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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Peters und Pfeil

Begabung in Vorträgen und Aufsätzen rastlos tätig war. Pfeil erkannte in
ihm sofort "den Menschen ungewöhnlicher Begabung, den vielgewandten Mann
der Kombination, mit der Kraft, Menschen in Bewegung zu setzen, den Denker,
aber auch den Mann der Tat." Er schloß sich ihm jedoch, "nicht weil über¬
legene Kenntnis in bezug auf unsere Tätigkeit ihn befähigten, uns ein eigenes
Programm aufzuzwingen." sondern weil er "sobald Agitation in Frage kam,
sich als Meister zeigte" und darum "in höherem Maße als irgend einer von
uns anderen die Gabe besaß, die Menschen auf Gesichtspunkte zu einigen, die¬
jenigen Elemente zu fördern, die sie stützten, die gegnerischen zu entkräften" --
"mit selbstlosen Eifer" an und "in bewundernder Anerkennung seiner Kraft
und in Erkenntnis, daß nur ihm es gelingen könnte, unsere Mitglieder zu be¬
wegen, nicht nur ein Programm, sondern auch dessen Ausführung zu beschließen"*).
Dabei ließ er sich aber, selbst zu sehr Persönlichkeit, nicht wie Peters' andere
"loyale" Kolonisationsfreunde von dessen Herrennatur zum "Begleiter" oder
"Genossen" seiner "Wahl" Herabdrücken**). Denn er hielt sich für gleichberechtigt,
wenn er auch Peters' Führerschaft auf der ersten Expedition anerkannte, weil
schon nach der homerischen Erkenntnis einer doch Herr sein muß. Doch gibt
er zu verstehen: "Wenn die Ländereien, die wir erwarben, nominell an
or. Peters abgetreten wurden, so geschah das sicherlich nicht, weil er ver alleinige
Unternehmer, Ausrüster usw. der Erpedition war, sondern weil aus Zweck¬
mäßigkeitsgründen nur einer die Gesellschaft vertreten konnte, der in Wirklichkeit
das Land . . . gehören sollte." Und weiter versichert Pfeil zu dieser Frage:
"Wir haben uns auch während der Expedition, in deren Verlauf wir freiwillig
die Führung des Dr. Peters anerkannten, als vollständig gleichberechtigte Mit¬
unternehmer gefühlt und niemals zum Ausdruck kommen lassen, daß die Er¬
werbung das alleinige Verdienst oder die alleinige Arbeit von Dr. Peters sei***)."

Nach Pfeils Ansicht war dagegen Peters dauernd nur für die Agitation
und Leitung in Europa an der Spitze der bald "Deutsch-ostafrikanische Ge¬
sellschaft" genannten "Gesellschaft für deutsche Kolonisation" geeignet. Pfeil
aber fühlte sich nach seiner ganzen Vergangenheit durch greifbare praktische
Ziele und durch genaue Kenntnis von Land und Leuten, Sprachen und Sitten
Südafrikas, endlich auch nach seinen "Fähigkeiten und Neigungen", die einer
repräsentativen Stellung in Europa widerstrebten, für eine praktische Tätigkeit
auf afrikanischen Gebiete, insbesondere für die Verwaltung im Innern und für
die Organisation eines wirtschaftlichen Betriebes geschaffenf). Peters da¬
gegen hatte nach Pfeils Meinung "in allen Dingen, die sich auf unsere praktische
Tätigkeit in den neuerworbenen Ländern bezogen, damals nicht weniger als
alles zu lernen"; weshalb ihn auch das Mißgeschick verfolgte, daß "alles, was






*) Pfeil S0, 61,
**) Peters 60 ff.
***) Pfeil 72.
f) Ebenda 60, 59. MS,
Peters und Pfeil

Begabung in Vorträgen und Aufsätzen rastlos tätig war. Pfeil erkannte in
ihm sofort „den Menschen ungewöhnlicher Begabung, den vielgewandten Mann
der Kombination, mit der Kraft, Menschen in Bewegung zu setzen, den Denker,
aber auch den Mann der Tat." Er schloß sich ihm jedoch, „nicht weil über¬
legene Kenntnis in bezug auf unsere Tätigkeit ihn befähigten, uns ein eigenes
Programm aufzuzwingen." sondern weil er „sobald Agitation in Frage kam,
sich als Meister zeigte" und darum „in höherem Maße als irgend einer von
uns anderen die Gabe besaß, die Menschen auf Gesichtspunkte zu einigen, die¬
jenigen Elemente zu fördern, die sie stützten, die gegnerischen zu entkräften" —
„mit selbstlosen Eifer" an und „in bewundernder Anerkennung seiner Kraft
und in Erkenntnis, daß nur ihm es gelingen könnte, unsere Mitglieder zu be¬
wegen, nicht nur ein Programm, sondern auch dessen Ausführung zu beschließen"*).
Dabei ließ er sich aber, selbst zu sehr Persönlichkeit, nicht wie Peters' andere
„loyale" Kolonisationsfreunde von dessen Herrennatur zum „Begleiter" oder
„Genossen" seiner „Wahl" Herabdrücken**). Denn er hielt sich für gleichberechtigt,
wenn er auch Peters' Führerschaft auf der ersten Expedition anerkannte, weil
schon nach der homerischen Erkenntnis einer doch Herr sein muß. Doch gibt
er zu verstehen: „Wenn die Ländereien, die wir erwarben, nominell an
or. Peters abgetreten wurden, so geschah das sicherlich nicht, weil er ver alleinige
Unternehmer, Ausrüster usw. der Erpedition war, sondern weil aus Zweck¬
mäßigkeitsgründen nur einer die Gesellschaft vertreten konnte, der in Wirklichkeit
das Land . . . gehören sollte." Und weiter versichert Pfeil zu dieser Frage:
„Wir haben uns auch während der Expedition, in deren Verlauf wir freiwillig
die Führung des Dr. Peters anerkannten, als vollständig gleichberechtigte Mit¬
unternehmer gefühlt und niemals zum Ausdruck kommen lassen, daß die Er¬
werbung das alleinige Verdienst oder die alleinige Arbeit von Dr. Peters sei***)."

Nach Pfeils Ansicht war dagegen Peters dauernd nur für die Agitation
und Leitung in Europa an der Spitze der bald „Deutsch-ostafrikanische Ge¬
sellschaft" genannten „Gesellschaft für deutsche Kolonisation" geeignet. Pfeil
aber fühlte sich nach seiner ganzen Vergangenheit durch greifbare praktische
Ziele und durch genaue Kenntnis von Land und Leuten, Sprachen und Sitten
Südafrikas, endlich auch nach seinen „Fähigkeiten und Neigungen", die einer
repräsentativen Stellung in Europa widerstrebten, für eine praktische Tätigkeit
auf afrikanischen Gebiete, insbesondere für die Verwaltung im Innern und für
die Organisation eines wirtschaftlichen Betriebes geschaffenf). Peters da¬
gegen hatte nach Pfeils Meinung „in allen Dingen, die sich auf unsere praktische
Tätigkeit in den neuerworbenen Ländern bezogen, damals nicht weniger als
alles zu lernen"; weshalb ihn auch das Mißgeschick verfolgte, daß „alles, was






*) Pfeil S0, 61,
**) Peters 60 ff.
***) Pfeil 72.
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[0119] Peters und Pfeil Begabung in Vorträgen und Aufsätzen rastlos tätig war. Pfeil erkannte in ihm sofort „den Menschen ungewöhnlicher Begabung, den vielgewandten Mann der Kombination, mit der Kraft, Menschen in Bewegung zu setzen, den Denker, aber auch den Mann der Tat." Er schloß sich ihm jedoch, „nicht weil über¬ legene Kenntnis in bezug auf unsere Tätigkeit ihn befähigten, uns ein eigenes Programm aufzuzwingen." sondern weil er „sobald Agitation in Frage kam, sich als Meister zeigte" und darum „in höherem Maße als irgend einer von uns anderen die Gabe besaß, die Menschen auf Gesichtspunkte zu einigen, die¬ jenigen Elemente zu fördern, die sie stützten, die gegnerischen zu entkräften" — „mit selbstlosen Eifer" an und „in bewundernder Anerkennung seiner Kraft und in Erkenntnis, daß nur ihm es gelingen könnte, unsere Mitglieder zu be¬ wegen, nicht nur ein Programm, sondern auch dessen Ausführung zu beschließen"*). Dabei ließ er sich aber, selbst zu sehr Persönlichkeit, nicht wie Peters' andere „loyale" Kolonisationsfreunde von dessen Herrennatur zum „Begleiter" oder „Genossen" seiner „Wahl" Herabdrücken**). Denn er hielt sich für gleichberechtigt, wenn er auch Peters' Führerschaft auf der ersten Expedition anerkannte, weil schon nach der homerischen Erkenntnis einer doch Herr sein muß. Doch gibt er zu verstehen: „Wenn die Ländereien, die wir erwarben, nominell an or. Peters abgetreten wurden, so geschah das sicherlich nicht, weil er ver alleinige Unternehmer, Ausrüster usw. der Erpedition war, sondern weil aus Zweck¬ mäßigkeitsgründen nur einer die Gesellschaft vertreten konnte, der in Wirklichkeit das Land . . . gehören sollte." Und weiter versichert Pfeil zu dieser Frage: „Wir haben uns auch während der Expedition, in deren Verlauf wir freiwillig die Führung des Dr. Peters anerkannten, als vollständig gleichberechtigte Mit¬ unternehmer gefühlt und niemals zum Ausdruck kommen lassen, daß die Er¬ werbung das alleinige Verdienst oder die alleinige Arbeit von Dr. Peters sei***)." Nach Pfeils Ansicht war dagegen Peters dauernd nur für die Agitation und Leitung in Europa an der Spitze der bald „Deutsch-ostafrikanische Ge¬ sellschaft" genannten „Gesellschaft für deutsche Kolonisation" geeignet. Pfeil aber fühlte sich nach seiner ganzen Vergangenheit durch greifbare praktische Ziele und durch genaue Kenntnis von Land und Leuten, Sprachen und Sitten Südafrikas, endlich auch nach seinen „Fähigkeiten und Neigungen", die einer repräsentativen Stellung in Europa widerstrebten, für eine praktische Tätigkeit auf afrikanischen Gebiete, insbesondere für die Verwaltung im Innern und für die Organisation eines wirtschaftlichen Betriebes geschaffenf). Peters da¬ gegen hatte nach Pfeils Meinung „in allen Dingen, die sich auf unsere praktische Tätigkeit in den neuerworbenen Ländern bezogen, damals nicht weniger als alles zu lernen"; weshalb ihn auch das Mißgeschick verfolgte, daß „alles, was *) Pfeil S0, 61, **) Peters 60 ff. ***) Pfeil 72. f) Ebenda 60, 59. MS,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/119>, abgerufen am 27.07.2024.