Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Die Hexe von Mayen "Ich hoffe, daß Ihr zufrieden mit mir seid!" sagte Hans Adolf. "Alles "Eure Gnade wolle auch hier Barmherzigkeit üben!" bat der Abt. "Die "Es ist von wegen des Exempels!" meinte der Fürst nachdenklich und "Nun, werter Herr, wie geht es Eurer Tochter und dem Junker, den sie Hans Adolf lächelte ein wenig bei diesen Worten und die Stirn des "Eure Gnaden danke ich für gütige Nachfrage," erwiderte er steif. "So¬ "Und einen Schwiegersohn!" neckte der Herzog und der alte Herr richtete "Da sei Gott vor, da ich nicht gewillt bin, meine Tochter einem Papisten "Er muß zur lutherischen Lehre sich bekennen und ich werde sorgen, daß Er sah den Abt und den Pfarrer an, die, außer dem Franzosen, die einzigen "Fürstliche Gnade, dies ist wohl eine hübsche Geschichte, aber ich meine, Die Hexe von Mayen „Ich hoffe, daß Ihr zufrieden mit mir seid!" sagte Hans Adolf. „Alles „Eure Gnade wolle auch hier Barmherzigkeit üben!" bat der Abt. „Die „Es ist von wegen des Exempels!" meinte der Fürst nachdenklich und „Nun, werter Herr, wie geht es Eurer Tochter und dem Junker, den sie Hans Adolf lächelte ein wenig bei diesen Worten und die Stirn des „Eure Gnaden danke ich für gütige Nachfrage," erwiderte er steif. „So¬ „Und einen Schwiegersohn!" neckte der Herzog und der alte Herr richtete „Da sei Gott vor, da ich nicht gewillt bin, meine Tochter einem Papisten „Er muß zur lutherischen Lehre sich bekennen und ich werde sorgen, daß Er sah den Abt und den Pfarrer an, die, außer dem Franzosen, die einzigen „Fürstliche Gnade, dies ist wohl eine hübsche Geschichte, aber ich meine, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0568" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/328034"/> <fw type="header" place="top"> Die Hexe von Mayen</fw><lb/> <p xml:id="ID_2653"> „Ich hoffe, daß Ihr zufrieden mit mir seid!" sagte Hans Adolf. „Alles<lb/> Volk hier soll merken, daß wir keine Feinde sind und ihnen halfen gegen den<lb/> Franzen. Nur einen Wunsch habe ich: sagt mir, wo ich das Weib finden<lb/> kann, das mich betrog und dann meinen Söldnern entfloh. Sie muß mit<lb/> dem Höllischem im Bunde gewesen sein, aber sie lebt noch: und ich möchte sie<lb/> hängen sehen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_2654"> „Eure Gnade wolle auch hier Barmherzigkeit üben!" bat der Abt. „Die<lb/> Grill ist ein dummes Weib und sie ahnt nicht, daß sie ein großes Verbrechen<lb/> beging, indem sie spionierte auf beiden Seiten, und endlich auf die Seite des<lb/> Stadtschreibers ging. Er galt für sie als die Obrigkeit, die von Gott eingesetzt<lb/> ist, und er hatte ihre Kinder in der Gewalt. Ich bitte. Herr Herzog, laßt<lb/> dieses arme Weib leben, die verstörten Geistes geworden ist."</p><lb/> <p xml:id="ID_2655"> „Es ist von wegen des Exempels!" meinte der Fürst nachdenklich und<lb/> erhob sich dann ein wenig von seinem Sitz, da der Staatsrat von Sehestedt<lb/> mit mißvergnügter Miene eintrat, sich tief verbeugte und eine Anrede erwartete.</p><lb/> <p xml:id="ID_2656"> „Nun, werter Herr, wie geht es Eurer Tochter und dem Junker, den sie<lb/> so tapfer errettete?"</p><lb/> <p xml:id="ID_2657"> Hans Adolf lächelte ein wenig bei diesen Worten und die Stirn des<lb/> anderen färbte sich rot.</p><lb/> <p xml:id="ID_2658"> „Eure Gnaden danke ich für gütige Nachfrage," erwiderte er steif. „So¬<lb/> bald es sich tun läßt, werde ich gen Holstein reisen und meine Tochter mit<lb/> mir nehmen."</p><lb/> <p xml:id="ID_2659"> „Und einen Schwiegersohn!" neckte der Herzog und der alte Herr richtete<lb/> sich höher auf.</p><lb/> <p xml:id="ID_2660"> „Da sei Gott vor, da ich nicht gewillt bin, meine Tochter einem Papisten<lb/> zu geben, und er auch ganz ohne Geld und Gut ist!" -</p><lb/> <p xml:id="ID_2661"> „Er muß zur lutherischen Lehre sich bekennen und ich werde sorgen, daß<lb/> er ein Amt erhalte, das ihn ernährt. Gottes Tod, Herr von Sehestedt, Ihr<lb/> werdet dem Glück Eurer einzigen Tochter nicht im Wege stehen! Er hat ihr<lb/> das Leben gerettet, indem er sie aus der Stadt entkommen ließ, und nun tat<lb/> sie bei ihm dasselbe. Dies ist doch ein Fingerzeig des Höchsten, wie denn auch<lb/> der Umstand, daß in der Gartenmauer des Junkers ein Loch war, zum Ge¬<lb/> lingen des Werkes stark beigetragen hat! Nicht wahr, ihr Herren?"</p><lb/> <p xml:id="ID_2662"> Er sah den Abt und den Pfarrer an, die, außer dem Franzosen, die einzigen<lb/> waren, die noch im Saale waren. Der Oberst machte eine liebenswürdige Hand¬<lb/> bewegung, die alles sagen konnte, der Abt besann sich noch und nur der alte<lb/> schäbig gekleidete Pfarrer trat vor.</p><lb/> <p xml:id="ID_2663" next="#ID_2664"> „Fürstliche Gnade, dies ist wohl eine hübsche Geschichte, aber ich meine,<lb/> wenn jemand den Glauben wechseln soll, so ist es die Jungfrau. 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Die Hexe von Mayen
„Ich hoffe, daß Ihr zufrieden mit mir seid!" sagte Hans Adolf. „Alles
Volk hier soll merken, daß wir keine Feinde sind und ihnen halfen gegen den
Franzen. Nur einen Wunsch habe ich: sagt mir, wo ich das Weib finden
kann, das mich betrog und dann meinen Söldnern entfloh. Sie muß mit
dem Höllischem im Bunde gewesen sein, aber sie lebt noch: und ich möchte sie
hängen sehen!"
„Eure Gnade wolle auch hier Barmherzigkeit üben!" bat der Abt. „Die
Grill ist ein dummes Weib und sie ahnt nicht, daß sie ein großes Verbrechen
beging, indem sie spionierte auf beiden Seiten, und endlich auf die Seite des
Stadtschreibers ging. Er galt für sie als die Obrigkeit, die von Gott eingesetzt
ist, und er hatte ihre Kinder in der Gewalt. Ich bitte. Herr Herzog, laßt
dieses arme Weib leben, die verstörten Geistes geworden ist."
„Es ist von wegen des Exempels!" meinte der Fürst nachdenklich und
erhob sich dann ein wenig von seinem Sitz, da der Staatsrat von Sehestedt
mit mißvergnügter Miene eintrat, sich tief verbeugte und eine Anrede erwartete.
„Nun, werter Herr, wie geht es Eurer Tochter und dem Junker, den sie
so tapfer errettete?"
Hans Adolf lächelte ein wenig bei diesen Worten und die Stirn des
anderen färbte sich rot.
„Eure Gnaden danke ich für gütige Nachfrage," erwiderte er steif. „So¬
bald es sich tun läßt, werde ich gen Holstein reisen und meine Tochter mit
mir nehmen."
„Und einen Schwiegersohn!" neckte der Herzog und der alte Herr richtete
sich höher auf.
„Da sei Gott vor, da ich nicht gewillt bin, meine Tochter einem Papisten
zu geben, und er auch ganz ohne Geld und Gut ist!" -
„Er muß zur lutherischen Lehre sich bekennen und ich werde sorgen, daß
er ein Amt erhalte, das ihn ernährt. Gottes Tod, Herr von Sehestedt, Ihr
werdet dem Glück Eurer einzigen Tochter nicht im Wege stehen! Er hat ihr
das Leben gerettet, indem er sie aus der Stadt entkommen ließ, und nun tat
sie bei ihm dasselbe. Dies ist doch ein Fingerzeig des Höchsten, wie denn auch
der Umstand, daß in der Gartenmauer des Junkers ein Loch war, zum Ge¬
lingen des Werkes stark beigetragen hat! Nicht wahr, ihr Herren?"
Er sah den Abt und den Pfarrer an, die, außer dem Franzosen, die einzigen
waren, die noch im Saale waren. Der Oberst machte eine liebenswürdige Hand¬
bewegung, die alles sagen konnte, der Abt besann sich noch und nur der alte
schäbig gekleidete Pfarrer trat vor.
„Fürstliche Gnade, dies ist wohl eine hübsche Geschichte, aber ich meine,
wenn jemand den Glauben wechseln soll, so ist es die Jungfrau. Sie ist das
schwächere Gefäß und der Junker darf dem Rheinland nit verloren gehen, da
er eine Historie der heiligen Genoveva begonnen hat, die er doch zu einem
guten und christlichen Ende führen muß. Ist es sicherlich auch diese Heilige
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