Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.Deutscher Nachrichtendienst sachgemäß weitergegeben werden, sondern dann auch gleichzeitig in allen be¬ Sind alle diese unumgänglich notwendigen Vorarbeiten erledigt, so folgt Bei diesem Auslandsdienste genügt es aber auch durchaus nicht, an ver¬ Deutscher Nachrichtendienst sachgemäß weitergegeben werden, sondern dann auch gleichzeitig in allen be¬ Sind alle diese unumgänglich notwendigen Vorarbeiten erledigt, so folgt Bei diesem Auslandsdienste genügt es aber auch durchaus nicht, an ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0094" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324503"/> <fw type="header" place="top"> Deutscher Nachrichtendienst</fw><lb/> <p xml:id="ID_285" prev="#ID_284"> sachgemäß weitergegeben werden, sondern dann auch gleichzeitig in allen be¬<lb/> deutenden deutschen Zeitungen erscheinen, werden im In- und Auslande das<lb/> notwendige Vertrauen genießen. Regierungen wie Private werden es jeder<lb/> Zeit vorziehen, solchen Vertretern ihre Mitteilungen zu machen, da diese ihnen<lb/> die besten Sicherheiten bieten, daß nicht sogenannte wilde Nachrichten durch sie<lb/> verbreitet werden, für die hinterher niemand verantwortlich gemacht werden<lb/> kann und die in der Welt schon so häufig Unheil angerichtet haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_286"> Sind alle diese unumgänglich notwendigen Vorarbeiten erledigt, so folgt<lb/> die Auswahl der Vertreter und Korrespondenten. Soweit das Inland dafür<lb/> in Betracht kommt, wird es wohl nicht schwer halten, genügend geeignete Per¬<lb/> sonen zu finden, besonders da hierbei leicht mit den Zeitungen selbst korperativ<lb/> gearbeitet werden kann, wenigstens sofern es sich um die Besorgung lokaler<lb/> Nachrichten handelt. Viel schwieriger hingegen ist die Frage in Überseeländern<lb/> zu lösen, da für die Bewältigung der Aufgabe nicht ganz alltägliche Fähigkeiten<lb/> verlangt werden müssen. Hohe Titel, die besten Empfehlungen, der Sohn<lb/> eines reichen Vaters zu sein, ja selbst positives Wissen allein genügen hier<lb/> nicht. Ein Auslandsjournalist in diesem Sinne muß ganz andere Fähigkeiten<lb/> besitzen, viel, viel mehr können und in gewissem Sinne nahezu ein Universal¬<lb/> genie sein. Für diesen Beruf werden daher auch viel weniger Leute erzogen<lb/> als geboren. Einer kann ihn ausfüllen und hundert andere werden ihn nie<lb/> erlernen. Trotzdem aber gibt es auch hierfür genügend geeignete Kräfte und<lb/> wer sucht wird sie auch finden. Zweifellos werden zu Anfang Fehlgriffe vor¬<lb/> kommen, aber das darf nicht abschrecken. Je schneller und fester zugefaßt wird,<lb/> um so eher hat man Gelegenheit, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sehr<lb/> wichtig ist die Besoldungsfrage. Mehr als einmal wird es vorkommen, daß<lb/> Forderungen gestellt werden, die der Geschäftsleitung die Haare zu Berge<lb/> steigen lassen. Als allgemeine Richtschnur für die Besoldung muß unter allen<lb/> Umständen gelten, daß die Vertreter und Korrespondenten in finanzieller Hin¬<lb/> sicht mit ihren Kollegen von der Konkurrenz gleichgestellt werden. Hierbei sind<lb/> nicht nur rein praktische Gründe maßgebend, sondern auch der Umstand, daß<lb/> unterbesoldete Vertreter und Korrespondenten, wenn sie leistungsfähig sind, sehr<lb/> schnell von der Konkurrenz abspenstig gemacht werden. Ein weiterer ungemein<lb/> wichtiger Faktor ist ferner, daß den im Auslande tätigen Vertretern und<lb/> Korrespondenten nicht zu enge Bewegungslinien gezogen werden dürfen, damit<lb/> sie bei notwendiger schneller Entschlußfassung,, selbständig entscheiden können.<lb/> In dem großzügigen Leben und Treiben der Überseeländer bieten sich sehr oft<lb/> Gelegenheiten, wo alles von sofortiger Entschlußfassung abhängt.</p><lb/> <p xml:id="ID_287" next="#ID_288"> Bei diesem Auslandsdienste genügt es aber auch durchaus nicht, an ver¬<lb/> schiedenen Plätzen tüchtige Vertreter und Korrespondenten zu haben, deren<lb/> Tätigkeit sich lediglich auf kurze Kabelnachrichten beschränkt, sondern es muß<lb/> unter allen Umständen darauf gesehen werden, daß diese durch fortlaufende<lb/> Postberichte ergänzt und vervollständigt werden. Andernfalls ist es aus¬<lb/> geschlossen, daß wichtige Wirtschaftsfragen oder solche politischer Natur, stets<lb/> genügend klar gemacht werden können, und unangenehme Mißverständnisse würden<lb/> unausbleiblich sein. Ebenso wichtig aber ist, daß mindestens in der Nachrichten¬<lb/> zentrale selbst die betreffenden Schriftleiter mit den für sie in Frage kommenden<lb/> Auslandsverhältnifsen vertraut sein müssen, um eingehende Postberichte, an der<lb/> Hand der letzten Kabel ergänzen und aktuell gestalten zu können. Für den<lb/> gesamten Auslandsdienst des Nachrichtenwesens ist nun noch sehr wichtig, daß<lb/> die Regierung veranlaßt wird, ihre Diplomaten und sonstige Amtspersonen<lb/> anzuweisen, nicht nur dort, wo es ihnen geboten erscheint, mit den Vertretern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0094]
Deutscher Nachrichtendienst
sachgemäß weitergegeben werden, sondern dann auch gleichzeitig in allen be¬
deutenden deutschen Zeitungen erscheinen, werden im In- und Auslande das
notwendige Vertrauen genießen. Regierungen wie Private werden es jeder
Zeit vorziehen, solchen Vertretern ihre Mitteilungen zu machen, da diese ihnen
die besten Sicherheiten bieten, daß nicht sogenannte wilde Nachrichten durch sie
verbreitet werden, für die hinterher niemand verantwortlich gemacht werden
kann und die in der Welt schon so häufig Unheil angerichtet haben.
Sind alle diese unumgänglich notwendigen Vorarbeiten erledigt, so folgt
die Auswahl der Vertreter und Korrespondenten. Soweit das Inland dafür
in Betracht kommt, wird es wohl nicht schwer halten, genügend geeignete Per¬
sonen zu finden, besonders da hierbei leicht mit den Zeitungen selbst korperativ
gearbeitet werden kann, wenigstens sofern es sich um die Besorgung lokaler
Nachrichten handelt. Viel schwieriger hingegen ist die Frage in Überseeländern
zu lösen, da für die Bewältigung der Aufgabe nicht ganz alltägliche Fähigkeiten
verlangt werden müssen. Hohe Titel, die besten Empfehlungen, der Sohn
eines reichen Vaters zu sein, ja selbst positives Wissen allein genügen hier
nicht. Ein Auslandsjournalist in diesem Sinne muß ganz andere Fähigkeiten
besitzen, viel, viel mehr können und in gewissem Sinne nahezu ein Universal¬
genie sein. Für diesen Beruf werden daher auch viel weniger Leute erzogen
als geboren. Einer kann ihn ausfüllen und hundert andere werden ihn nie
erlernen. Trotzdem aber gibt es auch hierfür genügend geeignete Kräfte und
wer sucht wird sie auch finden. Zweifellos werden zu Anfang Fehlgriffe vor¬
kommen, aber das darf nicht abschrecken. Je schneller und fester zugefaßt wird,
um so eher hat man Gelegenheit, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sehr
wichtig ist die Besoldungsfrage. Mehr als einmal wird es vorkommen, daß
Forderungen gestellt werden, die der Geschäftsleitung die Haare zu Berge
steigen lassen. Als allgemeine Richtschnur für die Besoldung muß unter allen
Umständen gelten, daß die Vertreter und Korrespondenten in finanzieller Hin¬
sicht mit ihren Kollegen von der Konkurrenz gleichgestellt werden. Hierbei sind
nicht nur rein praktische Gründe maßgebend, sondern auch der Umstand, daß
unterbesoldete Vertreter und Korrespondenten, wenn sie leistungsfähig sind, sehr
schnell von der Konkurrenz abspenstig gemacht werden. Ein weiterer ungemein
wichtiger Faktor ist ferner, daß den im Auslande tätigen Vertretern und
Korrespondenten nicht zu enge Bewegungslinien gezogen werden dürfen, damit
sie bei notwendiger schneller Entschlußfassung,, selbständig entscheiden können.
In dem großzügigen Leben und Treiben der Überseeländer bieten sich sehr oft
Gelegenheiten, wo alles von sofortiger Entschlußfassung abhängt.
Bei diesem Auslandsdienste genügt es aber auch durchaus nicht, an ver¬
schiedenen Plätzen tüchtige Vertreter und Korrespondenten zu haben, deren
Tätigkeit sich lediglich auf kurze Kabelnachrichten beschränkt, sondern es muß
unter allen Umständen darauf gesehen werden, daß diese durch fortlaufende
Postberichte ergänzt und vervollständigt werden. Andernfalls ist es aus¬
geschlossen, daß wichtige Wirtschaftsfragen oder solche politischer Natur, stets
genügend klar gemacht werden können, und unangenehme Mißverständnisse würden
unausbleiblich sein. Ebenso wichtig aber ist, daß mindestens in der Nachrichten¬
zentrale selbst die betreffenden Schriftleiter mit den für sie in Frage kommenden
Auslandsverhältnifsen vertraut sein müssen, um eingehende Postberichte, an der
Hand der letzten Kabel ergänzen und aktuell gestalten zu können. Für den
gesamten Auslandsdienst des Nachrichtenwesens ist nun noch sehr wichtig, daß
die Regierung veranlaßt wird, ihre Diplomaten und sonstige Amtspersonen
anzuweisen, nicht nur dort, wo es ihnen geboten erscheint, mit den Vertretern
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