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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Stärke und Macht des Lentschtmns in den baltischen Provinzen
I'lässige landwirtschaftliche Schule mit Elementarklassen in
Mitau; 1 fünfklnssigeKnabenschnle in Modohn; 1 höhereTöchter-
schule mit zwei bisher eröffneten Klassen in Modohn)
t Höhere Töchterschule in Riga
1 Realgymnasium mit salute. Griechisch in Dribbeln,
22 Schulen sind also die Leistung von über einer Million Letten,

Es gibt an Schulen mit eftnischer Unterrichtssprache in Estland und Livland:

2 Elenrentarschulen in Werro und Wesenburg
2 Progymnasien in Pernau und Fellin
2 Höhers Töchterschulen in Reval und Dorpat.
6 chemische Schulen.

Es ist möglich, daß mir die eine oder andere chemische Elementarschule
entgangen ist. Eine Knabenschule I. Ordnung besitzen die Ehlen nicht. Ein
Kapital von 500000 Rubel ist vor langer Zeit mal, damals noch unter Bei¬
hilfe deutscher Pastoren, dazu gesammelt worden. Zur Eröffnung dieser Alexander¬
schule kam es nicht. Die rund zwei Millionen Letten und Ehlen besitzen also
11 Schulen II. und 4 Schulen I. Ordnung (Höhere Töchterschulen, Realgymnasien
usw.), die an Zahl zehnmal schwächeren Deutschen 18 Schulen II. und 22 Schulen
I. Ordnung. Zu bemerken ist dabei, daß es sich dabei vielfach nur um nominell
lettische und chemische Schulen handelt, daß oft die Hälfte oder gar Dreiviertel
der Unterrichtsstunden, vor allem in den höheren Klassen, in russischer Sprache
gegeben werden.


Theater und Kunst.

Es gibt in den Ostseeprovinzen zwei ständige deutsche Theater (in Riga
und Libau) und zwei Sommertheater in Riga und eins in Dorpat. Das be¬
deutendste ist das deutsche Theater in Riga, das ein Schauspielensemble und
eine Oper, an der übrigens Richard Wagner Kapellmeister gewesen ist, hat.
Die anderen Nationen haben diesen Kulturleistungen nur ein stündiges lettisches
und ein russisches und ein lettisches Sommertheater entgegenzusetzen. Wenn auf
irgend einem Gebiete, fo sichert in der Kunst der Zusammenhang mit dem Mutter-
lande dem Deutschen den Vorrang. Eine große Schar von gastspielgebenden
Schauspielern, Deklamatoren, Vortragenden, Musikern findet es lohnend, die
deutschen Ostseeprovinzen alljährlich zu besuchen. Ganze Schauspieltruppen aus
Deutschland durchwandern das Land, auch die kleinen Städte. Für geeignete
Bühnen ist überall gesorgt.

Für die Pflege deutscher Kunst sorgt eine große Zahl von Vereinen. Kurland,
das für Kunst noch am wenigsten Sinn hat, hat deren etwa 10, obgleich einen
großen Teil der Arbeit auch hier der deutsche Verein leistet. Riga besitzt allein
etwa 30 deutsche Musikvereine. Unter ihnen sei der seit 1877 bestehende
Wagnervereiu hervorgehoben, der unter der Leitung des berühmten Wagner¬
forschers Glasenapp steht. Der Architektenverein und der Kunstverein in
Riga seien unter den Vereinen für bildende Kunst genannt. Das unter
deutscher Verwaltung stehende städtische Kunstmuseum hat eine Gemäldegalerie


Stärke und Macht des Lentschtmns in den baltischen Provinzen
I'lässige landwirtschaftliche Schule mit Elementarklassen in
Mitau; 1 fünfklnssigeKnabenschnle in Modohn; 1 höhereTöchter-
schule mit zwei bisher eröffneten Klassen in Modohn)
t Höhere Töchterschule in Riga
1 Realgymnasium mit salute. Griechisch in Dribbeln,
22 Schulen sind also die Leistung von über einer Million Letten,

Es gibt an Schulen mit eftnischer Unterrichtssprache in Estland und Livland:

2 Elenrentarschulen in Werro und Wesenburg
2 Progymnasien in Pernau und Fellin
2 Höhers Töchterschulen in Reval und Dorpat.
6 chemische Schulen.

Es ist möglich, daß mir die eine oder andere chemische Elementarschule
entgangen ist. Eine Knabenschule I. Ordnung besitzen die Ehlen nicht. Ein
Kapital von 500000 Rubel ist vor langer Zeit mal, damals noch unter Bei¬
hilfe deutscher Pastoren, dazu gesammelt worden. Zur Eröffnung dieser Alexander¬
schule kam es nicht. Die rund zwei Millionen Letten und Ehlen besitzen also
11 Schulen II. und 4 Schulen I. Ordnung (Höhere Töchterschulen, Realgymnasien
usw.), die an Zahl zehnmal schwächeren Deutschen 18 Schulen II. und 22 Schulen
I. Ordnung. Zu bemerken ist dabei, daß es sich dabei vielfach nur um nominell
lettische und chemische Schulen handelt, daß oft die Hälfte oder gar Dreiviertel
der Unterrichtsstunden, vor allem in den höheren Klassen, in russischer Sprache
gegeben werden.


Theater und Kunst.

Es gibt in den Ostseeprovinzen zwei ständige deutsche Theater (in Riga
und Libau) und zwei Sommertheater in Riga und eins in Dorpat. Das be¬
deutendste ist das deutsche Theater in Riga, das ein Schauspielensemble und
eine Oper, an der übrigens Richard Wagner Kapellmeister gewesen ist, hat.
Die anderen Nationen haben diesen Kulturleistungen nur ein stündiges lettisches
und ein russisches und ein lettisches Sommertheater entgegenzusetzen. Wenn auf
irgend einem Gebiete, fo sichert in der Kunst der Zusammenhang mit dem Mutter-
lande dem Deutschen den Vorrang. Eine große Schar von gastspielgebenden
Schauspielern, Deklamatoren, Vortragenden, Musikern findet es lohnend, die
deutschen Ostseeprovinzen alljährlich zu besuchen. Ganze Schauspieltruppen aus
Deutschland durchwandern das Land, auch die kleinen Städte. Für geeignete
Bühnen ist überall gesorgt.

Für die Pflege deutscher Kunst sorgt eine große Zahl von Vereinen. Kurland,
das für Kunst noch am wenigsten Sinn hat, hat deren etwa 10, obgleich einen
großen Teil der Arbeit auch hier der deutsche Verein leistet. Riga besitzt allein
etwa 30 deutsche Musikvereine. Unter ihnen sei der seit 1877 bestehende
Wagnervereiu hervorgehoben, der unter der Leitung des berühmten Wagner¬
forschers Glasenapp steht. Der Architektenverein und der Kunstverein in
Riga seien unter den Vereinen für bildende Kunst genannt. Das unter
deutscher Verwaltung stehende städtische Kunstmuseum hat eine Gemäldegalerie


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[0310] Stärke und Macht des Lentschtmns in den baltischen Provinzen I'lässige landwirtschaftliche Schule mit Elementarklassen in Mitau; 1 fünfklnssigeKnabenschnle in Modohn; 1 höhereTöchter- schule mit zwei bisher eröffneten Klassen in Modohn) t Höhere Töchterschule in Riga 1 Realgymnasium mit salute. Griechisch in Dribbeln, 22 Schulen sind also die Leistung von über einer Million Letten, Es gibt an Schulen mit eftnischer Unterrichtssprache in Estland und Livland: 2 Elenrentarschulen in Werro und Wesenburg 2 Progymnasien in Pernau und Fellin 2 Höhers Töchterschulen in Reval und Dorpat. 6 chemische Schulen. Es ist möglich, daß mir die eine oder andere chemische Elementarschule entgangen ist. Eine Knabenschule I. Ordnung besitzen die Ehlen nicht. Ein Kapital von 500000 Rubel ist vor langer Zeit mal, damals noch unter Bei¬ hilfe deutscher Pastoren, dazu gesammelt worden. Zur Eröffnung dieser Alexander¬ schule kam es nicht. Die rund zwei Millionen Letten und Ehlen besitzen also 11 Schulen II. und 4 Schulen I. Ordnung (Höhere Töchterschulen, Realgymnasien usw.), die an Zahl zehnmal schwächeren Deutschen 18 Schulen II. und 22 Schulen I. Ordnung. Zu bemerken ist dabei, daß es sich dabei vielfach nur um nominell lettische und chemische Schulen handelt, daß oft die Hälfte oder gar Dreiviertel der Unterrichtsstunden, vor allem in den höheren Klassen, in russischer Sprache gegeben werden. Theater und Kunst. Es gibt in den Ostseeprovinzen zwei ständige deutsche Theater (in Riga und Libau) und zwei Sommertheater in Riga und eins in Dorpat. Das be¬ deutendste ist das deutsche Theater in Riga, das ein Schauspielensemble und eine Oper, an der übrigens Richard Wagner Kapellmeister gewesen ist, hat. Die anderen Nationen haben diesen Kulturleistungen nur ein stündiges lettisches und ein russisches und ein lettisches Sommertheater entgegenzusetzen. Wenn auf irgend einem Gebiete, fo sichert in der Kunst der Zusammenhang mit dem Mutter- lande dem Deutschen den Vorrang. Eine große Schar von gastspielgebenden Schauspielern, Deklamatoren, Vortragenden, Musikern findet es lohnend, die deutschen Ostseeprovinzen alljährlich zu besuchen. Ganze Schauspieltruppen aus Deutschland durchwandern das Land, auch die kleinen Städte. Für geeignete Bühnen ist überall gesorgt. Für die Pflege deutscher Kunst sorgt eine große Zahl von Vereinen. Kurland, das für Kunst noch am wenigsten Sinn hat, hat deren etwa 10, obgleich einen großen Teil der Arbeit auch hier der deutsche Verein leistet. Riga besitzt allein etwa 30 deutsche Musikvereine. Unter ihnen sei der seit 1877 bestehende Wagnervereiu hervorgehoben, der unter der Leitung des berühmten Wagner¬ forschers Glasenapp steht. Der Architektenverein und der Kunstverein in Riga seien unter den Vereinen für bildende Kunst genannt. Das unter deutscher Verwaltung stehende städtische Kunstmuseum hat eine Gemäldegalerie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/310>, abgerufen am 01.07.2024.