Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Vererbung beim Menschen

Erberscheinungen, die jene Anomalie dem Beobachter darbietet. Es sind dies:
das etwa zehnmal häufigere Erkranken von Männern gegenüber den Frauen;
die Gesundheit aller Kinder farbenblinder Bäter und gesunder Mütter, die Er¬
krankung der Enkel-Tochter-Söhne farbenblinder Großväter. Die Erkrankung
sämtlicher Söhne farbenblinder Mütter, während deren Töchter sämtlich gesund
sind. Ein schematischer Stammbaum gewinnt für diesen Fall der geschlechts¬
mäßigen Vererbung folgende Gestalt.



Aus Ehen mit drei normalen Sexualgenen entstammen nur normale
Kinder (1); ebenso sind die Kinder eines farbenblinden Mannes mit einer ge¬
sunden Frau (2) persönlich alle gesund. Die halbe Dosis, das eine normale
Sexualgen, reicht nicht hin, um bei Anwesenheit eines zweiten normalen die
Töchter erkranken zu lassen. Die Söhne aber besitzen überhaupt nur eine
normale 3-Erbeinheit von ihrer normalen Mutter her. Heiratet indes eine
solche Tochter des farbenblinden Vaters (3) einen Gesunden, so find zwar die
dieser Ehe entsprießenden Enkeltöchter wieder alle gesund, die Enkelsöhne aber
nur zur Hälfte, denn die Hälfte der Söhne wird zu Männern durch das
anormale Sexualgen ihrer Mutter. Heiratet sie gar einen farbenblinden
Mann (4), dann müssen die Hälfte der Enkel, Knaben wie Mädchen, erkranken.
Farbenblinde Frauen sind mithin stets Töchter farbenblinder Männer. Aus
der Ehe einer farbenblinden Frau mit einem gesunden Mann (5) gehen aus¬
schließlich farbenblinde Söhne und ausschließlich gesunde Mädchen hervor. Zwei
farbenblinde Ehegatten können nur stets farbenblinde Kinder erzeugen. Einen
hübschen Fall von Vererbung der Not - grün - Blindheit veröffentlichte Nagel:


Grenzboten II 1914 20
Vererbung beim Menschen

Erberscheinungen, die jene Anomalie dem Beobachter darbietet. Es sind dies:
das etwa zehnmal häufigere Erkranken von Männern gegenüber den Frauen;
die Gesundheit aller Kinder farbenblinder Bäter und gesunder Mütter, die Er¬
krankung der Enkel-Tochter-Söhne farbenblinder Großväter. Die Erkrankung
sämtlicher Söhne farbenblinder Mütter, während deren Töchter sämtlich gesund
sind. Ein schematischer Stammbaum gewinnt für diesen Fall der geschlechts¬
mäßigen Vererbung folgende Gestalt.



Aus Ehen mit drei normalen Sexualgenen entstammen nur normale
Kinder (1); ebenso sind die Kinder eines farbenblinden Mannes mit einer ge¬
sunden Frau (2) persönlich alle gesund. Die halbe Dosis, das eine normale
Sexualgen, reicht nicht hin, um bei Anwesenheit eines zweiten normalen die
Töchter erkranken zu lassen. Die Söhne aber besitzen überhaupt nur eine
normale 3-Erbeinheit von ihrer normalen Mutter her. Heiratet indes eine
solche Tochter des farbenblinden Vaters (3) einen Gesunden, so find zwar die
dieser Ehe entsprießenden Enkeltöchter wieder alle gesund, die Enkelsöhne aber
nur zur Hälfte, denn die Hälfte der Söhne wird zu Männern durch das
anormale Sexualgen ihrer Mutter. Heiratet sie gar einen farbenblinden
Mann (4), dann müssen die Hälfte der Enkel, Knaben wie Mädchen, erkranken.
Farbenblinde Frauen sind mithin stets Töchter farbenblinder Männer. Aus
der Ehe einer farbenblinden Frau mit einem gesunden Mann (5) gehen aus¬
schließlich farbenblinde Söhne und ausschließlich gesunde Mädchen hervor. Zwei
farbenblinde Ehegatten können nur stets farbenblinde Kinder erzeugen. Einen
hübschen Fall von Vererbung der Not - grün - Blindheit veröffentlichte Nagel:


Grenzboten II 1914 20
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0317" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328417"/>
          <fw type="header" place="top"> Vererbung beim Menschen</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1329" prev="#ID_1328"> Erberscheinungen, die jene Anomalie dem Beobachter darbietet. Es sind dies:<lb/>
das etwa zehnmal häufigere Erkranken von Männern gegenüber den Frauen;<lb/>
die Gesundheit aller Kinder farbenblinder Bäter und gesunder Mütter, die Er¬<lb/>
krankung der Enkel-Tochter-Söhne farbenblinder Großväter. Die Erkrankung<lb/>
sämtlicher Söhne farbenblinder Mütter, während deren Töchter sämtlich gesund<lb/>
sind. Ein schematischer Stammbaum gewinnt für diesen Fall der geschlechts¬<lb/>
mäßigen Vererbung folgende Gestalt.</p><lb/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_328099/figures/grenzboten_341899_328099_328417_003.jpg"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1330"> Aus Ehen mit drei normalen Sexualgenen entstammen nur normale<lb/>
Kinder (1); ebenso sind die Kinder eines farbenblinden Mannes mit einer ge¬<lb/>
sunden Frau (2) persönlich alle gesund. Die halbe Dosis, das eine normale<lb/>
Sexualgen, reicht nicht hin, um bei Anwesenheit eines zweiten normalen die<lb/>
Töchter erkranken zu lassen. Die Söhne aber besitzen überhaupt nur eine<lb/>
normale 3-Erbeinheit von ihrer normalen Mutter her. Heiratet indes eine<lb/>
solche Tochter des farbenblinden Vaters (3) einen Gesunden, so find zwar die<lb/>
dieser Ehe entsprießenden Enkeltöchter wieder alle gesund, die Enkelsöhne aber<lb/>
nur zur Hälfte, denn die Hälfte der Söhne wird zu Männern durch das<lb/>
anormale Sexualgen ihrer Mutter. Heiratet sie gar einen farbenblinden<lb/>
Mann (4), dann müssen die Hälfte der Enkel, Knaben wie Mädchen, erkranken.<lb/>
Farbenblinde Frauen sind mithin stets Töchter farbenblinder Männer. Aus<lb/>
der Ehe einer farbenblinden Frau mit einem gesunden Mann (5) gehen aus¬<lb/>
schließlich farbenblinde Söhne und ausschließlich gesunde Mädchen hervor. Zwei<lb/>
farbenblinde Ehegatten können nur stets farbenblinde Kinder erzeugen. Einen<lb/>
hübschen Fall von Vererbung der Not - grün - Blindheit veröffentlichte Nagel:</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1914 20</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0317] Vererbung beim Menschen Erberscheinungen, die jene Anomalie dem Beobachter darbietet. Es sind dies: das etwa zehnmal häufigere Erkranken von Männern gegenüber den Frauen; die Gesundheit aller Kinder farbenblinder Bäter und gesunder Mütter, die Er¬ krankung der Enkel-Tochter-Söhne farbenblinder Großväter. Die Erkrankung sämtlicher Söhne farbenblinder Mütter, während deren Töchter sämtlich gesund sind. Ein schematischer Stammbaum gewinnt für diesen Fall der geschlechts¬ mäßigen Vererbung folgende Gestalt. [Abbildung] Aus Ehen mit drei normalen Sexualgenen entstammen nur normale Kinder (1); ebenso sind die Kinder eines farbenblinden Mannes mit einer ge¬ sunden Frau (2) persönlich alle gesund. Die halbe Dosis, das eine normale Sexualgen, reicht nicht hin, um bei Anwesenheit eines zweiten normalen die Töchter erkranken zu lassen. Die Söhne aber besitzen überhaupt nur eine normale 3-Erbeinheit von ihrer normalen Mutter her. Heiratet indes eine solche Tochter des farbenblinden Vaters (3) einen Gesunden, so find zwar die dieser Ehe entsprießenden Enkeltöchter wieder alle gesund, die Enkelsöhne aber nur zur Hälfte, denn die Hälfte der Söhne wird zu Männern durch das anormale Sexualgen ihrer Mutter. Heiratet sie gar einen farbenblinden Mann (4), dann müssen die Hälfte der Enkel, Knaben wie Mädchen, erkranken. Farbenblinde Frauen sind mithin stets Töchter farbenblinder Männer. Aus der Ehe einer farbenblinden Frau mit einem gesunden Mann (5) gehen aus¬ schließlich farbenblinde Söhne und ausschließlich gesunde Mädchen hervor. Zwei farbenblinde Ehegatten können nur stets farbenblinde Kinder erzeugen. Einen hübschen Fall von Vererbung der Not - grün - Blindheit veröffentlichte Nagel: Grenzboten II 1914 20

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328099
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328099/317
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328099/317>, abgerufen am 27.06.2024.