Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Hundertundfünfzig Jahre deutscher Kunst

und seine Familie eine wenn auch nur kleine Summe zurückgelegt, so kann er
bei Verlust einer Stelle unter Benutzung eines gut funktionierenden Arbeits¬
nachweises eher die Reisekosten zur Erreichung eines anderen Platzes, wo sich
Arbeit für ihn bietet, aufwenden. Besitz macht frei, und sei er noch so klein.

Die Hauptsache wird aber immer sein, daß für alle die Hunderttausende,
die alljährlich unserer Bevölkerung zuwachsen, neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen
werden. Diese Sorge wird, wie die Dinge in Deutschland nun einmal liegen,
kaum noch der Landwirtschaft zufallen können, sondern fast allein der Industrie
und dem Handel. Und da ist es nun die Pflicht einer weitschauenden und
vernünftigen Regierung, daß sie diesen Erwerbszweigen die Wege ebnet, wo sie
nur kann, sei es durch eine zweckentsprechende innere Gesetzgebung, sei es durch
eine kluge und weltumfassende Diplomatie, die uns außerhalb der schwarz-wei߬
roten Grenzpfähle neue Absatzgebiete für unsere Produkte erschließt. Wenn
hier die Intelligenz und Energie aller berufenen Führer unseres Volkes einsetzt,
so werden wir am leichtesten der problematischen Arbeitslosenversicherung ent"
raten können.




Hundertundfünfzig Jahre deutscher Aunst
Zur Iahrhundertausstellung deutscher Aunst in Darmstadt
von Frank L. lvashburn Freund

l
^ e von dem kunstliebenden Großherzog von Hessen mit Hilfe seines
künstlerischen Beirates Professor Dr. G. Biermann ins Leben
gerufene Jahrhundertausstellung deutscher Kunst der zweiten Hälfte
des siebzehnten und des ganzen achtzehnten Jahrhunderts kann
man von drei Standpunkten aus betrachten und wird, je ein¬
gehender man sie besichtigt, je mehr von ihrer Bedeutung nach allen drei
Richtungen hin überzeugt. Sie soll einmal, und daran lag wohl dem Gro߬
herzog, dem Schirmherrn und Mäcen wahrhaft lebender und lebenspendender
Kunst, am meisten, im Beschauer nicht bloß historisches und nationales Interesse
erwecken, sondern ihm lebendige künstlerische Werte übermitteln. Und wie zu
zeigen sein wird, tut sie das auch wirklich. Sie soll des weiteren die Quellen
aufdecken, aus denen sich die verschiedenen Strömungen der deutschen Kunst des
neunzehnten Jahrhunderts ergossen. Auf diese historische Entdeckung hatte man
schon einige Jahre sehnsüchtig gewartet, seitdem so viel Neues und Unerwartetes


Hundertundfünfzig Jahre deutscher Kunst

und seine Familie eine wenn auch nur kleine Summe zurückgelegt, so kann er
bei Verlust einer Stelle unter Benutzung eines gut funktionierenden Arbeits¬
nachweises eher die Reisekosten zur Erreichung eines anderen Platzes, wo sich
Arbeit für ihn bietet, aufwenden. Besitz macht frei, und sei er noch so klein.

Die Hauptsache wird aber immer sein, daß für alle die Hunderttausende,
die alljährlich unserer Bevölkerung zuwachsen, neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen
werden. Diese Sorge wird, wie die Dinge in Deutschland nun einmal liegen,
kaum noch der Landwirtschaft zufallen können, sondern fast allein der Industrie
und dem Handel. Und da ist es nun die Pflicht einer weitschauenden und
vernünftigen Regierung, daß sie diesen Erwerbszweigen die Wege ebnet, wo sie
nur kann, sei es durch eine zweckentsprechende innere Gesetzgebung, sei es durch
eine kluge und weltumfassende Diplomatie, die uns außerhalb der schwarz-wei߬
roten Grenzpfähle neue Absatzgebiete für unsere Produkte erschließt. Wenn
hier die Intelligenz und Energie aller berufenen Führer unseres Volkes einsetzt,
so werden wir am leichtesten der problematischen Arbeitslosenversicherung ent»
raten können.




Hundertundfünfzig Jahre deutscher Aunst
Zur Iahrhundertausstellung deutscher Aunst in Darmstadt
von Frank L. lvashburn Freund

l
^ e von dem kunstliebenden Großherzog von Hessen mit Hilfe seines
künstlerischen Beirates Professor Dr. G. Biermann ins Leben
gerufene Jahrhundertausstellung deutscher Kunst der zweiten Hälfte
des siebzehnten und des ganzen achtzehnten Jahrhunderts kann
man von drei Standpunkten aus betrachten und wird, je ein¬
gehender man sie besichtigt, je mehr von ihrer Bedeutung nach allen drei
Richtungen hin überzeugt. Sie soll einmal, und daran lag wohl dem Gro߬
herzog, dem Schirmherrn und Mäcen wahrhaft lebender und lebenspendender
Kunst, am meisten, im Beschauer nicht bloß historisches und nationales Interesse
erwecken, sondern ihm lebendige künstlerische Werte übermitteln. Und wie zu
zeigen sein wird, tut sie das auch wirklich. Sie soll des weiteren die Quellen
aufdecken, aus denen sich die verschiedenen Strömungen der deutschen Kunst des
neunzehnten Jahrhunderts ergossen. Auf diese historische Entdeckung hatte man
schon einige Jahre sehnsüchtig gewartet, seitdem so viel Neues und Unerwartetes


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0094" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328828"/>
          <fw type="header" place="top"> Hundertundfünfzig Jahre deutscher Kunst</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_275" prev="#ID_274"> und seine Familie eine wenn auch nur kleine Summe zurückgelegt, so kann er<lb/>
bei Verlust einer Stelle unter Benutzung eines gut funktionierenden Arbeits¬<lb/>
nachweises eher die Reisekosten zur Erreichung eines anderen Platzes, wo sich<lb/>
Arbeit für ihn bietet, aufwenden. Besitz macht frei, und sei er noch so klein.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_276"> Die Hauptsache wird aber immer sein, daß für alle die Hunderttausende,<lb/>
die alljährlich unserer Bevölkerung zuwachsen, neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen<lb/>
werden. Diese Sorge wird, wie die Dinge in Deutschland nun einmal liegen,<lb/>
kaum noch der Landwirtschaft zufallen können, sondern fast allein der Industrie<lb/>
und dem Handel. Und da ist es nun die Pflicht einer weitschauenden und<lb/>
vernünftigen Regierung, daß sie diesen Erwerbszweigen die Wege ebnet, wo sie<lb/>
nur kann, sei es durch eine zweckentsprechende innere Gesetzgebung, sei es durch<lb/>
eine kluge und weltumfassende Diplomatie, die uns außerhalb der schwarz-wei߬<lb/>
roten Grenzpfähle neue Absatzgebiete für unsere Produkte erschließt. Wenn<lb/>
hier die Intelligenz und Energie aller berufenen Führer unseres Volkes einsetzt,<lb/>
so werden wir am leichtesten der problematischen Arbeitslosenversicherung ent»<lb/>
raten können.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Hundertundfünfzig Jahre deutscher Aunst<lb/>
Zur Iahrhundertausstellung deutscher Aunst in Darmstadt<lb/><note type="byline"> von Frank L. lvashburn Freund</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_277" next="#ID_278"> l<lb/>
^ e von dem kunstliebenden Großherzog von Hessen mit Hilfe seines<lb/>
künstlerischen Beirates Professor Dr. G. Biermann ins Leben<lb/>
gerufene Jahrhundertausstellung deutscher Kunst der zweiten Hälfte<lb/>
des siebzehnten und des ganzen achtzehnten Jahrhunderts kann<lb/>
man von drei Standpunkten aus betrachten und wird, je ein¬<lb/>
gehender man sie besichtigt, je mehr von ihrer Bedeutung nach allen drei<lb/>
Richtungen hin überzeugt. Sie soll einmal, und daran lag wohl dem Gro߬<lb/>
herzog, dem Schirmherrn und Mäcen wahrhaft lebender und lebenspendender<lb/>
Kunst, am meisten, im Beschauer nicht bloß historisches und nationales Interesse<lb/>
erwecken, sondern ihm lebendige künstlerische Werte übermitteln. Und wie zu<lb/>
zeigen sein wird, tut sie das auch wirklich. Sie soll des weiteren die Quellen<lb/>
aufdecken, aus denen sich die verschiedenen Strömungen der deutschen Kunst des<lb/>
neunzehnten Jahrhunderts ergossen. Auf diese historische Entdeckung hatte man<lb/>
schon einige Jahre sehnsüchtig gewartet, seitdem so viel Neues und Unerwartetes</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0094] Hundertundfünfzig Jahre deutscher Kunst und seine Familie eine wenn auch nur kleine Summe zurückgelegt, so kann er bei Verlust einer Stelle unter Benutzung eines gut funktionierenden Arbeits¬ nachweises eher die Reisekosten zur Erreichung eines anderen Platzes, wo sich Arbeit für ihn bietet, aufwenden. Besitz macht frei, und sei er noch so klein. Die Hauptsache wird aber immer sein, daß für alle die Hunderttausende, die alljährlich unserer Bevölkerung zuwachsen, neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen werden. Diese Sorge wird, wie die Dinge in Deutschland nun einmal liegen, kaum noch der Landwirtschaft zufallen können, sondern fast allein der Industrie und dem Handel. Und da ist es nun die Pflicht einer weitschauenden und vernünftigen Regierung, daß sie diesen Erwerbszweigen die Wege ebnet, wo sie nur kann, sei es durch eine zweckentsprechende innere Gesetzgebung, sei es durch eine kluge und weltumfassende Diplomatie, die uns außerhalb der schwarz-wei߬ roten Grenzpfähle neue Absatzgebiete für unsere Produkte erschließt. Wenn hier die Intelligenz und Energie aller berufenen Führer unseres Volkes einsetzt, so werden wir am leichtesten der problematischen Arbeitslosenversicherung ent» raten können. Hundertundfünfzig Jahre deutscher Aunst Zur Iahrhundertausstellung deutscher Aunst in Darmstadt von Frank L. lvashburn Freund l ^ e von dem kunstliebenden Großherzog von Hessen mit Hilfe seines künstlerischen Beirates Professor Dr. G. Biermann ins Leben gerufene Jahrhundertausstellung deutscher Kunst der zweiten Hälfte des siebzehnten und des ganzen achtzehnten Jahrhunderts kann man von drei Standpunkten aus betrachten und wird, je ein¬ gehender man sie besichtigt, je mehr von ihrer Bedeutung nach allen drei Richtungen hin überzeugt. Sie soll einmal, und daran lag wohl dem Gro߬ herzog, dem Schirmherrn und Mäcen wahrhaft lebender und lebenspendender Kunst, am meisten, im Beschauer nicht bloß historisches und nationales Interesse erwecken, sondern ihm lebendige künstlerische Werte übermitteln. Und wie zu zeigen sein wird, tut sie das auch wirklich. Sie soll des weiteren die Quellen aufdecken, aus denen sich die verschiedenen Strömungen der deutschen Kunst des neunzehnten Jahrhunderts ergossen. Auf diese historische Entdeckung hatte man schon einige Jahre sehnsüchtig gewartet, seitdem so viel Neues und Unerwartetes

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/94
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/94>, abgerufen am 22.12.2024.