Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Die Hexe von Mayen Roman Charlotte Niese von (Siebente Fortsetzung) Hans Adolf war sehr gnädig. Er ließ sich von dem Überfall der Fran¬ "Ihr kanntet ihn?" Heilwig errötete. "Er kam täglich, Eure Gnaden!" "Was sprach er mit Euch?" "Er gelobte mir Hilfe, aber, ich glaube --", Heilwig stockte und der Herzog "Ich verstehe schon!" sagte er mit einer Handbewegung. "Der Kujon "Ich bin nicht davongelaufen, sondern von einem jungen Manne errettet "Diesem leichtsinnigen Junker wird Eure Flucht recht teuer zu stehen "Niemand wußte es doch --" begann Heilwig, aber der Herzog lächelte. "Liebe Jungfrau, ich will demi Herrn wünschen, daß der Stadtschreiber Die Hexe von Mayen Roman Charlotte Niese von (Siebente Fortsetzung) Hans Adolf war sehr gnädig. Er ließ sich von dem Überfall der Fran¬ „Ihr kanntet ihn?" Heilwig errötete. „Er kam täglich, Eure Gnaden!" „Was sprach er mit Euch?" „Er gelobte mir Hilfe, aber, ich glaube —", Heilwig stockte und der Herzog „Ich verstehe schon!" sagte er mit einer Handbewegung. „Der Kujon „Ich bin nicht davongelaufen, sondern von einem jungen Manne errettet „Diesem leichtsinnigen Junker wird Eure Flucht recht teuer zu stehen „Niemand wußte es doch —" begann Heilwig, aber der Herzog lächelte. „Liebe Jungfrau, ich will demi Herrn wünschen, daß der Stadtschreiber <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0378" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327844"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_327465/figures/grenzboten_341899_327465_327844_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die Hexe von Mayen<lb/> Roman<lb/><note type="byline"> Charlotte Niese</note> von<lb/> (Siebente Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_1746"> Hans Adolf war sehr gnädig. Er ließ sich von dem Überfall der Fran¬<lb/> zosen bei Köln berichten, wo Heilwig ihren Vater verloren hatte, von dem sie<lb/> noch nicht wußte, ob er in Sicherheit war, und versprach, sich ungesäumt<lb/> danach zu erkundigen. Dann mußte Heilwig von ihrem Erlebnis in der Stadt<lb/> Manen berichten und der Herzog tat mehrere Fragen, die die Jungfrau nicht<lb/> recht verstehen konnte. Sie beantwortete sie nach bestem Ermessen. Ja, es<lb/> gab einen Stadtschreiber, der für den Bürgermeister regierte. Er war nicht<lb/> gerade liebenswürdig.</p><lb/> <p xml:id="ID_1747"> „Ihr kanntet ihn?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1748"> Heilwig errötete. „Er kam täglich, Eure Gnaden!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1749"> „Was sprach er mit Euch?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1750"> „Er gelobte mir Hilfe, aber, ich glaube —", Heilwig stockte und der Herzog<lb/> sah sie durchdringend an.</p><lb/> <p xml:id="ID_1751"> „Ich verstehe schon!" sagte er mit einer Handbewegung. „Der Kujon<lb/> würde Euch gern in seine Gewalt bekommen haben. Gut, daß Ihr davon¬<lb/> liefet. Ihr habt noch Glück gehabt!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1752"> „Ich bin nicht davongelaufen, sondern von einem jungen Manne errettet<lb/> worden, den ich sast nicht kannte!" erwiderte Heilwig und erzählte nun von<lb/> Sebastian von Wiltberg und dem Loch in der Mauer. Hans Adolf hatte vor<lb/> ihr gestanden; jetzt nahm er in seinem großen Stuhl Platz und winkte Heilwig,<lb/> sich auf ein Tabouret zu setzen. Er war sehr aufmerksam geworden und unter¬<lb/> brach Heilwig mit keinem Wort. Erst, als sie geendet hatte, richtete er seine<lb/> großen dunklen Augen auf sie.</p><lb/> <p xml:id="ID_1753"> „Diesem leichtsinnigen Junker wird Eure Flucht recht teuer zu stehen<lb/> kommen."</p><lb/> <p xml:id="ID_1754"> „Niemand wußte es doch —" begann Heilwig, aber der Herzog lächelte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1755" next="#ID_1756"> „Liebe Jungfrau, ich will demi Herrn wünschen, daß der Stadtschreiber<lb/> ihn in Ruhe läßt. Nach dem, was Ihr erzählt, nämlich, daß Euer Retter bei<lb/> Euch mit dem Schreiber zusammengetroffen ist, so wird dieser natürlich Verdacht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0378]
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Die Hexe von Mayen
Roman
Charlotte Niese von
(Siebente Fortsetzung)
Hans Adolf war sehr gnädig. Er ließ sich von dem Überfall der Fran¬
zosen bei Köln berichten, wo Heilwig ihren Vater verloren hatte, von dem sie
noch nicht wußte, ob er in Sicherheit war, und versprach, sich ungesäumt
danach zu erkundigen. Dann mußte Heilwig von ihrem Erlebnis in der Stadt
Manen berichten und der Herzog tat mehrere Fragen, die die Jungfrau nicht
recht verstehen konnte. Sie beantwortete sie nach bestem Ermessen. Ja, es
gab einen Stadtschreiber, der für den Bürgermeister regierte. Er war nicht
gerade liebenswürdig.
„Ihr kanntet ihn?"
Heilwig errötete. „Er kam täglich, Eure Gnaden!"
„Was sprach er mit Euch?"
„Er gelobte mir Hilfe, aber, ich glaube —", Heilwig stockte und der Herzog
sah sie durchdringend an.
„Ich verstehe schon!" sagte er mit einer Handbewegung. „Der Kujon
würde Euch gern in seine Gewalt bekommen haben. Gut, daß Ihr davon¬
liefet. Ihr habt noch Glück gehabt!"
„Ich bin nicht davongelaufen, sondern von einem jungen Manne errettet
worden, den ich sast nicht kannte!" erwiderte Heilwig und erzählte nun von
Sebastian von Wiltberg und dem Loch in der Mauer. Hans Adolf hatte vor
ihr gestanden; jetzt nahm er in seinem großen Stuhl Platz und winkte Heilwig,
sich auf ein Tabouret zu setzen. Er war sehr aufmerksam geworden und unter¬
brach Heilwig mit keinem Wort. Erst, als sie geendet hatte, richtete er seine
großen dunklen Augen auf sie.
„Diesem leichtsinnigen Junker wird Eure Flucht recht teuer zu stehen
kommen."
„Niemand wußte es doch —" begann Heilwig, aber der Herzog lächelte.
„Liebe Jungfrau, ich will demi Herrn wünschen, daß der Stadtschreiber
ihn in Ruhe läßt. Nach dem, was Ihr erzählt, nämlich, daß Euer Retter bei
Euch mit dem Schreiber zusammengetroffen ist, so wird dieser natürlich Verdacht
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