Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.wisby nahm Lübecks Flotte am 15, Juli 1534 Kopenhagen und besetzte die dänischen Der gefährlichste der Feinde Lübecks war "der alte Seelöwe" Sorau wisby nahm Lübecks Flotte am 15, Juli 1534 Kopenhagen und besetzte die dänischen Der gefährlichste der Feinde Lübecks war „der alte Seelöwe" Sorau <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0572" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328672"/> <fw type="header" place="top"> wisby</fw><lb/> <p xml:id="ID_2299" prev="#ID_2298"> nahm Lübecks Flotte am 15, Juli 1534 Kopenhagen und besetzte die dänischen<lb/> Inseln. Damals schrieb Wischer Bürgertrutz an die Kopenhagener Rathanstür<lb/> die stolzen Worte, die ein Zufall dem Mischen Chronisten Hans Reckeman<lb/> zugetragen hat.</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_40" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_2300" next="#ID_2301"> Der gefährlichste der Feinde Lübecks war „der alte Seelöwe" Sorau<lb/> Norby, der als von Christian dem Zweiten bestellter Hauptmann auf Wisborg<lb/> Stoll saß und „dessen Gesundheit es erforderte, in den Kramkisten der Lübecker<lb/> zu wühlen und an ihren Kräutersäcken zu riechen." Die Schädigung der indischen<lb/> Seefahrt muß ungeheuer gewesen sein. Denn Kork Wibbekink, ein Wischer<lb/> Ratsherr, war 1525 nach Gotland geschickt worden, mit dem Auftrage, Norby<lb/> unschädlich zu macheu. Wisby wurde, uach des Chronisten Bericht, mit Gewalt<lb/> erobert und der nördliche Teil der Stadt zerstört. Damals fiel als erste der<lb/> schönen Kirchen Wisbys der Dominikaner Kloster und Kirche zu Se. Nikolai<lb/> der Zerstörung anheim. Severin Norby wurde „wyckhafftych", und den Lübeckern<lb/> wurde vom Könige Friedrich dem Ersten der Besitz Gotlands mit Wisby und<lb/> Wisborg Stoll auf vier Jahre übertragen. Es kam aber schließlich an Däne¬<lb/> mark, und Lübeck wurde mit dem Besitz Bornholms auf fünfzig Jahre ent¬<lb/> schädigt. Schweden gab aber seine Rechte an der Insel nicht auf und ver¬<lb/> suchte immer wieder, sich ihrer zu bemächtigen. Im Stettiner Frieden, der<lb/> 1570 den nordischen siebenjährigen Krieg zwischen Schweden und Dänemark<lb/> beendete, wurde Gotland letzteren: zugesprochen. Aber nicht gar zu lauge sollte<lb/> es sich seines Besitzes freuen. Denn der für Dänemark ungünstige Friede von<lb/> Brömsebro vom Jahre 1645, der dieses Land an die zweite Stelle der nordischen<lb/> Reiche hiuaborückte, gab Gotland für immer der schwedischen Krone wieder.<lb/> Nur zweimal noch sah der Goten Insel vorübergehend Fremde als Herren.<lb/> Schweden war als Verbündeter Ludwigs des Vierzehnten im zweiten Raub¬<lb/> kriege vom Großen Kurfürsten 1675 bei Fehrbellin geschlagen worden. Zwar<lb/> ging Schweden aus dem unglücklichen Kriege mit Brandenburg und Dänemark<lb/> ohne wesentliche Einbuße an Land hervor, mußte aber zusehen, wie nach der Nieder¬<lb/> lage des schwedischen Admirals Heinrich Horn im Jahre 1676 der dänische Ad¬<lb/> miral Ricks Incl Wisby beschoß, es eroberte und es bis 1679 besetzt hielt.<lb/> Wahrscheinlich bei ihrem Abzüge sprengten die Dänen das feste Schloß Wisborg<lb/> in die Luft. Um diese Zeit mögen auch die Kirchen Wisbys zu verfallen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0572]
wisby
nahm Lübecks Flotte am 15, Juli 1534 Kopenhagen und besetzte die dänischen
Inseln. Damals schrieb Wischer Bürgertrutz an die Kopenhagener Rathanstür
die stolzen Worte, die ein Zufall dem Mischen Chronisten Hans Reckeman
zugetragen hat.
Der gefährlichste der Feinde Lübecks war „der alte Seelöwe" Sorau
Norby, der als von Christian dem Zweiten bestellter Hauptmann auf Wisborg
Stoll saß und „dessen Gesundheit es erforderte, in den Kramkisten der Lübecker
zu wühlen und an ihren Kräutersäcken zu riechen." Die Schädigung der indischen
Seefahrt muß ungeheuer gewesen sein. Denn Kork Wibbekink, ein Wischer
Ratsherr, war 1525 nach Gotland geschickt worden, mit dem Auftrage, Norby
unschädlich zu macheu. Wisby wurde, uach des Chronisten Bericht, mit Gewalt
erobert und der nördliche Teil der Stadt zerstört. Damals fiel als erste der
schönen Kirchen Wisbys der Dominikaner Kloster und Kirche zu Se. Nikolai
der Zerstörung anheim. Severin Norby wurde „wyckhafftych", und den Lübeckern
wurde vom Könige Friedrich dem Ersten der Besitz Gotlands mit Wisby und
Wisborg Stoll auf vier Jahre übertragen. Es kam aber schließlich an Däne¬
mark, und Lübeck wurde mit dem Besitz Bornholms auf fünfzig Jahre ent¬
schädigt. Schweden gab aber seine Rechte an der Insel nicht auf und ver¬
suchte immer wieder, sich ihrer zu bemächtigen. Im Stettiner Frieden, der
1570 den nordischen siebenjährigen Krieg zwischen Schweden und Dänemark
beendete, wurde Gotland letzteren: zugesprochen. Aber nicht gar zu lauge sollte
es sich seines Besitzes freuen. Denn der für Dänemark ungünstige Friede von
Brömsebro vom Jahre 1645, der dieses Land an die zweite Stelle der nordischen
Reiche hiuaborückte, gab Gotland für immer der schwedischen Krone wieder.
Nur zweimal noch sah der Goten Insel vorübergehend Fremde als Herren.
Schweden war als Verbündeter Ludwigs des Vierzehnten im zweiten Raub¬
kriege vom Großen Kurfürsten 1675 bei Fehrbellin geschlagen worden. Zwar
ging Schweden aus dem unglücklichen Kriege mit Brandenburg und Dänemark
ohne wesentliche Einbuße an Land hervor, mußte aber zusehen, wie nach der Nieder¬
lage des schwedischen Admirals Heinrich Horn im Jahre 1676 der dänische Ad¬
miral Ricks Incl Wisby beschoß, es eroberte und es bis 1679 besetzt hielt.
Wahrscheinlich bei ihrem Abzüge sprengten die Dänen das feste Schloß Wisborg
in die Luft. Um diese Zeit mögen auch die Kirchen Wisbys zu verfallen
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