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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Peters und Pfeil,
die Begründer von Deutsch - Gstafrika
von Maximilian von Hagen

> eutsch-Ostafrika wurde erworben von einer Gesellschaft, deren
Gründung auf die Initiative von Dr. Carl Peters zurückgeht*).
Eines Pfarrers Sohn, geboren 1856 in Neuhaus a. E., war
Peters nach unbefriedigender Studien nach England gegangen,
> wo er sich für den Imperialismus begeisterte. Im Winter 1883
kehrte er von dort nach Berlin zurück, um den, wie er glaubte**), weltpolitischen
Monient einer Eroberung Afrikas für Deutschland auszunutzen. Dabei brachte
er die Buren, die eben erst über die Engländer gesiegt hatten und mit deren
Führern er auch während ihrer Berliner Anwesenheit im Sommer 1884 Be¬
ziehungen anknüpfte***), für seine kolonialpolitische Rechnung in Anschlag. Er
legte daher der Regierung ein vom Sambesi ausgehendes Kolonisationsprojekt
vor, das "den dunklen Weltteil nach Norden und nach Süden aufrollen" wollte.
Freilich fand er damit nicht nur hier, sondern auch beim Kolonialverein, dessen
"praktische Wertlosigkeit" für seine Pläne sich bald erwies, wenig Ver¬
ständniss). Darauf faßte er nach umfangreicher literarischer Propaganda¬
tätigkeit bei Gelegenheit der Feier von Kaisers Geburtstag (22. März 1884)
in Verbindung mit dem kaiserlichen Kammerherrn, Grafen Behr-Bandelin, die






') Quellen und Literatur: Peters, Die Gründung von Deutsch-Ostafrika, Berlin 190S
Wie Deutsch-Ostafrika entstand (Voigtländers Quellenbücher 37), Leipzig 19t2; "Deutsch-
national", Kolonialpolitische Aufsätze, Berlin 1887. Pfeil, Zur Erwerbung von Deutsch-
Ostafrikn, Berlin 1907. Auch Lange, Reines Deutschtum, Berlin 1904, S. 261 ff. I. Wagner,
Deutsch-Ostafrika, Geschichte der Gesellschaft für deutsche Kolonisation, Berlin 1883. Busse,
Die Begründung der deutschen Machtstellung in Deutsch-Ostafrika, Preußische Jahrbücher 63
(183S>, 283 ff.
*") Gründung 33.
Wagner 22.
f) Gründung 36.


Peters und Pfeil,
die Begründer von Deutsch - Gstafrika
von Maximilian von Hagen

> eutsch-Ostafrika wurde erworben von einer Gesellschaft, deren
Gründung auf die Initiative von Dr. Carl Peters zurückgeht*).
Eines Pfarrers Sohn, geboren 1856 in Neuhaus a. E., war
Peters nach unbefriedigender Studien nach England gegangen,
> wo er sich für den Imperialismus begeisterte. Im Winter 1883
kehrte er von dort nach Berlin zurück, um den, wie er glaubte**), weltpolitischen
Monient einer Eroberung Afrikas für Deutschland auszunutzen. Dabei brachte
er die Buren, die eben erst über die Engländer gesiegt hatten und mit deren
Führern er auch während ihrer Berliner Anwesenheit im Sommer 1884 Be¬
ziehungen anknüpfte***), für seine kolonialpolitische Rechnung in Anschlag. Er
legte daher der Regierung ein vom Sambesi ausgehendes Kolonisationsprojekt
vor, das „den dunklen Weltteil nach Norden und nach Süden aufrollen" wollte.
Freilich fand er damit nicht nur hier, sondern auch beim Kolonialverein, dessen
„praktische Wertlosigkeit" für seine Pläne sich bald erwies, wenig Ver¬
ständniss). Darauf faßte er nach umfangreicher literarischer Propaganda¬
tätigkeit bei Gelegenheit der Feier von Kaisers Geburtstag (22. März 1884)
in Verbindung mit dem kaiserlichen Kammerherrn, Grafen Behr-Bandelin, die






') Quellen und Literatur: Peters, Die Gründung von Deutsch-Ostafrika, Berlin 190S
Wie Deutsch-Ostafrika entstand (Voigtländers Quellenbücher 37), Leipzig 19t2; „Deutsch-
national", Kolonialpolitische Aufsätze, Berlin 1887. Pfeil, Zur Erwerbung von Deutsch-
Ostafrikn, Berlin 1907. Auch Lange, Reines Deutschtum, Berlin 1904, S. 261 ff. I. Wagner,
Deutsch-Ostafrika, Geschichte der Gesellschaft für deutsche Kolonisation, Berlin 1883. Busse,
Die Begründung der deutschen Machtstellung in Deutsch-Ostafrika, Preußische Jahrbücher 63
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[0112] [Abbildung] Peters und Pfeil, die Begründer von Deutsch - Gstafrika von Maximilian von Hagen > eutsch-Ostafrika wurde erworben von einer Gesellschaft, deren Gründung auf die Initiative von Dr. Carl Peters zurückgeht*). Eines Pfarrers Sohn, geboren 1856 in Neuhaus a. E., war Peters nach unbefriedigender Studien nach England gegangen, > wo er sich für den Imperialismus begeisterte. Im Winter 1883 kehrte er von dort nach Berlin zurück, um den, wie er glaubte**), weltpolitischen Monient einer Eroberung Afrikas für Deutschland auszunutzen. Dabei brachte er die Buren, die eben erst über die Engländer gesiegt hatten und mit deren Führern er auch während ihrer Berliner Anwesenheit im Sommer 1884 Be¬ ziehungen anknüpfte***), für seine kolonialpolitische Rechnung in Anschlag. Er legte daher der Regierung ein vom Sambesi ausgehendes Kolonisationsprojekt vor, das „den dunklen Weltteil nach Norden und nach Süden aufrollen" wollte. Freilich fand er damit nicht nur hier, sondern auch beim Kolonialverein, dessen „praktische Wertlosigkeit" für seine Pläne sich bald erwies, wenig Ver¬ ständniss). Darauf faßte er nach umfangreicher literarischer Propaganda¬ tätigkeit bei Gelegenheit der Feier von Kaisers Geburtstag (22. März 1884) in Verbindung mit dem kaiserlichen Kammerherrn, Grafen Behr-Bandelin, die ') Quellen und Literatur: Peters, Die Gründung von Deutsch-Ostafrika, Berlin 190S Wie Deutsch-Ostafrika entstand (Voigtländers Quellenbücher 37), Leipzig 19t2; „Deutsch- national", Kolonialpolitische Aufsätze, Berlin 1887. Pfeil, Zur Erwerbung von Deutsch- Ostafrikn, Berlin 1907. Auch Lange, Reines Deutschtum, Berlin 1904, S. 261 ff. I. Wagner, Deutsch-Ostafrika, Geschichte der Gesellschaft für deutsche Kolonisation, Berlin 1883. Busse, Die Begründung der deutschen Machtstellung in Deutsch-Ostafrika, Preußische Jahrbücher 63 (183S>, 283 ff. *") Gründung 33. Wagner 22. f) Gründung 36.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/112>, abgerufen am 27.07.2024.