Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Gin Streifzug in die Volksetymologie und Volksmythologie Strophen eines Gedichtes hinzu, mit den Endworten: "seht... wie eines In der Gestalt dieses Crailsheimer Zeichens prägt sich das uralte Offen¬ Gin Streifzug in die Volksetymologie und Volksmythologie Strophen eines Gedichtes hinzu, mit den Endworten: „seht... wie eines In der Gestalt dieses Crailsheimer Zeichens prägt sich das uralte Offen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0408" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327874"/> <fw type="header" place="top"> Gin Streifzug in die Volksetymologie und Volksmythologie</fw><lb/> <p xml:id="ID_1889" prev="#ID_1888"> Strophen eines Gedichtes hinzu, mit den Endworten: „seht... wie eines<lb/> Weibes List und Mut .Haaraffia' erretten tut." Das beweist, daß die Gegen¬<lb/> wart das Wort „Haaraffe" in Crailsheim sogar als Ehrennamen behandelt.<lb/> Nach dem Berichte Schnerrings in der Crailsheimer Zeitung von 1908 führen<lb/> deshalb heute die Crailsheimer Sänger, wenn sie nach Hall, oder die Crails¬<lb/> heimer Turner, wenn sie nach Dinkelsbühl, oder die Crailsheimer Feuerwehr¬<lb/> leute, wenn sie uach Rothenburg ziehen, stets ihren Horaffen gemalt oder ge¬<lb/> backen mit sich. Nachstehend folgt das Bild eines heutigen gebackenen Horaff.</p><lb/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_327465/figures/grenzboten_341899_327465_327874_003.jpg"/><lb/> <p xml:id="ID_1890"> In der Gestalt dieses Crailsheimer Zeichens prägt sich das uralte Offen¬<lb/> horn oder Hornoff viel charakteristischer aus, als in den sonstwo bekannten<lb/> heutigen Gedanken der Hörnerform. Die thüringischen wie die hessischen Horn¬<lb/> affen gleich den an anderen Orten üblichen Hörnchen oder Hörnein verbergen<lb/> gewissermaßen, daß sie aus zwei mit der Basis zusammengefügten Hörnern<lb/> entstanden; sie stellen sich als ein Gebäckstttck dar, etwa gleich einem großen<lb/> lateinischen L. Der Crailsheimer Horaff dagegen besteht sichtbar aus zwei<lb/> Teilen; er stellt etwa die Zahl 3 dar, wie aus der obigen Zeichnung erhellt.<lb/> Der Kasseler Hornaffe älterer Zeit gleicht dem S. 55 Heft 2 von 1914 ab-<lb/> gebildeten schlesischen Mohhorn, in neuerer Zeit hat er auf zweierlei Weise, wie<lb/> die hier folgende Abbildung darstellt, seine „Offenheit" verloren, vielleicht, weil<lb/> es für die geschäftliche Behandlung des ^ Gebäcks zweckmäßig erschien.</p><lb/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_327465/figures/grenzboten_341899_327465_327874_005.jpg"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0408]
Gin Streifzug in die Volksetymologie und Volksmythologie
Strophen eines Gedichtes hinzu, mit den Endworten: „seht... wie eines
Weibes List und Mut .Haaraffia' erretten tut." Das beweist, daß die Gegen¬
wart das Wort „Haaraffe" in Crailsheim sogar als Ehrennamen behandelt.
Nach dem Berichte Schnerrings in der Crailsheimer Zeitung von 1908 führen
deshalb heute die Crailsheimer Sänger, wenn sie nach Hall, oder die Crails¬
heimer Turner, wenn sie nach Dinkelsbühl, oder die Crailsheimer Feuerwehr¬
leute, wenn sie uach Rothenburg ziehen, stets ihren Horaffen gemalt oder ge¬
backen mit sich. Nachstehend folgt das Bild eines heutigen gebackenen Horaff.
[Abbildung]
In der Gestalt dieses Crailsheimer Zeichens prägt sich das uralte Offen¬
horn oder Hornoff viel charakteristischer aus, als in den sonstwo bekannten
heutigen Gedanken der Hörnerform. Die thüringischen wie die hessischen Horn¬
affen gleich den an anderen Orten üblichen Hörnchen oder Hörnein verbergen
gewissermaßen, daß sie aus zwei mit der Basis zusammengefügten Hörnern
entstanden; sie stellen sich als ein Gebäckstttck dar, etwa gleich einem großen
lateinischen L. Der Crailsheimer Horaff dagegen besteht sichtbar aus zwei
Teilen; er stellt etwa die Zahl 3 dar, wie aus der obigen Zeichnung erhellt.
Der Kasseler Hornaffe älterer Zeit gleicht dem S. 55 Heft 2 von 1914 ab-
gebildeten schlesischen Mohhorn, in neuerer Zeit hat er auf zweierlei Weise, wie
die hier folgende Abbildung darstellt, seine „Offenheit" verloren, vielleicht, weil
es für die geschäftliche Behandlung des ^ Gebäcks zweckmäßig erschien.
[Abbildung]
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |