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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Gewinnbeteiligung der Arbeiter in der englischen Industrie

und selbst die guten Jahre 1905 und 1906 zelligem keinen einzigen Fall.
Seitdem hat die Bewegung wieder neu eingesetzt, was zweifelsohne den vielen
Streiks zuzuschreiben ist.

Das "Lo-partnsrsKip"-System kann in England erst auf einen Zeitraum
von fünfundzwanzig Jahren zurückblicken. Der Pionier auf diesem Gebiete
war Sir George Livesey, der dieses Prinzip zuerst bei den Soutn Metropolitan
Qe8 Works einführte. Es sei daher hier etwas ausführlicher beschrieben.

Das Kapital dieser Gaswerke beträgt 8 320 340 Lstr. Es werden etwa
5500 Arbeiter beschäftigt. Im Jahre 1899 arbeitete die Leitung ein Projekt
aus, die Arbeiter an dem Nutzen des Geschäftes zu beteiligen, um die Inter¬
essen von Kapital und Arbeit zu vereinigen und sich ergebende Reibungs¬
punkte zu überbrücken. Durch Parlamentsbeschluß ist es der Gesellschaft nur
möglich, höhere Dividende zu verteilen, falls auch der Konsumentenpreis von
Gas pro rata eine Herabsetzung erfährt. Bei einem Abgabepreise von 3 öd. 1 d.
pro 1000 Kubikfuß durfte die Gesellschaft eine Dividende von 10 Prozent auf
die alten Aktien zahlen oder 4 Prozent auf das ungeänderte Kapital. Dagegen
darf die Gesellschaft pro Perun Fall im Preise des Gases ihre Dividende um
2 öd. 8 d. Prozent mehr erhöhen, d. h. bei einem Abgabepreise von 3 öd. pro
1000 Kubikfuß dürfte die Dividende 4,2 Lstr. 8 Prozent, bei 2 öd. 6 d. 4.18 Lstr.
8 Prozent usw. betragen. Fabrikant und Konsument haben so ein gemein¬
schaftliches Interesse daran, den Einstandspreis für Gas so niedrig als möglich
zu halten. Um nun ihre Arbeiter an diesem Prinzip zu interessieren, beschloß
die Gesellschaft, für jede Reduktion von 1 d.. unter 3 öd. 1 d. pro 1000 Kubik¬
fuß, diesen einen Borns von 1 öd. Prozent auf den festgesetzten Lohn zu
gewähren. Bedingung war jedoch, daß jeder Arbeiter, der in den Genuß dieses
"prokit-8narinL"-Systems kommen wollte, sich für die Zeit eines Jahres zu
binden hatte. Diese Kontrakte wurden so geschlossen, daß sie zu möglichst ver¬
schiedenen Zeiten abliefen, ein Gesamtstreik also dadurch unmöglich gemacht
wurde. Die ausgezahlten Prämien mußten ferner als Depositengelder mit
4 Prozent Verzinsung bei der Gesellschaft verbleiben. Die Gewerkschaft der Gas¬
arbeiter legte gegen dieses Abkommen heftigen Protest ein und ein scharfer
Streit, der vom 12. Dezember 1899 bis 4. Februar 1890 dauerte, entbrannte.
Er endigte damals mit einer kompletten Niederlage der Gewerkschaft und die
Gas Company schloß Arbeiter, die Mitglieder einer Gewerkschaft waren, von
der Anstellung aus.

Im Jahre 1894 ging die Gesellschaft dann dazu über, die Prämien um
die Hälfte zu erhöhen, unter der Bedingung, daß die Arbeiter die Hälfte ihrer
Gewinnbeteiligung in Aktien der Gesellschaft anlegten. Jeder, der so 6 Lstr.
Ersparnisse machte, konnte Aktieninhaber werden. Dieser Schritt war von
großem Erfolge begleitet. Vom Jahre 1897 ab ernannte die Gesellschaft auch
aus der Reihe ihrer Arbeiter Direktoren, und zwar ernennen letztere, soweit sie
Aktionäre sind, zwei Direktoren, das übrige Personal einen, während das rest-


Gewinnbeteiligung der Arbeiter in der englischen Industrie

und selbst die guten Jahre 1905 und 1906 zelligem keinen einzigen Fall.
Seitdem hat die Bewegung wieder neu eingesetzt, was zweifelsohne den vielen
Streiks zuzuschreiben ist.

Das „Lo-partnsrsKip"-System kann in England erst auf einen Zeitraum
von fünfundzwanzig Jahren zurückblicken. Der Pionier auf diesem Gebiete
war Sir George Livesey, der dieses Prinzip zuerst bei den Soutn Metropolitan
Qe8 Works einführte. Es sei daher hier etwas ausführlicher beschrieben.

Das Kapital dieser Gaswerke beträgt 8 320 340 Lstr. Es werden etwa
5500 Arbeiter beschäftigt. Im Jahre 1899 arbeitete die Leitung ein Projekt
aus, die Arbeiter an dem Nutzen des Geschäftes zu beteiligen, um die Inter¬
essen von Kapital und Arbeit zu vereinigen und sich ergebende Reibungs¬
punkte zu überbrücken. Durch Parlamentsbeschluß ist es der Gesellschaft nur
möglich, höhere Dividende zu verteilen, falls auch der Konsumentenpreis von
Gas pro rata eine Herabsetzung erfährt. Bei einem Abgabepreise von 3 öd. 1 d.
pro 1000 Kubikfuß durfte die Gesellschaft eine Dividende von 10 Prozent auf
die alten Aktien zahlen oder 4 Prozent auf das ungeänderte Kapital. Dagegen
darf die Gesellschaft pro Perun Fall im Preise des Gases ihre Dividende um
2 öd. 8 d. Prozent mehr erhöhen, d. h. bei einem Abgabepreise von 3 öd. pro
1000 Kubikfuß dürfte die Dividende 4,2 Lstr. 8 Prozent, bei 2 öd. 6 d. 4.18 Lstr.
8 Prozent usw. betragen. Fabrikant und Konsument haben so ein gemein¬
schaftliches Interesse daran, den Einstandspreis für Gas so niedrig als möglich
zu halten. Um nun ihre Arbeiter an diesem Prinzip zu interessieren, beschloß
die Gesellschaft, für jede Reduktion von 1 d.. unter 3 öd. 1 d. pro 1000 Kubik¬
fuß, diesen einen Borns von 1 öd. Prozent auf den festgesetzten Lohn zu
gewähren. Bedingung war jedoch, daß jeder Arbeiter, der in den Genuß dieses
„prokit-8narinL"-Systems kommen wollte, sich für die Zeit eines Jahres zu
binden hatte. Diese Kontrakte wurden so geschlossen, daß sie zu möglichst ver¬
schiedenen Zeiten abliefen, ein Gesamtstreik also dadurch unmöglich gemacht
wurde. Die ausgezahlten Prämien mußten ferner als Depositengelder mit
4 Prozent Verzinsung bei der Gesellschaft verbleiben. Die Gewerkschaft der Gas¬
arbeiter legte gegen dieses Abkommen heftigen Protest ein und ein scharfer
Streit, der vom 12. Dezember 1899 bis 4. Februar 1890 dauerte, entbrannte.
Er endigte damals mit einer kompletten Niederlage der Gewerkschaft und die
Gas Company schloß Arbeiter, die Mitglieder einer Gewerkschaft waren, von
der Anstellung aus.

Im Jahre 1894 ging die Gesellschaft dann dazu über, die Prämien um
die Hälfte zu erhöhen, unter der Bedingung, daß die Arbeiter die Hälfte ihrer
Gewinnbeteiligung in Aktien der Gesellschaft anlegten. Jeder, der so 6 Lstr.
Ersparnisse machte, konnte Aktieninhaber werden. Dieser Schritt war von
großem Erfolge begleitet. Vom Jahre 1897 ab ernannte die Gesellschaft auch
aus der Reihe ihrer Arbeiter Direktoren, und zwar ernennen letztere, soweit sie
Aktionäre sind, zwei Direktoren, das übrige Personal einen, während das rest-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/416>, abgerufen am 29.12.2024.