Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.Peters und Pfeil er in Afrika anfing, wie es ja natürlich war, europäisch gedacht und getan Eine Zeitlang einigte man sich denn auch dahin, daß Peters in Europa, Peters' Verdienste um die Gründung der ostafrikanischen Kolonie stehen -) Ebenda 126, 199. **) Ebenda 180. *"*) Ebenda 79. s) Ebenda 179 f. Pfeil 142. 1"f1') Tag a. a. O.
Peters und Pfeil er in Afrika anfing, wie es ja natürlich war, europäisch gedacht und getan Eine Zeitlang einigte man sich denn auch dahin, daß Peters in Europa, Peters' Verdienste um die Gründung der ostafrikanischen Kolonie stehen -) Ebenda 126, 199. **) Ebenda 180. *«*) Ebenda 79. s) Ebenda 179 f. Pfeil 142. 1"f1') Tag a. a. O.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0120" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328854"/> <fw type="header" place="top"> Peters und Pfeil</fw><lb/> <p xml:id="ID_375" prev="#ID_374"> er in Afrika anfing, wie es ja natürlich war, europäisch gedacht und getan<lb/> wurde und deshalb erfolglos bleiben mußte"*). In der Tat: „niemals konnte<lb/> an der Weiterentwicklung der Kolonie tätigen Anteil nehmen, als wer ihre Ver¬<lb/> hältnisse genau kennen gelernt**)."</p><lb/> <p xml:id="ID_376"> Eine Zeitlang einigte man sich denn auch dahin, daß Peters in Europa,<lb/> Pfeil in Afrika für eine Zentralstelle der Gesellschaft sorgten, während Jühlke<lb/> in Sansibar die Jurisdiktion übernahm; denn „die Besitzergreifung mußte unter<lb/> allen Umständen äußerlich kenntlich gemacht werden", wenn sie nicht von politischen<lb/> Gegnern gefährdet werden sollte***). Indes, Jühlkes früher Tod und Pfeils Av-<lb/> berufungf). die aus unaufgeklärten, aber offenbar intriguenhaften Gründen<lb/> geschah, machte Peters' Entsendung durch die Regierung nach Afrika nötig.<lb/> Damit beging die Regierung einen offenbaren Mißgriff, da Peters sich an der<lb/> Spitze der Verwaltung in Afrika als Politiker erwies, der von europäischen<lb/> Voraussetzungen ausging und aus Mangel an Orts- und Menschenkenntnis<lb/> sowie an der nötigen Selbstdisziplin und altruistischen Hingabe an die von ihm<lb/> vertretene Sache versagen mußte: „Hätte feine Begabung einige Selbstdisziplin<lb/> eingeschlossen, einigen guten Willen, andere anzuerkennen, auch wenn sie sich<lb/> nicht zu seinen Kreaturen herabwürdigen ließen, dann stünde er mit aller Wahr¬<lb/> scheinlichkeit heute an der Spitze unserer kolonialen Verwaltung in Deutsch¬<lb/> land, getragen von der willigen Gefolgschaft vieler Intelligenzen und Kräfte,<lb/> die er sich dauernd entfremdet, wenn nicht zu erbitterten Gegnern gemacht hatff)".</p><lb/> <p xml:id="ID_377" next="#ID_378"> Peters' Verdienste um die Gründung der ostafrikanischen Kolonie stehen<lb/> trotz alledem für alle Zeiten fest. Es ist daher mehr wie billig, nicht in den<lb/> Chorus der Antipetersclique einzustimmen, die nur seine Fehler steht, ohne seine<lb/> zweifellosen Erfolge zu betonen oder gar anzuerkennen. Mit gewissem Recht<lb/> konnte Peters von ihr sagen fff): „In Deutschland hat man von Anfang bis zu<lb/> Ende meine Maßnahmen zunächst lächerlich zu machen versucht; dann aber,<lb/> wenn der Erfolg nicht mehr bestritten werden konnte, unternommen, mir die<lb/> Originalität abzusprechen." Diesem Urteil der Mitwelt wird sich die Geschichte<lb/> sicherlich nicht anschließen. Um aber zu zeigen, daß auch Peters' Verdienste<lb/> nicht auf Kosten anderer übertrieben werden dürfen, ist eine historische Ver¬<lb/> wertung der Polemik seines Mitstreiters unentbehrlich. Allein jeder, der die<lb/> Geschichte dieser Gesellschaftsgründung verfolgt, hat bei aller Einsicht in die<lb/> Mängel und Fehler seines Führers den Eindruck, daß ohne ihn dem Unter¬<lb/> nehmen Gehirn und Wille fehlte. Wo die Vorstellungen dieses Hirnes falsche<lb/> waren, kam — wenigstens im Anfang — sein richtiger Instinkt dazu, den</p><lb/> <note xml:id="FID_80" place="foot"> -) Ebenda 126, 199.</note><lb/> <note xml:id="FID_81" place="foot"> **) Ebenda 180.</note><lb/> <note xml:id="FID_82" place="foot"> *«*) Ebenda 79.</note><lb/> <note xml:id="FID_83" place="foot"> s) Ebenda 179 f.</note><lb/> <note xml:id="FID_84" place="foot"> Pfeil 142.</note><lb/> <note xml:id="FID_85" place="foot"> 1"f1') Tag a. a. O.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0120]
Peters und Pfeil
er in Afrika anfing, wie es ja natürlich war, europäisch gedacht und getan
wurde und deshalb erfolglos bleiben mußte"*). In der Tat: „niemals konnte
an der Weiterentwicklung der Kolonie tätigen Anteil nehmen, als wer ihre Ver¬
hältnisse genau kennen gelernt**)."
Eine Zeitlang einigte man sich denn auch dahin, daß Peters in Europa,
Pfeil in Afrika für eine Zentralstelle der Gesellschaft sorgten, während Jühlke
in Sansibar die Jurisdiktion übernahm; denn „die Besitzergreifung mußte unter
allen Umständen äußerlich kenntlich gemacht werden", wenn sie nicht von politischen
Gegnern gefährdet werden sollte***). Indes, Jühlkes früher Tod und Pfeils Av-
berufungf). die aus unaufgeklärten, aber offenbar intriguenhaften Gründen
geschah, machte Peters' Entsendung durch die Regierung nach Afrika nötig.
Damit beging die Regierung einen offenbaren Mißgriff, da Peters sich an der
Spitze der Verwaltung in Afrika als Politiker erwies, der von europäischen
Voraussetzungen ausging und aus Mangel an Orts- und Menschenkenntnis
sowie an der nötigen Selbstdisziplin und altruistischen Hingabe an die von ihm
vertretene Sache versagen mußte: „Hätte feine Begabung einige Selbstdisziplin
eingeschlossen, einigen guten Willen, andere anzuerkennen, auch wenn sie sich
nicht zu seinen Kreaturen herabwürdigen ließen, dann stünde er mit aller Wahr¬
scheinlichkeit heute an der Spitze unserer kolonialen Verwaltung in Deutsch¬
land, getragen von der willigen Gefolgschaft vieler Intelligenzen und Kräfte,
die er sich dauernd entfremdet, wenn nicht zu erbitterten Gegnern gemacht hatff)".
Peters' Verdienste um die Gründung der ostafrikanischen Kolonie stehen
trotz alledem für alle Zeiten fest. Es ist daher mehr wie billig, nicht in den
Chorus der Antipetersclique einzustimmen, die nur seine Fehler steht, ohne seine
zweifellosen Erfolge zu betonen oder gar anzuerkennen. Mit gewissem Recht
konnte Peters von ihr sagen fff): „In Deutschland hat man von Anfang bis zu
Ende meine Maßnahmen zunächst lächerlich zu machen versucht; dann aber,
wenn der Erfolg nicht mehr bestritten werden konnte, unternommen, mir die
Originalität abzusprechen." Diesem Urteil der Mitwelt wird sich die Geschichte
sicherlich nicht anschließen. Um aber zu zeigen, daß auch Peters' Verdienste
nicht auf Kosten anderer übertrieben werden dürfen, ist eine historische Ver¬
wertung der Polemik seines Mitstreiters unentbehrlich. Allein jeder, der die
Geschichte dieser Gesellschaftsgründung verfolgt, hat bei aller Einsicht in die
Mängel und Fehler seines Führers den Eindruck, daß ohne ihn dem Unter¬
nehmen Gehirn und Wille fehlte. Wo die Vorstellungen dieses Hirnes falsche
waren, kam — wenigstens im Anfang — sein richtiger Instinkt dazu, den
-) Ebenda 126, 199.
**) Ebenda 180.
*«*) Ebenda 79.
s) Ebenda 179 f.
Pfeil 142.
1"f1') Tag a. a. O.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |