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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Die Deutsche Werkbund-Ausstellung in Köln

lebnis hören. Aber Heilwig war müde. Die letzte Nacht lastete auf ihr,
das Umherirren, bis sie auf Grill stieß. Sie bat um eine Stelle, wo sie sich
ausruhen könnte, und jeder der jungen Herren bot ihr fein Zelt an, obgleich
es meistens klein und von mehreren Herren bewohnt war. Da trat Josias
vor und erklärte, sein Zelt wäre zur Verfügung der Jungfrau, und er würde
sich schon anderweitig einquartieren.

"Ich werde schon für ein Weib sorgen, das Euch alles bringt, dessen Ihr
bedürft!" setzte er hinzu, und Heilwig ließ sich schweigend von ihm führen,
während die andern damit einverstanden waren. Sollte doch die Jungfrau
eine Sehestedt sein und führte also denselben Namen, wie der Junker. Folglich
mußten die Verwandten zusammenhalten.

So war Heilwig also im Lager zu Andernach angelangt, und wenn sie
sich auch nicht gerade wohl fühlte, so wußte sie sich doch in Sicherheit und das
war die Hauptsache. Schon am nächsten Tage hatte ihr Josias Frauenkleider
besorgt, und nachdem sie sie erhalten, machte sie dem Herzog auf seinen Wunsch
ihre Aufwartung.

(Fortsetzung folgt)




T>le Deutsche Werkbund-Ausstellung in Astr
Walter Haas von

as will der Deutsche Werkbund? lautet eine Frage, die man
erstaunlich oft zu hören bekommt, auch von Leuten, denen man
im allgemeinen nicht nachsagen kann, daß sie sich um die kulturellen
und wirtschaftlichen Strömungen unserer Zeit nicht kümmerten.

Das mag vielleicht daher rühren, daß wir uns stets von
neuem gehoben fühlen, wenn wir auf eine Veröffentlichung des statistischen Amtes
stoßen, aus der wir entnehmen können, daß unser Gesamthandel wieder um eine Serie
von Millionen in die Höhe geschnellt ist; denn Zahlen müssen uns Zeitgenossen
der Technik logischerweise nun einmal bedingungslose Autorität sein. Lesen wir dann
noch an den Plakatsäulen, daß in unserer Stadt zwölf große Kunstausstellungen zu
gleicher Zeit stattfinden, und überfliegen wir im Abendblatt die Jnseratenmenge
der Wohnungs-, Raum- und anderer angewandter Kunst, so sind wir über¬
zeugt, daß wir es, wenigstens was diese Fragen betrifft, herrlich weit bringen
werden.


Die Deutsche Werkbund-Ausstellung in Köln

lebnis hören. Aber Heilwig war müde. Die letzte Nacht lastete auf ihr,
das Umherirren, bis sie auf Grill stieß. Sie bat um eine Stelle, wo sie sich
ausruhen könnte, und jeder der jungen Herren bot ihr fein Zelt an, obgleich
es meistens klein und von mehreren Herren bewohnt war. Da trat Josias
vor und erklärte, sein Zelt wäre zur Verfügung der Jungfrau, und er würde
sich schon anderweitig einquartieren.

„Ich werde schon für ein Weib sorgen, das Euch alles bringt, dessen Ihr
bedürft!" setzte er hinzu, und Heilwig ließ sich schweigend von ihm führen,
während die andern damit einverstanden waren. Sollte doch die Jungfrau
eine Sehestedt sein und führte also denselben Namen, wie der Junker. Folglich
mußten die Verwandten zusammenhalten.

So war Heilwig also im Lager zu Andernach angelangt, und wenn sie
sich auch nicht gerade wohl fühlte, so wußte sie sich doch in Sicherheit und das
war die Hauptsache. Schon am nächsten Tage hatte ihr Josias Frauenkleider
besorgt, und nachdem sie sie erhalten, machte sie dem Herzog auf seinen Wunsch
ihre Aufwartung.

(Fortsetzung folgt)




T>le Deutsche Werkbund-Ausstellung in Astr
Walter Haas von

as will der Deutsche Werkbund? lautet eine Frage, die man
erstaunlich oft zu hören bekommt, auch von Leuten, denen man
im allgemeinen nicht nachsagen kann, daß sie sich um die kulturellen
und wirtschaftlichen Strömungen unserer Zeit nicht kümmerten.

Das mag vielleicht daher rühren, daß wir uns stets von
neuem gehoben fühlen, wenn wir auf eine Veröffentlichung des statistischen Amtes
stoßen, aus der wir entnehmen können, daß unser Gesamthandel wieder um eine Serie
von Millionen in die Höhe geschnellt ist; denn Zahlen müssen uns Zeitgenossen
der Technik logischerweise nun einmal bedingungslose Autorität sein. Lesen wir dann
noch an den Plakatsäulen, daß in unserer Stadt zwölf große Kunstausstellungen zu
gleicher Zeit stattfinden, und überfliegen wir im Abendblatt die Jnseratenmenge
der Wohnungs-, Raum- und anderer angewandter Kunst, so sind wir über¬
zeugt, daß wir es, wenigstens was diese Fragen betrifft, herrlich weit bringen
werden.


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[0336] Die Deutsche Werkbund-Ausstellung in Köln lebnis hören. Aber Heilwig war müde. Die letzte Nacht lastete auf ihr, das Umherirren, bis sie auf Grill stieß. Sie bat um eine Stelle, wo sie sich ausruhen könnte, und jeder der jungen Herren bot ihr fein Zelt an, obgleich es meistens klein und von mehreren Herren bewohnt war. Da trat Josias vor und erklärte, sein Zelt wäre zur Verfügung der Jungfrau, und er würde sich schon anderweitig einquartieren. „Ich werde schon für ein Weib sorgen, das Euch alles bringt, dessen Ihr bedürft!" setzte er hinzu, und Heilwig ließ sich schweigend von ihm führen, während die andern damit einverstanden waren. Sollte doch die Jungfrau eine Sehestedt sein und führte also denselben Namen, wie der Junker. Folglich mußten die Verwandten zusammenhalten. So war Heilwig also im Lager zu Andernach angelangt, und wenn sie sich auch nicht gerade wohl fühlte, so wußte sie sich doch in Sicherheit und das war die Hauptsache. Schon am nächsten Tage hatte ihr Josias Frauenkleider besorgt, und nachdem sie sie erhalten, machte sie dem Herzog auf seinen Wunsch ihre Aufwartung. (Fortsetzung folgt) T>le Deutsche Werkbund-Ausstellung in Astr Walter Haas von as will der Deutsche Werkbund? lautet eine Frage, die man erstaunlich oft zu hören bekommt, auch von Leuten, denen man im allgemeinen nicht nachsagen kann, daß sie sich um die kulturellen und wirtschaftlichen Strömungen unserer Zeit nicht kümmerten. Das mag vielleicht daher rühren, daß wir uns stets von neuem gehoben fühlen, wenn wir auf eine Veröffentlichung des statistischen Amtes stoßen, aus der wir entnehmen können, daß unser Gesamthandel wieder um eine Serie von Millionen in die Höhe geschnellt ist; denn Zahlen müssen uns Zeitgenossen der Technik logischerweise nun einmal bedingungslose Autorität sein. Lesen wir dann noch an den Plakatsäulen, daß in unserer Stadt zwölf große Kunstausstellungen zu gleicher Zeit stattfinden, und überfliegen wir im Abendblatt die Jnseratenmenge der Wohnungs-, Raum- und anderer angewandter Kunst, so sind wir über¬ zeugt, daß wir es, wenigstens was diese Fragen betrifft, herrlich weit bringen werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/336>, abgerufen am 29.12.2024.