Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.Deutschland vermitteln, nahezu unmöglich gemacht, wenn er in einem Schuljahr achtzehn Deutschland Teutschland, Vaterland, Heiligtum,wie soll ich dich benebeln? Nie empfand ich so tief den Ruhm, dein ärmster Sohn zu fein! Draußen auf tobender Walstatt rollt unsrer Geschütze Gewalt; hier fließt Segmentes Abendgold über den rauschenden Wald. Draußen sind tausende, Mann an Mann, zu eiserner Wehr bestellt; hier führt der Bauer fein müdes Gespann über das trächtige Feld. Draußen, wo dunstig der Tag verschied, Trommeln, Trompetenstoß; hier singt die Mutter ein Abendlied und wiegt ihr Kind im Schoß. Deutschland, Vaterland, Heiligtum. all mein Fühlen sei dein! Nie empfand ich fo tief den Ruhm. dein ärmster Sohn zu sein. Zwiefach bist du erhöht und geweiht, auch am härtesten Tag: Gott gab dir fröhliche Gläubigkeit und Kraft zu dröhnenden Schlag! (Linse Ludwig SclMenberg Deutschland vermitteln, nahezu unmöglich gemacht, wenn er in einem Schuljahr achtzehn Deutschland Teutschland, Vaterland, Heiligtum,wie soll ich dich benebeln? Nie empfand ich so tief den Ruhm, dein ärmster Sohn zu fein! Draußen auf tobender Walstatt rollt unsrer Geschütze Gewalt; hier fließt Segmentes Abendgold über den rauschenden Wald. Draußen sind tausende, Mann an Mann, zu eiserner Wehr bestellt; hier führt der Bauer fein müdes Gespann über das trächtige Feld. Draußen, wo dunstig der Tag verschied, Trommeln, Trompetenstoß; hier singt die Mutter ein Abendlied und wiegt ihr Kind im Schoß. Deutschland, Vaterland, Heiligtum. all mein Fühlen sei dein! Nie empfand ich fo tief den Ruhm. dein ärmster Sohn zu sein. Zwiefach bist du erhöht und geweiht, auch am härtesten Tag: Gott gab dir fröhliche Gläubigkeit und Kraft zu dröhnenden Schlag! (Linse Ludwig SclMenberg <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0123" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324532"/> <fw type="header" place="top"> Deutschland</fw><lb/> <p xml:id="ID_392" prev="#ID_391"> vermitteln, nahezu unmöglich gemacht, wenn er in einem Schuljahr achtzehn<lb/> Jahrhunderte, im anderen eines abhandeln soll. „Nach dem übereinstimmenden<lb/> Urteil sachkundiger Schulmänner", so hören wir, sei diese Reform dringend<lb/> nötig, wenn man den Lehrstoff mit der wünschenswerten Gründlichkeit bis zur<lb/> Gegenwart durchnehmen sollte. Mag sein. Wenn es nun aber der souveräne<lb/> Eigensinn eben dieser Sache wäre, daß man das nicht solle? Wenn es keines¬<lb/> wegs aus der Sache geboten wäre, den Gott sei Dank sehr lebendigen Hindenburg<lb/> morgen bereits auf geschichtliche Kategorien zu ziehen und in Schulstundenrationen<lb/> zu zerhacken? Dann könnte man nämlich (das El des Kolumbus!) — alles<lb/> beim alten lassen. Womit die Sache wenigstens nicht schlechter würde.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_41" type="poem"> <head> Deutschland</head> <l> Teutschland, Vaterland, Heiligtum,<lb/> wie soll ich dich benebeln?<lb/> Nie empfand ich so tief den Ruhm,<lb/> dein ärmster Sohn zu fein! Draußen auf tobender Walstatt rollt<lb/> unsrer Geschütze Gewalt;<lb/> hier fließt Segmentes Abendgold<lb/> über den rauschenden Wald. Draußen sind tausende, Mann an Mann,<lb/> zu eiserner Wehr bestellt;<lb/> hier führt der Bauer fein müdes Gespann<lb/> über das trächtige Feld. Draußen, wo dunstig der Tag verschied,<lb/> Trommeln, Trompetenstoß;<lb/> hier singt die Mutter ein Abendlied<lb/> und wiegt ihr Kind im Schoß. Deutschland, Vaterland, Heiligtum.<lb/> all mein Fühlen sei dein!<lb/> Nie empfand ich fo tief den Ruhm.<lb/> dein ärmster Sohn zu sein. Zwiefach bist du erhöht und geweiht,<lb/> auch am härtesten Tag:<lb/> Gott gab dir fröhliche Gläubigkeit<lb/> und Kraft zu dröhnenden Schlag! <note type="byline"> (Linse Ludwig SclMenberg</note></l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0123]
Deutschland
vermitteln, nahezu unmöglich gemacht, wenn er in einem Schuljahr achtzehn
Jahrhunderte, im anderen eines abhandeln soll. „Nach dem übereinstimmenden
Urteil sachkundiger Schulmänner", so hören wir, sei diese Reform dringend
nötig, wenn man den Lehrstoff mit der wünschenswerten Gründlichkeit bis zur
Gegenwart durchnehmen sollte. Mag sein. Wenn es nun aber der souveräne
Eigensinn eben dieser Sache wäre, daß man das nicht solle? Wenn es keines¬
wegs aus der Sache geboten wäre, den Gott sei Dank sehr lebendigen Hindenburg
morgen bereits auf geschichtliche Kategorien zu ziehen und in Schulstundenrationen
zu zerhacken? Dann könnte man nämlich (das El des Kolumbus!) — alles
beim alten lassen. Womit die Sache wenigstens nicht schlechter würde.
Deutschland Teutschland, Vaterland, Heiligtum,
wie soll ich dich benebeln?
Nie empfand ich so tief den Ruhm,
dein ärmster Sohn zu fein! Draußen auf tobender Walstatt rollt
unsrer Geschütze Gewalt;
hier fließt Segmentes Abendgold
über den rauschenden Wald. Draußen sind tausende, Mann an Mann,
zu eiserner Wehr bestellt;
hier führt der Bauer fein müdes Gespann
über das trächtige Feld. Draußen, wo dunstig der Tag verschied,
Trommeln, Trompetenstoß;
hier singt die Mutter ein Abendlied
und wiegt ihr Kind im Schoß. Deutschland, Vaterland, Heiligtum.
all mein Fühlen sei dein!
Nie empfand ich fo tief den Ruhm.
dein ärmster Sohn zu sein. Zwiefach bist du erhöht und geweiht,
auch am härtesten Tag:
Gott gab dir fröhliche Gläubigkeit
und Kraft zu dröhnenden Schlag! (Linse Ludwig SclMenberg
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