Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.Englands Prämie bei der jriedensschlußversicherung aus Gegenseitigkeit von Dr. Paul Müller Heymer ! rst durch den Rütlischwur, den Paul Cambon und Graf Benken- , Jetzt liegt also auch auf der Gegenseite ein bünduisartiger Zusammenschluß Vorteilhaft ist das Londoner Abkommen in erster Linie für den englischen 1. Im Falle eines für den Dreiverband unglücklichen Kriegsverlaufes 2. Im Falle eines für den Dreiverband glücklichen Feldzugs gibt es der Englands Prämie bei der jriedensschlußversicherung aus Gegenseitigkeit von Dr. Paul Müller Heymer ! rst durch den Rütlischwur, den Paul Cambon und Graf Benken- , Jetzt liegt also auch auf der Gegenseite ein bünduisartiger Zusammenschluß Vorteilhaft ist das Londoner Abkommen in erster Linie für den englischen 1. Im Falle eines für den Dreiverband unglücklichen Kriegsverlaufes 2. Im Falle eines für den Dreiverband glücklichen Feldzugs gibt es der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329220"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_328733/figures/grenzboten_341899_328733_329220_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Englands Prämie<lb/> bei der jriedensschlußversicherung aus Gegenseitigkeit<lb/><note type="byline"> von Dr. Paul Müller Heymer</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1601"> ! rst durch den Rütlischwur, den Paul Cambon und Graf Benken-<lb/> dorff im Verein mit Sir Edward Grey im „Forergn Office" zu<lb/> London geleistet haben, „in keiner Not sich trennen noch Gefahr"<lb/> bis zum gemeinsamen Friedensschluß, erst durch diesen Pakt ist<lb/> das interne Verhältnis der Dreiverbandsstaaten zueinander zu<lb/> einer wirklichen Koalition geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1602"> , Jetzt liegt also auch auf der Gegenseite ein bünduisartiger Zusammenschluß<lb/> vor. Daß unser Vertrag mit Österreich wie jeder Bündnisvertrag einen Separat¬<lb/> frieden ausschließt, ist selbstverständlich. Das Londoner Abkommen hat unter<lb/> den drei Ländern in Frankreich das größte Interesse erregt. Es wurde in der<lb/> französischen Presse sehr freudig begrüßt. Woher diese Freude? Sie ist nicht<lb/> leicht erklärlich, wenn nicht Frankreich zuvor damit gerechnet hat, England<lb/> könnte sich vorzeitig aus der Gemeinschaft des Krieges herausziehen. Diese<lb/> Möglichkeit war allerdings auch bei einem für Frankreich unglücklichen Ausgang<lb/> des Krieges kaum noch ernstlich zu befürchten angesichts der starken Verpflichtungen,<lb/> die England durch die Verwendung seiner relativ zahlreichen Truppen in Frankreich<lb/> eingegangen war. Immerhin ist die offenkundige Erleichterung, die man in<lb/> Frankreich darüber empfindet, daß dem englischen Waffengefährten gewissermaßen<lb/> durch Notariatsakt das freie Befinden über einen Sonderfriedensschluß abgeschnitten<lb/> ist, charakteristisch für die geringe Meinung, die man in Frankreich vom Wert<lb/> der Entente cordiale selbst nach den ersten gemeinsam geschlagenen Schlachten hegte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1603"> Vorteilhaft ist das Londoner Abkommen in erster Linie für den englischen<lb/> Anteilnehmer, und zwar aus zwei sehr gewichtigen Gründen realer Politik:</p><lb/> <p xml:id="ID_1604"> 1. Im Falle eines für den Dreiverband unglücklichen Kriegsverlaufes<lb/> sichert es England vor einem Einzelkampf mit Deutschland.</p><lb/> <p xml:id="ID_1605"> 2. Im Falle eines für den Dreiverband glücklichen Feldzugs gibt es der<lb/> englischen Diplomatie eine maßgebende Stimme im Rate der Kriegführenden bei<lb/> den Verhandlungen, durch die der Friedensschluß vorbereitet wird.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0486]
[Abbildung]
Englands Prämie
bei der jriedensschlußversicherung aus Gegenseitigkeit
von Dr. Paul Müller Heymer
! rst durch den Rütlischwur, den Paul Cambon und Graf Benken-
dorff im Verein mit Sir Edward Grey im „Forergn Office" zu
London geleistet haben, „in keiner Not sich trennen noch Gefahr"
bis zum gemeinsamen Friedensschluß, erst durch diesen Pakt ist
das interne Verhältnis der Dreiverbandsstaaten zueinander zu
einer wirklichen Koalition geworden.
, Jetzt liegt also auch auf der Gegenseite ein bünduisartiger Zusammenschluß
vor. Daß unser Vertrag mit Österreich wie jeder Bündnisvertrag einen Separat¬
frieden ausschließt, ist selbstverständlich. Das Londoner Abkommen hat unter
den drei Ländern in Frankreich das größte Interesse erregt. Es wurde in der
französischen Presse sehr freudig begrüßt. Woher diese Freude? Sie ist nicht
leicht erklärlich, wenn nicht Frankreich zuvor damit gerechnet hat, England
könnte sich vorzeitig aus der Gemeinschaft des Krieges herausziehen. Diese
Möglichkeit war allerdings auch bei einem für Frankreich unglücklichen Ausgang
des Krieges kaum noch ernstlich zu befürchten angesichts der starken Verpflichtungen,
die England durch die Verwendung seiner relativ zahlreichen Truppen in Frankreich
eingegangen war. Immerhin ist die offenkundige Erleichterung, die man in
Frankreich darüber empfindet, daß dem englischen Waffengefährten gewissermaßen
durch Notariatsakt das freie Befinden über einen Sonderfriedensschluß abgeschnitten
ist, charakteristisch für die geringe Meinung, die man in Frankreich vom Wert
der Entente cordiale selbst nach den ersten gemeinsam geschlagenen Schlachten hegte.
Vorteilhaft ist das Londoner Abkommen in erster Linie für den englischen
Anteilnehmer, und zwar aus zwei sehr gewichtigen Gründen realer Politik:
1. Im Falle eines für den Dreiverband unglücklichen Kriegsverlaufes
sichert es England vor einem Einzelkampf mit Deutschland.
2. Im Falle eines für den Dreiverband glücklichen Feldzugs gibt es der
englischen Diplomatie eine maßgebende Stimme im Rate der Kriegführenden bei
den Verhandlungen, durch die der Friedensschluß vorbereitet wird.
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