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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.

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über diesen Mann den Stab brechen, auch wenn sie verstehen, wie Barrels zu
seinem Werk und zu seinen Anschauungen gelangt ist. Nicht dieses Verstehen
aber entscheidet, sondern die absolute Wahrheit,

Und diese absolute Wahrheit, soweit sie unter Menschen möglich ist, wäre
für die Dichtung und ihre Verwaltung zu erreichen gewesen, wenn Bartels
seinen Gedanken, im Anschluß an das Leben und Schaffen Goethes in die
Weltliteratur einzuführen, sinnentsprechend ausgeführt hätte. Dazu wäre er
freilich seiner Anlagen und Arbeitsart wegen, die sich von: bloßen Stoff nicht
zu befreien vermögen, unfähig gewesen. Ein wirklich großes und einzigartiges
Werk wäre entstanden, wenn hätte gezeigt werden können, wie die Weltliteratur
-- soweit sie an Stoff zu Goethes Zeiten vorlag und Goethe nahetrat -- von
Goethe erlebt ward, wie Goethe dies "Nacherlebnis" fruchtbar verwendete,
wie die Weltliteratur sich in Goethes Persönlichkeit wiederspiegelte und wie sie
im einzelnen mit dem Sein und Schaffen Goethes zu vergleichen ist! Solche
"Einführung" in die Weltliteratur böte jene als Ideal und Ziel von der
Literaturwissenschaft ersehnte Synthese dar: alle Dichtung der Welt in einer
Seele, in einer universalen Seele deutschen Wesens wie in einer konzentrischen
Linse aufgefangen!




Wisby
Lin Beitrag zur Geschichte der Stadt und ihres Handels
Dr. Richard Winter von

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Wachten das weströmische Kaiserreich unter dem Ansturm der Ger¬
manenscharen vernichtet worden war, sank Rom zur Provinzialstadt
herab, und Konstantinopel, das den unmittelbaren Zusammenhang
mit der Kultur des Altertums bis an die Schwelle der Neuzeit
bewahrt hat, trat das Erbe Roms auch als Handelsstadt an.
Vom goldenen Horn führten zwei Handelsstraßen nach Europa, die eine west¬
wärts nach Italien, Frankreich, Spanien und weiter hinaus, die andere ostwärts
nach dem Schwarzen Meere. Da fahren mit ihren leichten Schiffchen die
griechischen Händler den Dujepr hinauf. Etwa in der Nähe des heutigen
Smolensk ziehen sie diese aus dem Wasser und tragen sie über die nicht
100 Kilometer breite Wasserscheide zwischen Dujepr und Dura. Etwa bei
Witebsk (ki^i lassen sie ihre Barken wieder zu Wasser in die Dura,


wisby

über diesen Mann den Stab brechen, auch wenn sie verstehen, wie Barrels zu
seinem Werk und zu seinen Anschauungen gelangt ist. Nicht dieses Verstehen
aber entscheidet, sondern die absolute Wahrheit,

Und diese absolute Wahrheit, soweit sie unter Menschen möglich ist, wäre
für die Dichtung und ihre Verwaltung zu erreichen gewesen, wenn Bartels
seinen Gedanken, im Anschluß an das Leben und Schaffen Goethes in die
Weltliteratur einzuführen, sinnentsprechend ausgeführt hätte. Dazu wäre er
freilich seiner Anlagen und Arbeitsart wegen, die sich von: bloßen Stoff nicht
zu befreien vermögen, unfähig gewesen. Ein wirklich großes und einzigartiges
Werk wäre entstanden, wenn hätte gezeigt werden können, wie die Weltliteratur
— soweit sie an Stoff zu Goethes Zeiten vorlag und Goethe nahetrat — von
Goethe erlebt ward, wie Goethe dies „Nacherlebnis" fruchtbar verwendete,
wie die Weltliteratur sich in Goethes Persönlichkeit wiederspiegelte und wie sie
im einzelnen mit dem Sein und Schaffen Goethes zu vergleichen ist! Solche
„Einführung" in die Weltliteratur böte jene als Ideal und Ziel von der
Literaturwissenschaft ersehnte Synthese dar: alle Dichtung der Welt in einer
Seele, in einer universalen Seele deutschen Wesens wie in einer konzentrischen
Linse aufgefangen!




Wisby
Lin Beitrag zur Geschichte der Stadt und ihres Handels
Dr. Richard Winter von

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Wachten das weströmische Kaiserreich unter dem Ansturm der Ger¬
manenscharen vernichtet worden war, sank Rom zur Provinzialstadt
herab, und Konstantinopel, das den unmittelbaren Zusammenhang
mit der Kultur des Altertums bis an die Schwelle der Neuzeit
bewahrt hat, trat das Erbe Roms auch als Handelsstadt an.
Vom goldenen Horn führten zwei Handelsstraßen nach Europa, die eine west¬
wärts nach Italien, Frankreich, Spanien und weiter hinaus, die andere ostwärts
nach dem Schwarzen Meere. Da fahren mit ihren leichten Schiffchen die
griechischen Händler den Dujepr hinauf. Etwa in der Nähe des heutigen
Smolensk ziehen sie diese aus dem Wasser und tragen sie über die nicht
100 Kilometer breite Wasserscheide zwischen Dujepr und Dura. Etwa bei
Witebsk (ki^i lassen sie ihre Barken wieder zu Wasser in die Dura,


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[0565] wisby über diesen Mann den Stab brechen, auch wenn sie verstehen, wie Barrels zu seinem Werk und zu seinen Anschauungen gelangt ist. Nicht dieses Verstehen aber entscheidet, sondern die absolute Wahrheit, Und diese absolute Wahrheit, soweit sie unter Menschen möglich ist, wäre für die Dichtung und ihre Verwaltung zu erreichen gewesen, wenn Bartels seinen Gedanken, im Anschluß an das Leben und Schaffen Goethes in die Weltliteratur einzuführen, sinnentsprechend ausgeführt hätte. Dazu wäre er freilich seiner Anlagen und Arbeitsart wegen, die sich von: bloßen Stoff nicht zu befreien vermögen, unfähig gewesen. Ein wirklich großes und einzigartiges Werk wäre entstanden, wenn hätte gezeigt werden können, wie die Weltliteratur — soweit sie an Stoff zu Goethes Zeiten vorlag und Goethe nahetrat — von Goethe erlebt ward, wie Goethe dies „Nacherlebnis" fruchtbar verwendete, wie die Weltliteratur sich in Goethes Persönlichkeit wiederspiegelte und wie sie im einzelnen mit dem Sein und Schaffen Goethes zu vergleichen ist! Solche „Einführung" in die Weltliteratur böte jene als Ideal und Ziel von der Literaturwissenschaft ersehnte Synthese dar: alle Dichtung der Welt in einer Seele, in einer universalen Seele deutschen Wesens wie in einer konzentrischen Linse aufgefangen! Wisby Lin Beitrag zur Geschichte der Stadt und ihres Handels Dr. Richard Winter von A^M de?Q55> U/W R-HM> Wachten das weströmische Kaiserreich unter dem Ansturm der Ger¬ manenscharen vernichtet worden war, sank Rom zur Provinzialstadt herab, und Konstantinopel, das den unmittelbaren Zusammenhang mit der Kultur des Altertums bis an die Schwelle der Neuzeit bewahrt hat, trat das Erbe Roms auch als Handelsstadt an. Vom goldenen Horn führten zwei Handelsstraßen nach Europa, die eine west¬ wärts nach Italien, Frankreich, Spanien und weiter hinaus, die andere ostwärts nach dem Schwarzen Meere. Da fahren mit ihren leichten Schiffchen die griechischen Händler den Dujepr hinauf. Etwa in der Nähe des heutigen Smolensk ziehen sie diese aus dem Wasser und tragen sie über die nicht 100 Kilometer breite Wasserscheide zwischen Dujepr und Dura. Etwa bei Witebsk (ki^i lassen sie ihre Barken wieder zu Wasser in die Dura,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328099/565>, abgerufen am 24.07.2024.