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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.

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Der Vernichtungskampf gegen das Deutschtum in Rußland

Zeiten dem Ackerbau nachgehend, jetzt das Vaterland verteidigen, darf auch
nicht zulassen, daß deren Familien weiter von jenen geschädigt werden, die sich
zwar der natürlichen Reichtümer des Landes bedienten, aber doch nicht ihre
Existenz mit derjenigen des herrschenden Volks verschmelzen konnten und wollten."

Zum Schluß ganz die Terminologie des Verbandes echt russischer Männer I
Nur wird übersehen, daß die Deutschen sich sehr leicht besonders in Wolhynien
assimiliert hätten, wenn die russische Regierung den Russen überhaupt Schulen von
einigem Wert gegeben hätte. Aber es ist kaum möglich und notwendig, gegen die
Denkschrift im Rahmen dieser Zeitschrift zu polemisieren. Sie ist ein weiteres Zeichen
für die Brüchigkeit der inneren Zustände in Rußland und sei als solches ohne Wider¬
spruch hingenommen. Man will die Aufmerksamkeit von der fatalen allgemeinen
Lage, die sich immer schwerer verschleiern läßt, ablenken und zugleich die Bauern
durch einen coup as er^Aere für die Regierung gewinnen. Was sind aber
400000 Dessjatinen in Wolhynien und 1000000 in Südrußland gegenüber
dem tatsächlichen Bedarf?! Wehe dennoch der Opposition aus gebildeten
Kreisen, die sich diesem "Geschenk" des Zaren an seine Bauern widersetzen wollte!
Aber, der innerpolitische coup as er^tre ist der Plan zu einer großartigen Aus¬
siedlung Hunderttausender von Deutschen und ihre systematische Proletarisierung!
Soll das Deutsche Reich nicht allen Kredit in der Welt verlieren, so müssen wir die
russische Maßregel mit allen uns zu Gebote stehenden Kräften rückgängig und
ihre Wiederholung ein für alle Male unmöglich machen. Der Krieg hat
sich ausgewachsen zu einem Kampf um Sein und Nichtsein für das
gesamte Deutschtum. Es liegt an uns, ob wir es zulassen wollen,
daß eine Million Deutscher in ein Ghetto gesperrt wird oder
nicht! Also, schönsten Dank, Herr Maklakow! Sie haben uns eine Losung
gegeben für diesen anfänglich so zwecklos scheinenden Krieg und eine Waffe, die
benutzt werden soll, wenn die Stunde dazu gekommen ist.


G. <Li,


Der Vernichtungskampf gegen das Deutschtum in Rußland

Zeiten dem Ackerbau nachgehend, jetzt das Vaterland verteidigen, darf auch
nicht zulassen, daß deren Familien weiter von jenen geschädigt werden, die sich
zwar der natürlichen Reichtümer des Landes bedienten, aber doch nicht ihre
Existenz mit derjenigen des herrschenden Volks verschmelzen konnten und wollten."

Zum Schluß ganz die Terminologie des Verbandes echt russischer Männer I
Nur wird übersehen, daß die Deutschen sich sehr leicht besonders in Wolhynien
assimiliert hätten, wenn die russische Regierung den Russen überhaupt Schulen von
einigem Wert gegeben hätte. Aber es ist kaum möglich und notwendig, gegen die
Denkschrift im Rahmen dieser Zeitschrift zu polemisieren. Sie ist ein weiteres Zeichen
für die Brüchigkeit der inneren Zustände in Rußland und sei als solches ohne Wider¬
spruch hingenommen. Man will die Aufmerksamkeit von der fatalen allgemeinen
Lage, die sich immer schwerer verschleiern läßt, ablenken und zugleich die Bauern
durch einen coup as er^Aere für die Regierung gewinnen. Was sind aber
400000 Dessjatinen in Wolhynien und 1000000 in Südrußland gegenüber
dem tatsächlichen Bedarf?! Wehe dennoch der Opposition aus gebildeten
Kreisen, die sich diesem „Geschenk" des Zaren an seine Bauern widersetzen wollte!
Aber, der innerpolitische coup as er^tre ist der Plan zu einer großartigen Aus¬
siedlung Hunderttausender von Deutschen und ihre systematische Proletarisierung!
Soll das Deutsche Reich nicht allen Kredit in der Welt verlieren, so müssen wir die
russische Maßregel mit allen uns zu Gebote stehenden Kräften rückgängig und
ihre Wiederholung ein für alle Male unmöglich machen. Der Krieg hat
sich ausgewachsen zu einem Kampf um Sein und Nichtsein für das
gesamte Deutschtum. Es liegt an uns, ob wir es zulassen wollen,
daß eine Million Deutscher in ein Ghetto gesperrt wird oder
nicht! Also, schönsten Dank, Herr Maklakow! Sie haben uns eine Losung
gegeben für diesen anfänglich so zwecklos scheinenden Krieg und eine Waffe, die
benutzt werden soll, wenn die Stunde dazu gekommen ist.


G. <Li,


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[0218] Der Vernichtungskampf gegen das Deutschtum in Rußland Zeiten dem Ackerbau nachgehend, jetzt das Vaterland verteidigen, darf auch nicht zulassen, daß deren Familien weiter von jenen geschädigt werden, die sich zwar der natürlichen Reichtümer des Landes bedienten, aber doch nicht ihre Existenz mit derjenigen des herrschenden Volks verschmelzen konnten und wollten." Zum Schluß ganz die Terminologie des Verbandes echt russischer Männer I Nur wird übersehen, daß die Deutschen sich sehr leicht besonders in Wolhynien assimiliert hätten, wenn die russische Regierung den Russen überhaupt Schulen von einigem Wert gegeben hätte. Aber es ist kaum möglich und notwendig, gegen die Denkschrift im Rahmen dieser Zeitschrift zu polemisieren. Sie ist ein weiteres Zeichen für die Brüchigkeit der inneren Zustände in Rußland und sei als solches ohne Wider¬ spruch hingenommen. Man will die Aufmerksamkeit von der fatalen allgemeinen Lage, die sich immer schwerer verschleiern läßt, ablenken und zugleich die Bauern durch einen coup as er^Aere für die Regierung gewinnen. Was sind aber 400000 Dessjatinen in Wolhynien und 1000000 in Südrußland gegenüber dem tatsächlichen Bedarf?! Wehe dennoch der Opposition aus gebildeten Kreisen, die sich diesem „Geschenk" des Zaren an seine Bauern widersetzen wollte! Aber, der innerpolitische coup as er^tre ist der Plan zu einer großartigen Aus¬ siedlung Hunderttausender von Deutschen und ihre systematische Proletarisierung! Soll das Deutsche Reich nicht allen Kredit in der Welt verlieren, so müssen wir die russische Maßregel mit allen uns zu Gebote stehenden Kräften rückgängig und ihre Wiederholung ein für alle Male unmöglich machen. Der Krieg hat sich ausgewachsen zu einem Kampf um Sein und Nichtsein für das gesamte Deutschtum. Es liegt an uns, ob wir es zulassen wollen, daß eine Million Deutscher in ein Ghetto gesperrt wird oder nicht! Also, schönsten Dank, Herr Maklakow! Sie haben uns eine Losung gegeben für diesen anfänglich so zwecklos scheinenden Krieg und eine Waffe, die benutzt werden soll, wenn die Stunde dazu gekommen ist. G. <Li,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_329227/218>, abgerufen am 02.07.2024.