von 400 Meter eine solche von 6,1 in/sek. verlangt.<lb/> Beide Geschwindigkeiten sind höher als die den Pferden bei Hindernisrennen<lb/> abverlangte (5,5 in/gölc.).</p><lb/> <p xml:id="ID_339"> Erst die Forderung einer angemessenen Geschwindigkeit kann die auf den<lb/> Rennbahnen gezeigten Zerrbilder beseitigen, ohne jedoch alle Mißbräuche aus¬<lb/> zuschließen. Wird eine Mindestgeschwindigkeit gefordert, so muß erstens die<lb/> Länge der zu durchlaufenden Strecke genau gemessen und nicht, wie es noch<lb/> jetzt vielfach geschieht, „annähernd" angegeben werden, und zweitens ist die<lb/> zur Zurücklegung der Strecke gebrauchte Zeit genau zu messen. Auch das<lb/> findet bis jetzt nur auf wenigen Bahnen statt. Erst, wenn man die gezeigte<lb/> Geschwindigkeit zahlenmäßig genau kennt, kann man von einer gezeigten Leistung<lb/> sprechen, die aber keineswegs der Leistungsfähigkeit des Pferdes zu entsprechen<lb/> braucht und jedenfalls dann nicht entspricht, wenn der Sieger „verhalten" durchs<lb/> Ziel geht.</p><lb/> <p xml:id="ID_340"> Daß der Sieger seine wahre Leistungsfähigkeit verschleiert, indem er ver¬<lb/> halten durch das Ziel geht, kann durch Abstufung der Preise nach der Höhe<lb/> der gezeigten Leistung verhindert werden. Rennen zwei Pferde von gleicher Güte,<lb/> so ist es Sache des Zufalls, ob das eine oder das andere um eine Kopflänge<lb/> zuerst durch das Ziel geht. Ist das eine aber bedeutend überlegen, so kann<lb/> der Sieger den zweiten um viele Pferdelängen schlagen. Dazu hat er aber<lb/> gar keine Veranlassung; denn die Höhe des Preises steht schon vor dem<lb/> Nennen fest.</p><lb/> <p xml:id="ID_341" next="#ID_342"> Setzt man die Preise aber erst nach dem Nennen unter Berücksichtigung<lb/> der gezeigten Leistung fest, so erreicht man dadurch nicht nur eine gerechte<lb/> Verteilung, sondern veranlaßt auch die Reiter die wahre Leistungsfähigkeit<lb/> ihrer Pferde zu zeigen. Es ist nur nötig, die Höhe der Preise nach der Größe</p><lb/> <note xml:id="FID_19" place="foot"> *) Während des Druckes ist, wie der Berliner Lokalanzeiger meldet, eine Änderung<lb/> des Rennreglements eingetreten und bei allen Flachrennen, sowie bei Hindernisrennen<lb/> unter 6000 in die Höchstzeit für je 1000 in der zu durchlaufenden Strecke auf IV, Minuten<lb/> festgesetzt worden, was einer Mindestgeschwindigkeit von 11,1 in/sek. entspricht. Für<lb/> Hindernisrennen, die über mindestens 6000 in führen, wird eine Geschwindigkeit von<lb/> mindestens 8^/, in/sek. gefordert. Diese Änderungen können, so erfreulich sie an sich sind,<lb/> nur als ein erster Schritt für weitere Reformen angesehen werden. Es ist dadurch grund¬<lb/> sätzlich die bis dahin stets geleugnete Notwendigkeit einer Reform des Rennreglements<lb/> zugestanden.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0122]
Zur Reform der Pferderennen
wähnte Unfug in Hamburg 1887 zu der lächerlichen Forderung von 5,5 in/sek.
führte, die erst 1908, aber nur für Flachrennen, auf 8,^/z in/sek. erhöht wurde*).
Während bei Prüfungen von Kraftwagen, Luftschiffer, Flugzeugen sehr
strenge Forderungen an die Mindestleistungen gestellt werden, begnügt man sich
bei Pferden, obwohl man sie nach ihren Leistungen zur Zucht auswählen will,
mit so lächerlich kleinen Forderungen. Selbst bei Mannschaftsrennen fordert
man angemessene, nach der Bahnlänge richtig abgestufte Geschwindigkeiten. Auf
der Strecke von 1000 Meter wird für die Olympia eine Mindestgeschwindigkeit
von 7,7 in/3et., auf der von 400 Meter eine solche von 6,1 in/sek. verlangt.
Beide Geschwindigkeiten sind höher als die den Pferden bei Hindernisrennen
abverlangte (5,5 in/gölc.).
Erst die Forderung einer angemessenen Geschwindigkeit kann die auf den
Rennbahnen gezeigten Zerrbilder beseitigen, ohne jedoch alle Mißbräuche aus¬
zuschließen. Wird eine Mindestgeschwindigkeit gefordert, so muß erstens die
Länge der zu durchlaufenden Strecke genau gemessen und nicht, wie es noch
jetzt vielfach geschieht, „annähernd" angegeben werden, und zweitens ist die
zur Zurücklegung der Strecke gebrauchte Zeit genau zu messen. Auch das
findet bis jetzt nur auf wenigen Bahnen statt. Erst, wenn man die gezeigte
Geschwindigkeit zahlenmäßig genau kennt, kann man von einer gezeigten Leistung
sprechen, die aber keineswegs der Leistungsfähigkeit des Pferdes zu entsprechen
braucht und jedenfalls dann nicht entspricht, wenn der Sieger „verhalten" durchs
Ziel geht.
Daß der Sieger seine wahre Leistungsfähigkeit verschleiert, indem er ver¬
halten durch das Ziel geht, kann durch Abstufung der Preise nach der Höhe
der gezeigten Leistung verhindert werden. Rennen zwei Pferde von gleicher Güte,
so ist es Sache des Zufalls, ob das eine oder das andere um eine Kopflänge
zuerst durch das Ziel geht. Ist das eine aber bedeutend überlegen, so kann
der Sieger den zweiten um viele Pferdelängen schlagen. Dazu hat er aber
gar keine Veranlassung; denn die Höhe des Preises steht schon vor dem
Nennen fest.
Setzt man die Preise aber erst nach dem Nennen unter Berücksichtigung
der gezeigten Leistung fest, so erreicht man dadurch nicht nur eine gerechte
Verteilung, sondern veranlaßt auch die Reiter die wahre Leistungsfähigkeit
ihrer Pferde zu zeigen. Es ist nur nötig, die Höhe der Preise nach der Größe
*) Während des Druckes ist, wie der Berliner Lokalanzeiger meldet, eine Änderung
des Rennreglements eingetreten und bei allen Flachrennen, sowie bei Hindernisrennen
unter 6000 in die Höchstzeit für je 1000 in der zu durchlaufenden Strecke auf IV, Minuten
festgesetzt worden, was einer Mindestgeschwindigkeit von 11,1 in/sek. entspricht. Für
Hindernisrennen, die über mindestens 6000 in führen, wird eine Geschwindigkeit von
mindestens 8^/, in/sek. gefordert. Diese Änderungen können, so erfreulich sie an sich sind,
nur als ein erster Schritt für weitere Reformen angesehen werden. Es ist dadurch grund¬
sätzlich die bis dahin stets geleugnete Notwendigkeit einer Reform des Rennreglements
zugestanden.
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