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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Peters und Pfeil

Stellung des Kolonialvereins zu einer aktiven Kolonialpoliti! an die Erfüllung
dieses Gedankens geglaubt haben will.

Wie dem auch sei, der Streit um diese letzte, scheinbar leichteste und
schließlich doch ungelöste Aufgabe ermöglichte Peters die Durchführung der
ersteren. In einer Abendversammlung der "Gesellschaft für deutsche Koloni¬
sation", am 19. August 1884. hatte er es verstanden, die für eine Expedition
nötigen Gelder flüssig zu machen. Als Teilnehmer der Versammlung ist selbst
Graf Joachim Pfeil (geboren 1859 zu Neurode in Schlesien), sicher kein vor¬
eingenommener Bewunderer von Peters, noch heute voller Lob über die Ge-
schicklichkeit, mit der Peters das durch schamlose Preßartikel mißtrauisch gemachte
Publikum für seinen Plan gewonnen habe, noch dazu "nur auf die Sicherheit"
der Expeditionsteilnehmer, da andere Garantien nicht gestellt werden konnten.
Ausschließlich und rückhaltlos erkennt er daher noch heute Peters das Verdienst
zu, den in ihm verkörperten Willen der von der Gesellschaft bestimmten drei
Expeditionsmitglieder, Peters, Pfeil und Jühlke, seinen Zuhörern so aufgedrückt
zu haben, daß sie sich bewegen ließen, einer Gruppe von jungen Leuten, von
denen sich noch keiner in irgendwelcher hervorragenden Weise ausgezeichnet hatte,
Gelder zur Verwendung für ein mindestens waghalsig erscheinendes Unternehmen
anzuvertrauen. Wenn Peters dagegen seinen Expeditionskameraden Pfeil an der
Hetze beteiligt glaubt, die von der oppositionellen Minorität der Gesellschaft
angeblich aus Haß gegen seine Person in Verbindung mit der linksliberalen
Presse (besonders im August und September 1884) in der Absicht unternommen
worden sei, die Arbeit der (weil Graf Behr dabei war) "reaktionär" genannten
Gesellschaft "pöbelhaft, um nicht zu sagen knotig" zu verhöhnen und zu dis¬
kreditieren und dadurch "womöglich das Ausland zu warnen, uns auf die
Finger zu sehen" *) -- so entbehrt diese Unterstellung gleich seinen anderen An¬
griffen auf Pfeils "illoyale" Haltung nicht nur jeder tatsächlichen, sondern schon
jeder psychologischen Begründung, wie Graf Pfeil in seinem angegebenen Buche
unwiderleglich bewiesen hat. . .

Durch einen Aufruf, der in dem unzweideutigen Satze gipfelte: "JederDeutsche,
dem ein Herz für die Größe und die Ehre unserer Nation schlägt, ist aufgefordert
unserer Gesellschaft beizutreten; es gilt, das Versäumnis von Jahrhunderten gutzu¬
machen, der Welt zu beweisen, daß das deutsche Volk mit der alten Reichsherrlichkeit
auch den alten deutschnationalen Geist der Väter überkommen hati"**), durch diesen
Aufruf gelang es Peters, trotz aller Schwierigkeiten, in drei bis vier Wochen
das zu erreichen, was u. a. Bennigsen für eine Unmöglichkeit erklärt hatte*""),
nämlich die Aufbringung eines Kapitals von 65 000 Mark, das bald auf drei,
später vier Millionen anwuchsf). Und dies schien genug für die ersten Er-






*) Gründung 47.
**) Ebenda 45.
Ebenda 50.
1) Die Zahlen siehe bei Busse 253 und bei Wagner 21, dazu Fabri, 5 Jahre deutscher
Kolomalpolitik (Gotha 1889) S, 9, 36. Die Finanzierung, der Kompagnie war eine Nach-
Peters und Pfeil

Stellung des Kolonialvereins zu einer aktiven Kolonialpoliti! an die Erfüllung
dieses Gedankens geglaubt haben will.

Wie dem auch sei, der Streit um diese letzte, scheinbar leichteste und
schließlich doch ungelöste Aufgabe ermöglichte Peters die Durchführung der
ersteren. In einer Abendversammlung der „Gesellschaft für deutsche Koloni¬
sation", am 19. August 1884. hatte er es verstanden, die für eine Expedition
nötigen Gelder flüssig zu machen. Als Teilnehmer der Versammlung ist selbst
Graf Joachim Pfeil (geboren 1859 zu Neurode in Schlesien), sicher kein vor¬
eingenommener Bewunderer von Peters, noch heute voller Lob über die Ge-
schicklichkeit, mit der Peters das durch schamlose Preßartikel mißtrauisch gemachte
Publikum für seinen Plan gewonnen habe, noch dazu „nur auf die Sicherheit"
der Expeditionsteilnehmer, da andere Garantien nicht gestellt werden konnten.
Ausschließlich und rückhaltlos erkennt er daher noch heute Peters das Verdienst
zu, den in ihm verkörperten Willen der von der Gesellschaft bestimmten drei
Expeditionsmitglieder, Peters, Pfeil und Jühlke, seinen Zuhörern so aufgedrückt
zu haben, daß sie sich bewegen ließen, einer Gruppe von jungen Leuten, von
denen sich noch keiner in irgendwelcher hervorragenden Weise ausgezeichnet hatte,
Gelder zur Verwendung für ein mindestens waghalsig erscheinendes Unternehmen
anzuvertrauen. Wenn Peters dagegen seinen Expeditionskameraden Pfeil an der
Hetze beteiligt glaubt, die von der oppositionellen Minorität der Gesellschaft
angeblich aus Haß gegen seine Person in Verbindung mit der linksliberalen
Presse (besonders im August und September 1884) in der Absicht unternommen
worden sei, die Arbeit der (weil Graf Behr dabei war) „reaktionär" genannten
Gesellschaft „pöbelhaft, um nicht zu sagen knotig" zu verhöhnen und zu dis¬
kreditieren und dadurch „womöglich das Ausland zu warnen, uns auf die
Finger zu sehen" *) — so entbehrt diese Unterstellung gleich seinen anderen An¬
griffen auf Pfeils „illoyale" Haltung nicht nur jeder tatsächlichen, sondern schon
jeder psychologischen Begründung, wie Graf Pfeil in seinem angegebenen Buche
unwiderleglich bewiesen hat. . .

Durch einen Aufruf, der in dem unzweideutigen Satze gipfelte: „JederDeutsche,
dem ein Herz für die Größe und die Ehre unserer Nation schlägt, ist aufgefordert
unserer Gesellschaft beizutreten; es gilt, das Versäumnis von Jahrhunderten gutzu¬
machen, der Welt zu beweisen, daß das deutsche Volk mit der alten Reichsherrlichkeit
auch den alten deutschnationalen Geist der Väter überkommen hati"**), durch diesen
Aufruf gelang es Peters, trotz aller Schwierigkeiten, in drei bis vier Wochen
das zu erreichen, was u. a. Bennigsen für eine Unmöglichkeit erklärt hatte*""),
nämlich die Aufbringung eines Kapitals von 65 000 Mark, das bald auf drei,
später vier Millionen anwuchsf). Und dies schien genug für die ersten Er-






*) Gründung 47.
**) Ebenda 45.
Ebenda 50.
1) Die Zahlen siehe bei Busse 253 und bei Wagner 21, dazu Fabri, 5 Jahre deutscher
Kolomalpolitik (Gotha 1889) S, 9, 36. Die Finanzierung, der Kompagnie war eine Nach-
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/114>, abgerufen am 01.09.2024.