Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Zur tandarbciterfrage Winterzeit vorbehalten blieben, schon von den Saisonarbeitern ausführen zu Mit Recht hebt Herr von Dewitz hervor, daß auch die großen Bauern Zur Vermehrung der ländlichen Arbeiterschaft würde ferner die Begründung Einen weiteren Vorschlag zur Vermehrung der Landarbeiter hat Karl Zur tandarbciterfrage Winterzeit vorbehalten blieben, schon von den Saisonarbeitern ausführen zu Mit Recht hebt Herr von Dewitz hervor, daß auch die großen Bauern Zur Vermehrung der ländlichen Arbeiterschaft würde ferner die Begründung Einen weiteren Vorschlag zur Vermehrung der Landarbeiter hat Karl <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0176" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327642"/> <fw type="header" place="top"> Zur tandarbciterfrage</fw><lb/> <p xml:id="ID_750" prev="#ID_749"> Winterzeit vorbehalten blieben, schon von den Saisonarbeitern ausführen zu<lb/> lassen. Je mehr Deputatfamilien auf einem Gute gehalten werden, desto<lb/> geringer pflegt auch die Zahl der beschäftigten Saisonarbeiter zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_751"> Mit Recht hebt Herr von Dewitz hervor, daß auch die großen Bauern<lb/> stark unter Arbeitermangel leiden. Ihnen kann eher als den großen Gütern<lb/> durch die Ansiedlung von freien Arbeitern auf Eigentumsstellen geholfen werden.<lb/> Denn während die Ansiedlung von freien Arbeitern in einem Gutsbezirk nur<lb/> ausnahmsweise gelingt, sind mit ihrer Ansiedlung in Landgemeinden, wo sie<lb/> Anschluß an den ihnen sozial nahestehenden kleinbäuerlichen Besitzer finden, schon<lb/> recht gute Erfolge erzielt worden. Indirekt werden auch die großen Güter von<lb/> den angesiedelten Arbeitern Nutzen haben. Denn ihre erwachsenen Kinder werden<lb/> oft so lange Deputatarbeit nehmen, bis sie sich das zum Erwerb einer kleinen<lb/> Rentenstelle erforderliche Kapital erspart haben. Jedenfalls hat die Aussicht<lb/> auf ein Eigentum schon manchen ländlichen Arbeiter von der Abwanderung in<lb/> die Industrie zurückgehalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_752"> Zur Vermehrung der ländlichen Arbeiterschaft würde ferner die Begründung<lb/> von kleinen Bauernstellen, von sogenannten Halbbauernstellen, die mit einem<lb/> Pferde oder mit Kühen beackert werden, beitragen. Diese Stellen können zwar<lb/> eine Familie, solange die Kinder klein sind, ernähren, sie sind aber selten so<lb/> ertragreich, daß die erwachsenen Kinder mit dem zum Erwerb einer Bauernstelle<lb/> erforderlichen Kapital ausgestattet werden könnten. Außer dem ältesten Sohne,<lb/> der die Wirtschaft übernimmt, pflegen die Kinder dieser Leute auf ländliche<lb/> Arbeit zu gehen. Aus dem Gesichtspunkte der ländlichen Arbeiterfrage müßte<lb/> daher der Gründung von Halbbauernstellen bei der Aufteilung von Gütern<lb/> noch größere Beachtung geschenkt werden, als es bisher geschehen ist, zumal die<lb/> Nachfrage nach solchen Stellen recht groß ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_753" next="#ID_754"> Einen weiteren Vorschlag zur Vermehrung der Landarbeiter hat Karl<lb/> Bernhard von Oertzen in Ur. 273 des „Tag" zur Erörterung gestellt. Er schlägt<lb/> vor, in erster Linie die Mietwohnungen in den Dörfern zu vermehren, da sich<lb/> in Mecklenburg, dem klassischen Lande der Häuslerkolonisation, gezeigt habe, daß<lb/> die freien Landarbeiter sich fast immer unter der Mieterbevölkerung und nur<lb/> selten unter den Kleinstellenbesitzern befänden. Es müsse allerdings in den<lb/> Dörfern durch Auslegung von Gemeindeland dafür gesorgt werden, daß die<lb/> Mieter einige Morgen Land pachten könnten; dann aber seien die Verhältnisse<lb/> so, wie sie der Landarbeiter sich wünsche; denn der Mieter brauche sich an<lb/> keinen Arbeitgeber zu binden, könne seinen Wohnsitz nach Belieben wechseln und<lb/> sei trotzdem in dem Besitze eines kleinen landwirtschaftlichen Betriebes, der ihm<lb/> das Vorwärtskommen erleichtere. Mit der Vermehrung der Mieter werde außer¬<lb/> dem am besten für eine spätere Kleinsiedlung gesorgt, da die Erfahrungen in<lb/> Mecklenburg gezeigt hätten, daß die Kleinstellenbesitzer zum größten Teile aus<lb/> der Mieterbevölkerung des Landes hervorgehen. Fast überall, wo die Einlieger<lb/> verschwunden seien, Stocke in Mecklenburg die Häuslersiedlung, die vorher kräftige</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0176]
Zur tandarbciterfrage
Winterzeit vorbehalten blieben, schon von den Saisonarbeitern ausführen zu
lassen. Je mehr Deputatfamilien auf einem Gute gehalten werden, desto
geringer pflegt auch die Zahl der beschäftigten Saisonarbeiter zu sein.
Mit Recht hebt Herr von Dewitz hervor, daß auch die großen Bauern
stark unter Arbeitermangel leiden. Ihnen kann eher als den großen Gütern
durch die Ansiedlung von freien Arbeitern auf Eigentumsstellen geholfen werden.
Denn während die Ansiedlung von freien Arbeitern in einem Gutsbezirk nur
ausnahmsweise gelingt, sind mit ihrer Ansiedlung in Landgemeinden, wo sie
Anschluß an den ihnen sozial nahestehenden kleinbäuerlichen Besitzer finden, schon
recht gute Erfolge erzielt worden. Indirekt werden auch die großen Güter von
den angesiedelten Arbeitern Nutzen haben. Denn ihre erwachsenen Kinder werden
oft so lange Deputatarbeit nehmen, bis sie sich das zum Erwerb einer kleinen
Rentenstelle erforderliche Kapital erspart haben. Jedenfalls hat die Aussicht
auf ein Eigentum schon manchen ländlichen Arbeiter von der Abwanderung in
die Industrie zurückgehalten.
Zur Vermehrung der ländlichen Arbeiterschaft würde ferner die Begründung
von kleinen Bauernstellen, von sogenannten Halbbauernstellen, die mit einem
Pferde oder mit Kühen beackert werden, beitragen. Diese Stellen können zwar
eine Familie, solange die Kinder klein sind, ernähren, sie sind aber selten so
ertragreich, daß die erwachsenen Kinder mit dem zum Erwerb einer Bauernstelle
erforderlichen Kapital ausgestattet werden könnten. Außer dem ältesten Sohne,
der die Wirtschaft übernimmt, pflegen die Kinder dieser Leute auf ländliche
Arbeit zu gehen. Aus dem Gesichtspunkte der ländlichen Arbeiterfrage müßte
daher der Gründung von Halbbauernstellen bei der Aufteilung von Gütern
noch größere Beachtung geschenkt werden, als es bisher geschehen ist, zumal die
Nachfrage nach solchen Stellen recht groß ist.
Einen weiteren Vorschlag zur Vermehrung der Landarbeiter hat Karl
Bernhard von Oertzen in Ur. 273 des „Tag" zur Erörterung gestellt. Er schlägt
vor, in erster Linie die Mietwohnungen in den Dörfern zu vermehren, da sich
in Mecklenburg, dem klassischen Lande der Häuslerkolonisation, gezeigt habe, daß
die freien Landarbeiter sich fast immer unter der Mieterbevölkerung und nur
selten unter den Kleinstellenbesitzern befänden. Es müsse allerdings in den
Dörfern durch Auslegung von Gemeindeland dafür gesorgt werden, daß die
Mieter einige Morgen Land pachten könnten; dann aber seien die Verhältnisse
so, wie sie der Landarbeiter sich wünsche; denn der Mieter brauche sich an
keinen Arbeitgeber zu binden, könne seinen Wohnsitz nach Belieben wechseln und
sei trotzdem in dem Besitze eines kleinen landwirtschaftlichen Betriebes, der ihm
das Vorwärtskommen erleichtere. Mit der Vermehrung der Mieter werde außer¬
dem am besten für eine spätere Kleinsiedlung gesorgt, da die Erfahrungen in
Mecklenburg gezeigt hätten, daß die Kleinstellenbesitzer zum größten Teile aus
der Mieterbevölkerung des Landes hervorgehen. Fast überall, wo die Einlieger
verschwunden seien, Stocke in Mecklenburg die Häuslersiedlung, die vorher kräftige
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |