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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Die Deutsche lverkbund-Ausstellung in Köln

Wenden wir zunächst unser Interesse den ausgesprochenen Hallenbauten zu.
Die "Haupthalle", nach Entwürfen von Professer Theodor Fischer errichtet,
wird vorwiegend kunstgewerbliche Erzeugnisse aufnehmen. Sie bedeckt eine Fläche
von etwa 16 000 Quadratmetern. Ein weiterer großer Hallenbau wird in der
"Verkehrshalle" erstehen, für die Professor Hugo Eberhard: die Pläne gezeichnet
hat. Hier werden wir Lokomotiven, Waggons, Trambahnwagen, Automobile
und Flugzeuge sehen, die in ihrer sachlichen Schönheit und vorzüglichen Arbeit
sehr klar den Qualitätsgedanken des Werkbundes verkörpern werden. -- Ein
weiterer selbständiger großer Bau von Geheimrat Hermann Muthesius, die
"Farbenschau", wird die hochentwickelte deutsche chemische Industrie aufnehmen;
besonders die für unsere modernen Kunstgewerbler so wichtige Echtfärberei wird
hier zur Geltung kommen.

Eine Anzahl von örtlichen Gruppen des Werkbundes wird mit eigenen
Gebäuden auf den Plan treten. So wird ein "sächsisches", ein "Österreichisches",
ein "Kölner" und ein "Bremen-Oldenburger Haus" erstehen. Das erstere
wird von Lossow u. Kühne, das Österreichische von Professor Josef Hoffmann,
das Kölner Haus von Architekt Passendorf, das Bremen"Oldenburger Haus
von Abbehusen u. Blendermann erbaut.

Diesen einzelnen Häusern reiht sich noch ein weiteres, "Das Haus der
Frau" an. Es soll zeigen, auf welchen Gebieten die Frauenarbeit heute Vor¬
zügliches zu leisten vermag. Die Pläne zu diesem Haus stammen von einer
Architektin, von Frau Knüppelholz-Roeser.

Da der Werkbund seine Bestrebungen natürlich nicht an die heimatliche
Scholle binden will, sondern auch die deutsche Baukunst im Auslande günstig
zu beeinflussen sucht, werden neben der Haupthalle einige "Koloniale Häuser"
entstehen, die der nicht gerade im besten Ruf stehenden deutschen Kolonialbau¬
kunst hoffentlich als gute Vorbilder dienen werden. Diese Gebäudegruppe unter¬
steht dem Kölner Architekten Paul Pott.

Ein weiterer großer Bau wird die von Walter Gropius erbaute Fabrik
werden, in der neben geschmacklich befriedigenden Bureauräumen Maschinen
Unterkunft finden sollen, deren Formen unseren ästhetischen Ansprüchen gerecht
werden und die beweisen, daß auch die rein maschinelle Herstellungsweise hübsche
Gegenstände hervorbringen kann. In ihrem Äußern soll die "Fabrik" als Bei¬
spiel dafür dienen, daß Fabrikgebäulichkeiten sehr wohl hohen architektonischen
Ansprüchen Genüge leisten können.

Neben der Fabrik am Ende der Ausstellung liegt das "Etagenhaus" von
Hermann Pflaume, der hier das Muster eines solchen Hauses für Mieter mit
mittlerem Einkommen zeigen will.

Den Abschluß der Ausstellung bildet dann das "Neue Niederrheinische
Dorf", von einer Reihe rheinischer Architekten unter der Leitung von Professor
Georg Metzendorf erbaut. Dieses Dorf versucht ein Problem zu lösen, das
in den Rheinlanden und in Westfalen stets von neuem ersteht: das Problem


Die Deutsche lverkbund-Ausstellung in Köln

Wenden wir zunächst unser Interesse den ausgesprochenen Hallenbauten zu.
Die „Haupthalle", nach Entwürfen von Professer Theodor Fischer errichtet,
wird vorwiegend kunstgewerbliche Erzeugnisse aufnehmen. Sie bedeckt eine Fläche
von etwa 16 000 Quadratmetern. Ein weiterer großer Hallenbau wird in der
„Verkehrshalle" erstehen, für die Professor Hugo Eberhard: die Pläne gezeichnet
hat. Hier werden wir Lokomotiven, Waggons, Trambahnwagen, Automobile
und Flugzeuge sehen, die in ihrer sachlichen Schönheit und vorzüglichen Arbeit
sehr klar den Qualitätsgedanken des Werkbundes verkörpern werden. — Ein
weiterer selbständiger großer Bau von Geheimrat Hermann Muthesius, die
„Farbenschau", wird die hochentwickelte deutsche chemische Industrie aufnehmen;
besonders die für unsere modernen Kunstgewerbler so wichtige Echtfärberei wird
hier zur Geltung kommen.

Eine Anzahl von örtlichen Gruppen des Werkbundes wird mit eigenen
Gebäuden auf den Plan treten. So wird ein „sächsisches", ein „Österreichisches",
ein „Kölner" und ein „Bremen-Oldenburger Haus" erstehen. Das erstere
wird von Lossow u. Kühne, das Österreichische von Professor Josef Hoffmann,
das Kölner Haus von Architekt Passendorf, das Bremen»Oldenburger Haus
von Abbehusen u. Blendermann erbaut.

Diesen einzelnen Häusern reiht sich noch ein weiteres, „Das Haus der
Frau" an. Es soll zeigen, auf welchen Gebieten die Frauenarbeit heute Vor¬
zügliches zu leisten vermag. Die Pläne zu diesem Haus stammen von einer
Architektin, von Frau Knüppelholz-Roeser.

Da der Werkbund seine Bestrebungen natürlich nicht an die heimatliche
Scholle binden will, sondern auch die deutsche Baukunst im Auslande günstig
zu beeinflussen sucht, werden neben der Haupthalle einige „Koloniale Häuser"
entstehen, die der nicht gerade im besten Ruf stehenden deutschen Kolonialbau¬
kunst hoffentlich als gute Vorbilder dienen werden. Diese Gebäudegruppe unter¬
steht dem Kölner Architekten Paul Pott.

Ein weiterer großer Bau wird die von Walter Gropius erbaute Fabrik
werden, in der neben geschmacklich befriedigenden Bureauräumen Maschinen
Unterkunft finden sollen, deren Formen unseren ästhetischen Ansprüchen gerecht
werden und die beweisen, daß auch die rein maschinelle Herstellungsweise hübsche
Gegenstände hervorbringen kann. In ihrem Äußern soll die „Fabrik" als Bei¬
spiel dafür dienen, daß Fabrikgebäulichkeiten sehr wohl hohen architektonischen
Ansprüchen Genüge leisten können.

Neben der Fabrik am Ende der Ausstellung liegt das „Etagenhaus" von
Hermann Pflaume, der hier das Muster eines solchen Hauses für Mieter mit
mittlerem Einkommen zeigen will.

Den Abschluß der Ausstellung bildet dann das „Neue Niederrheinische
Dorf", von einer Reihe rheinischer Architekten unter der Leitung von Professor
Georg Metzendorf erbaut. Dieses Dorf versucht ein Problem zu lösen, das
in den Rheinlanden und in Westfalen stets von neuem ersteht: das Problem


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[0338] Die Deutsche lverkbund-Ausstellung in Köln Wenden wir zunächst unser Interesse den ausgesprochenen Hallenbauten zu. Die „Haupthalle", nach Entwürfen von Professer Theodor Fischer errichtet, wird vorwiegend kunstgewerbliche Erzeugnisse aufnehmen. Sie bedeckt eine Fläche von etwa 16 000 Quadratmetern. Ein weiterer großer Hallenbau wird in der „Verkehrshalle" erstehen, für die Professor Hugo Eberhard: die Pläne gezeichnet hat. Hier werden wir Lokomotiven, Waggons, Trambahnwagen, Automobile und Flugzeuge sehen, die in ihrer sachlichen Schönheit und vorzüglichen Arbeit sehr klar den Qualitätsgedanken des Werkbundes verkörpern werden. — Ein weiterer selbständiger großer Bau von Geheimrat Hermann Muthesius, die „Farbenschau", wird die hochentwickelte deutsche chemische Industrie aufnehmen; besonders die für unsere modernen Kunstgewerbler so wichtige Echtfärberei wird hier zur Geltung kommen. Eine Anzahl von örtlichen Gruppen des Werkbundes wird mit eigenen Gebäuden auf den Plan treten. So wird ein „sächsisches", ein „Österreichisches", ein „Kölner" und ein „Bremen-Oldenburger Haus" erstehen. Das erstere wird von Lossow u. Kühne, das Österreichische von Professor Josef Hoffmann, das Kölner Haus von Architekt Passendorf, das Bremen»Oldenburger Haus von Abbehusen u. Blendermann erbaut. Diesen einzelnen Häusern reiht sich noch ein weiteres, „Das Haus der Frau" an. Es soll zeigen, auf welchen Gebieten die Frauenarbeit heute Vor¬ zügliches zu leisten vermag. Die Pläne zu diesem Haus stammen von einer Architektin, von Frau Knüppelholz-Roeser. Da der Werkbund seine Bestrebungen natürlich nicht an die heimatliche Scholle binden will, sondern auch die deutsche Baukunst im Auslande günstig zu beeinflussen sucht, werden neben der Haupthalle einige „Koloniale Häuser" entstehen, die der nicht gerade im besten Ruf stehenden deutschen Kolonialbau¬ kunst hoffentlich als gute Vorbilder dienen werden. Diese Gebäudegruppe unter¬ steht dem Kölner Architekten Paul Pott. Ein weiterer großer Bau wird die von Walter Gropius erbaute Fabrik werden, in der neben geschmacklich befriedigenden Bureauräumen Maschinen Unterkunft finden sollen, deren Formen unseren ästhetischen Ansprüchen gerecht werden und die beweisen, daß auch die rein maschinelle Herstellungsweise hübsche Gegenstände hervorbringen kann. In ihrem Äußern soll die „Fabrik" als Bei¬ spiel dafür dienen, daß Fabrikgebäulichkeiten sehr wohl hohen architektonischen Ansprüchen Genüge leisten können. Neben der Fabrik am Ende der Ausstellung liegt das „Etagenhaus" von Hermann Pflaume, der hier das Muster eines solchen Hauses für Mieter mit mittlerem Einkommen zeigen will. Den Abschluß der Ausstellung bildet dann das „Neue Niederrheinische Dorf", von einer Reihe rheinischer Architekten unter der Leitung von Professor Georg Metzendorf erbaut. Dieses Dorf versucht ein Problem zu lösen, das in den Rheinlanden und in Westfalen stets von neuem ersteht: das Problem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/338>, abgerufen am 01.01.2025.