Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Zur Reform der Pferderennen der Abstände, mit der die Pferde durch das Ziel gehen, abzustufen, z. B. zu Der erste Preis würde 52916^ Mark betragen, " zweite " " 49166^ " " dritte " " 229162/, ^ Zusammen 125000 Mark. Die Abstufung ist beliebig gewählt; man könnte auch statt festsetzen Eine solche Verteilung der Preise nach der Höhe der Leistung ist gerecht Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß mehr als drei, ja daß sämtliche Mit dem Wettrennen ist der Totalisator, diese zum Spiel verführende Der Totalisator ist das denkbar größte Hasardspiel, schlimmer als die Zur Reform der Pferderennen der Abstände, mit der die Pferde durch das Ziel gehen, abzustufen, z. B. zu Der erste Preis würde 52916^ Mark betragen, „ zweite „ „ 49166^ „ „ dritte „ „ 229162/, ^ Zusammen 125000 Mark. Die Abstufung ist beliebig gewählt; man könnte auch statt festsetzen Eine solche Verteilung der Preise nach der Höhe der Leistung ist gerecht Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß mehr als drei, ja daß sämtliche Mit dem Wettrennen ist der Totalisator, diese zum Spiel verführende Der Totalisator ist das denkbar größte Hasardspiel, schlimmer als die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0123" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329789"/> <fw type="header" place="top"> Zur Reform der Pferderennen</fw><lb/> <p xml:id="ID_342" prev="#ID_341"> der Abstände, mit der die Pferde durch das Ziel gehen, abzustufen, z. B. zu<lb/> bestimmen, daß für je ^/z Meter (Kopflänge) Abstand vom ersten Pferde der<lb/> Preis um je ^/^g des Gesamtpreises herabgesetzt wird. Ein Beispiel wird die<lb/> Sache klar machen. Für ein Rennen sei eine Summe von 125000 Mark<lb/> verfügbar, so würde nach dem jetzt bestehenden Brauch der 1. Preis vielleicht<lb/> 100000, der 2. 20000, der 3. 5000 Mark betragen. Kommen die Pferde<lb/> mit Abständen von ^ Pferdelänge (1^ Meter) und 4 Pferdelängen (12 Meter)<lb/> hinter dem ersten ein, so müßte nach dem hier gemachten Borschlage das zweite<lb/> Pferd 3750, das dritte 30000 Mark weniger als das erste erhalten.</p><lb/> <list> <item> Der erste Preis würde 52916^ Mark betragen,</item> <item> „ zweite „ „ 49166^ „</item> <item> „ dritte „ „ 229162/, ^</item> <item> Zusammen 125000 Mark.</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_343"> Die Abstufung ist beliebig gewählt; man könnte auch statt festsetzen<lb/> V«° oder Vss usw.</p><lb/> <p xml:id="ID_344"> Eine solche Verteilung der Preise nach der Höhe der Leistung ist gerecht<lb/> und nötigt die Reiter, aus den Pferden herauszuholen, was in ihnen steckt<lb/> und so ihre wahre Leistungsfähigkeit zu zeigen. Zu dem Zweck muß das<lb/> Reithonorar einen prozentualen Teil des erlittenen Gewinns bilden. Jeder<lb/> Reiter wird sich dann bestreben, dem andern möglichst weit vorzukommen,<lb/> bzw. dicht zu folgen. So wird nicht nur die innezuhaltende Höchstzeit,<lb/> sondern auch jedes im Felde laufende Pferd ein treibender Faktor.</p><lb/> <p xml:id="ID_345"> Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß mehr als drei, ja daß sämtliche<lb/> Pferde einen Preis erhalten, wenn sie nur die Höchstzeit nicht überschreiten<lb/> und nicht zu weit hinter dem Sieger durch das Ziel gehen. Andrerseits kann<lb/> aber auch ein Pferd den Preis allein davon tragen, wenn die anderen stärken¬<lb/> den Pferde viel schlechter sind. Trifft z. B. das zweite Pferd 50 Meter<lb/> hinter dem ersten ein, so erhält das erste Pferd den ganzen Preis, alle anderen<lb/> gehen leer aus, auch wenn die Mindestgeschwindigkeit überschritten sein sollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_346"> Mit dem Wettrennen ist der Totalisator, diese zum Spiel verführende<lb/> Rechenmaschine, auf das engste verbunden. Von interessierter Seite wird be¬<lb/> hauptet, ohne Totalisator seien Pferderennen und somit auch Vollblutzucht<lb/> unmöglich. Das ist eine unbewiesene und unbeweisbare Behauptung. Abge¬<lb/> sehen davon, daß England den Totalisator nicht kennt, gab es schon vor dem<lb/> Jahre 1875, in dem der Totalisator sich einbürgerte, eine deutsche Vollblutzucht.<lb/> Seitdem hat die Zahl der Rennplätze, der Rennen und der Rennpferde sehr<lb/> zugenommen; ob aber auch die Qualität der Pferde, das kann niemand be¬<lb/> weisen, weil die Geschwindigkeit bei den Rennen fast nie gemessen ist und selbst<lb/> wenn sie gemessen wäre, nur über die gezeigte Leistung, nicht aber über die<lb/> Leistungsfähigkeit der Pferde Aufschluß gibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_347" next="#ID_348"> Der Totalisator ist das denkbar größte Hasardspiel, schlimmer als die<lb/> Spiele in den seit 1872 geschlossenen Spielsälen der deutschen Badeorte. Schon</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0123]
Zur Reform der Pferderennen
der Abstände, mit der die Pferde durch das Ziel gehen, abzustufen, z. B. zu
bestimmen, daß für je ^/z Meter (Kopflänge) Abstand vom ersten Pferde der
Preis um je ^/^g des Gesamtpreises herabgesetzt wird. Ein Beispiel wird die
Sache klar machen. Für ein Rennen sei eine Summe von 125000 Mark
verfügbar, so würde nach dem jetzt bestehenden Brauch der 1. Preis vielleicht
100000, der 2. 20000, der 3. 5000 Mark betragen. Kommen die Pferde
mit Abständen von ^ Pferdelänge (1^ Meter) und 4 Pferdelängen (12 Meter)
hinter dem ersten ein, so müßte nach dem hier gemachten Borschlage das zweite
Pferd 3750, das dritte 30000 Mark weniger als das erste erhalten.
Der erste Preis würde 52916^ Mark betragen,
„ zweite „ „ 49166^ „
„ dritte „ „ 229162/, ^
Zusammen 125000 Mark.
Die Abstufung ist beliebig gewählt; man könnte auch statt festsetzen
V«° oder Vss usw.
Eine solche Verteilung der Preise nach der Höhe der Leistung ist gerecht
und nötigt die Reiter, aus den Pferden herauszuholen, was in ihnen steckt
und so ihre wahre Leistungsfähigkeit zu zeigen. Zu dem Zweck muß das
Reithonorar einen prozentualen Teil des erlittenen Gewinns bilden. Jeder
Reiter wird sich dann bestreben, dem andern möglichst weit vorzukommen,
bzw. dicht zu folgen. So wird nicht nur die innezuhaltende Höchstzeit,
sondern auch jedes im Felde laufende Pferd ein treibender Faktor.
Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß mehr als drei, ja daß sämtliche
Pferde einen Preis erhalten, wenn sie nur die Höchstzeit nicht überschreiten
und nicht zu weit hinter dem Sieger durch das Ziel gehen. Andrerseits kann
aber auch ein Pferd den Preis allein davon tragen, wenn die anderen stärken¬
den Pferde viel schlechter sind. Trifft z. B. das zweite Pferd 50 Meter
hinter dem ersten ein, so erhält das erste Pferd den ganzen Preis, alle anderen
gehen leer aus, auch wenn die Mindestgeschwindigkeit überschritten sein sollte.
Mit dem Wettrennen ist der Totalisator, diese zum Spiel verführende
Rechenmaschine, auf das engste verbunden. Von interessierter Seite wird be¬
hauptet, ohne Totalisator seien Pferderennen und somit auch Vollblutzucht
unmöglich. Das ist eine unbewiesene und unbeweisbare Behauptung. Abge¬
sehen davon, daß England den Totalisator nicht kennt, gab es schon vor dem
Jahre 1875, in dem der Totalisator sich einbürgerte, eine deutsche Vollblutzucht.
Seitdem hat die Zahl der Rennplätze, der Rennen und der Rennpferde sehr
zugenommen; ob aber auch die Qualität der Pferde, das kann niemand be¬
weisen, weil die Geschwindigkeit bei den Rennen fast nie gemessen ist und selbst
wenn sie gemessen wäre, nur über die gezeigte Leistung, nicht aber über die
Leistungsfähigkeit der Pferde Aufschluß gibt.
Der Totalisator ist das denkbar größte Hasardspiel, schlimmer als die
Spiele in den seit 1872 geschlossenen Spielsälen der deutschen Badeorte. Schon
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