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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.

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Volksdichtung über unsere gefallenen Helden

Daneben bitten aber viele den allmächtigen Walter aller Schicksale, ihr
Herz mit Trost zu erfüllen:

Sehr häufig finden wir den Ausdruck eines herben Gefühls darüber, daß
t>er Verstorbene in fremder Erde ruhen muß, ohne daß ihm von den Seinen
die Augen zugedrückt, das letzte Bett bereitet, das Grab geschmückt werden
konnte, ja, daß man nicht einmal weiß, wo man ihn hinbettete:

Oder:

Es hat dich keiner geleitet
Zu deiner letzten Ruh,
Und keiner drückte die treuen,
Die lieben Augen dir zu.
Es hat auch keiner getrocknet
Den TadeSschweiß dir ab,
Und keiner weint ein Tränlein
An deinem fernen Grab.

Besonders ergreifend klingt es, wenn die trostlose Gattin infolge der
Ungewißheit, die sich um die letzten Stunden ihres Mannes gelegt hat, der
Betrübnis ihres Herzens in folgender Weise Ausdruck gibt:

Du schläfst in fremder Erde,
Weiß nicht, wo sich's begab;
Da wurdest du getroffen zu Tode,
Da gruben sie dir dein Grab.
Weiß nicht, wer dir den letzten
Dienst der Liebe getan,
Weiß nicht, ob mit Tränen dich netzten
Die Augen, die sterben dich sahn.

Volksdichtung über unsere gefallenen Helden

Daneben bitten aber viele den allmächtigen Walter aller Schicksale, ihr
Herz mit Trost zu erfüllen:

Sehr häufig finden wir den Ausdruck eines herben Gefühls darüber, daß
t>er Verstorbene in fremder Erde ruhen muß, ohne daß ihm von den Seinen
die Augen zugedrückt, das letzte Bett bereitet, das Grab geschmückt werden
konnte, ja, daß man nicht einmal weiß, wo man ihn hinbettete:

Oder:

Es hat dich keiner geleitet
Zu deiner letzten Ruh,
Und keiner drückte die treuen,
Die lieben Augen dir zu.
Es hat auch keiner getrocknet
Den TadeSschweiß dir ab,
Und keiner weint ein Tränlein
An deinem fernen Grab.

Besonders ergreifend klingt es, wenn die trostlose Gattin infolge der
Ungewißheit, die sich um die letzten Stunden ihres Mannes gelegt hat, der
Betrübnis ihres Herzens in folgender Weise Ausdruck gibt:

Du schläfst in fremder Erde,
Weiß nicht, wo sich's begab;
Da wurdest du getroffen zu Tode,
Da gruben sie dir dein Grab.
Weiß nicht, wer dir den letzten
Dienst der Liebe getan,
Weiß nicht, ob mit Tränen dich netzten
Die Augen, die sterben dich sahn.

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[0074] Volksdichtung über unsere gefallenen Helden Daneben bitten aber viele den allmächtigen Walter aller Schicksale, ihr Herz mit Trost zu erfüllen: Sehr häufig finden wir den Ausdruck eines herben Gefühls darüber, daß t>er Verstorbene in fremder Erde ruhen muß, ohne daß ihm von den Seinen die Augen zugedrückt, das letzte Bett bereitet, das Grab geschmückt werden konnte, ja, daß man nicht einmal weiß, wo man ihn hinbettete: Oder: Es hat dich keiner geleitet Zu deiner letzten Ruh, Und keiner drückte die treuen, Die lieben Augen dir zu. Es hat auch keiner getrocknet Den TadeSschweiß dir ab, Und keiner weint ein Tränlein An deinem fernen Grab. Besonders ergreifend klingt es, wenn die trostlose Gattin infolge der Ungewißheit, die sich um die letzten Stunden ihres Mannes gelegt hat, der Betrübnis ihres Herzens in folgender Weise Ausdruck gibt: Du schläfst in fremder Erde, Weiß nicht, wo sich's begab; Da wurdest du getroffen zu Tode, Da gruben sie dir dein Grab. Weiß nicht, wer dir den letzten Dienst der Liebe getan, Weiß nicht, ob mit Tränen dich netzten Die Augen, die sterben dich sahn.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323972/74>, abgerufen am 29.06.2024.