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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Der Mönch

S. 47,

i.

Rheinsage

G, W,, I S, 3.

16,

Meerfahrt
Es flimmert der Mond auf der bläulichen See,
Weiß schwellen die Segel wie schimmernder Schnee,
Die Küste verschwindet; laß schwinden, mein Kind,
Wenn wir nur in Liebe bereiniget sind!
Schnell flieget das Schiff, wie ein riesiger Schwan,
Durchs wogende Meer auf gemessener Bahn;
Da werden vom Schlummer die Wimpern dir schwer,
O träume I Es träumt sich so süß auf dem Meer. Du träumest von Lilien auf schwankender Flut,
Von roter Korallen erleuchteter Glut,
Von blühenden Inseln voll sonniger Pracht
Und klingenden Schlössern in flüsternder Nacht.
Laß ruhen dein Haupt an der Brust mir, mein Kind,
Sanft spielt mit den goldenen Locken der Wind;
Sanft küßt dir die Wange der träumende Hauch,
Ich seh es und lächle -- und küsse dich auch.

16.

Epilog

[Beginn Spaltensatz] Auf erloschnen Feuerbergen
Blühe und glüht der schönste Wein,
Und die farbenhellsten Blumen
Leuchten dort im Sonnenschein. [Spaltenumbruch] Also auch die schönsten Lieder,
Voll von Glut und Lebenslust,
Voll von süßen Liebesklängen,
Bind'" aus ausgebrannter Brust. [Ende Spaltensatz]
Und ihr hört sie, und ihr singt sie
Freudig unter Lust und Scherz,
Aber keiner ahnt darunter
Das gebrochne Dichterherz.

Das zweite kleine Heft enthält folgende sechs Stücke:

17.")

Guten Morgen, Vielliebchenl Wach' aufi wach ruft
Ein leises Singen erklingt dir herauf,
Das sind meine Lieder
Mit Hellem Gefieder,
Sie flüstern und grüßen und bitten dich fein-
"Laß' uns ein, laß' uns eint
Wir wollen die ersten Lerchen sein."


*) Wohl aus dem Jahre 1836, als der junge Student nach Ostern die Bonner Hoch >
schule bezog.

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Der Mönch

S. 47,

i.

Rheinsage

G, W,, I S, 3.

16,

Meerfahrt
Es flimmert der Mond auf der bläulichen See,
Weiß schwellen die Segel wie schimmernder Schnee,
Die Küste verschwindet; laß schwinden, mein Kind,
Wenn wir nur in Liebe bereiniget sind!
Schnell flieget das Schiff, wie ein riesiger Schwan,
Durchs wogende Meer auf gemessener Bahn;
Da werden vom Schlummer die Wimpern dir schwer,
O träume I Es träumt sich so süß auf dem Meer. Du träumest von Lilien auf schwankender Flut,
Von roter Korallen erleuchteter Glut,
Von blühenden Inseln voll sonniger Pracht
Und klingenden Schlössern in flüsternder Nacht.
Laß ruhen dein Haupt an der Brust mir, mein Kind,
Sanft spielt mit den goldenen Locken der Wind;
Sanft küßt dir die Wange der träumende Hauch,
Ich seh es und lächle — und küsse dich auch.

16.

Epilog

[Beginn Spaltensatz] Auf erloschnen Feuerbergen
Blühe und glüht der schönste Wein,
Und die farbenhellsten Blumen
Leuchten dort im Sonnenschein. [Spaltenumbruch] Also auch die schönsten Lieder,
Voll von Glut und Lebenslust,
Voll von süßen Liebesklängen,
Bind'» aus ausgebrannter Brust. [Ende Spaltensatz]
Und ihr hört sie, und ihr singt sie
Freudig unter Lust und Scherz,
Aber keiner ahnt darunter
Das gebrochne Dichterherz.

Das zweite kleine Heft enthält folgende sechs Stücke:

17.»)

Guten Morgen, Vielliebchenl Wach' aufi wach ruft
Ein leises Singen erklingt dir herauf,
Das sind meine Lieder
Mit Hellem Gefieder,
Sie flüstern und grüßen und bitten dich fein-
„Laß' uns ein, laß' uns eint
Wir wollen die ersten Lerchen sein."


*) Wohl aus dem Jahre 1836, als der junge Student nach Ostern die Bonner Hoch >
schule bezog.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/102>, abgerufen am 29.12.2024.