Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Aus dem Kampfe um die Ainoreform einwandfreien, sogar belehrenden Filu enthielten. Das ist auch ein Erfolg, Zu bedauern ist es aber, daß diese einwandfreien Films, sobald das ein¬ Die Arbeit für Verwertung des Kinos im Dienste von Volks- und Jugend¬ Durch die Gründung solcher gemeinnützigen Gesellschaften sür Kinoreform Denn auch mit der Schule haben die Reformbestrebungen bisher zu wenig Am wenigsten Erfolge haben bisher noch die Bemühungen aufzuweisen, die *) In Berlin ist inzwischen eine Art Zentralstelle für Unterrichtskmematographie
gegründet worden. Dort werden Unterrichtsfilms gesammelt und auf Antrag der betreffenden Fachlehrer Schülern vorgeführt. Aus dem Kampfe um die Ainoreform einwandfreien, sogar belehrenden Filu enthielten. Das ist auch ein Erfolg, Zu bedauern ist es aber, daß diese einwandfreien Films, sobald das ein¬ Die Arbeit für Verwertung des Kinos im Dienste von Volks- und Jugend¬ Durch die Gründung solcher gemeinnützigen Gesellschaften sür Kinoreform Denn auch mit der Schule haben die Reformbestrebungen bisher zu wenig Am wenigsten Erfolge haben bisher noch die Bemühungen aufzuweisen, die *) In Berlin ist inzwischen eine Art Zentralstelle für Unterrichtskmematographie
gegründet worden. Dort werden Unterrichtsfilms gesammelt und auf Antrag der betreffenden Fachlehrer Schülern vorgeführt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0143" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327609"/> <fw type="header" place="top"> Aus dem Kampfe um die Ainoreform</fw><lb/> <p xml:id="ID_610" prev="#ID_609"> einwandfreien, sogar belehrenden Filu enthielten. Das ist auch ein Erfolg,<lb/> den die Kinoreformbewegung wohl indirekt erzielt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_611"> Zu bedauern ist es aber, daß diese einwandfreien Films, sobald das ein¬<lb/> mal zusammengestellte Filmprogramm die Theater durchlaufen hat, überhaupt<lb/> nicht mehr zu erlangen sind. Die Fabriken ziehen die durchgespielten Films<lb/> ein, stellen keine neuen Abzüge mehr her und weigern sich, alte an Interessenten<lb/> abzugeben. Es liegt ja in ihrem Interesse, den Markt immer aufs neue auf¬<lb/> nahmefähig für ihre Neuerscheinungen zu erhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_612"> Die Arbeit für Verwertung des Kinos im Dienste von Volks- und Jugend¬<lb/> bildung wird aber durch diesen Umstand außerordentlich erschwert. Man ist<lb/> daher von verschiedenen Seiten dem Gedanken eines „Filmarchivs" nähergetreten,<lb/> in dem wertvolle Films dauernd aufbewahrt und für wissenschaftliche, populäre<lb/> und Unterrichtszwecke bereitgehaltcn werden sollen. Ein solches Filmarchiv will<lb/> die „Kinematographische Studiengesellschaft" in Berlin - Treptow gründen und<lb/> ihr wird die „Gemeinnützige Gesellschaft der Kinofreunde", die in Hamburg in<lb/> der Bildung begriffen ist, voraussichtlich folgen.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_613"> Durch die Gründung solcher gemeinnützigen Gesellschaften sür Kinoreform<lb/> wie dieser beiden sind die Vorschläge Conradts und Schutzes, die wir oben<lb/> erwähnten, wenigstens im großen und ganzen erfüllt. Denn die „Kinemato¬<lb/> graphische Studiengesellschaft" will auch zur Selbstherstellung solcher Films<lb/> schreiten, deren Herrichtung sür die Industrie nicht lohnen würde, und will diese<lb/> Films dann vorführen, im übrigen aber alle Bestrebungen in wissenschaftlicher<lb/> Kinematographie unterstützen, eine Auskunftsstelle errichten und ähnliches. Die<lb/> Hamburger Gesellschaft wird ihre Tätigkeit wahrscheinlich noch energischer in den<lb/> Dienst der Volksbildung stellen, Theater bei der Veranstaltung von Volks- und<lb/> Jugendvorstellungen subventionieren, selbständig solche Vorstellungen veranstalten,<lb/> vor allen Dingen Mittel bereitstellen, um Schülern den Besuch einwandfreier<lb/> Veranstaltungen zu ermöglichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_614"> Denn auch mit der Schule haben die Reformbestrebungen bisher zu wenig<lb/> Fühlung erhalten können. Teils sind die vorhandenen Films den Zwecken des<lb/> Unterrichts nicht genügend angepaßt, ein Übelstand, der nur durch die Hinzu¬<lb/> ziehung von Fachpädagogen bei der Herstellung der Films zu beseitigen ist,<lb/> teils stehen der Verwendung des Kinematographen im Unterricht zu große tech¬<lb/> nische Schwierigkeiten entgegen, z. B. sind die Vorschriften über die Feuerstcherheit<lb/> der Vorführungen in der Schule sehr schwer erfüllbar. Diese Schwierigkeiten<lb/> würden sich allerdings umgehen lassen durch die Veranstaltung besonderer Schul¬<lb/> vorstellungen in privaten oder städtischen Theatern.</p><lb/> <p xml:id="ID_615" next="#ID_616"> Am wenigsten Erfolge haben bisher noch die Bemühungen aufzuweisen, die<lb/> das Kinodrama künstlerisch veredeln wollen, die eine wirkliche „Kinokunst" heran-</p><lb/> <note xml:id="FID_41" place="foot"> *) In Berlin ist inzwischen eine Art Zentralstelle für Unterrichtskmematographie<lb/> gegründet worden. Dort werden Unterrichtsfilms gesammelt und auf Antrag der betreffenden<lb/> Fachlehrer Schülern vorgeführt.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0143]
Aus dem Kampfe um die Ainoreform
einwandfreien, sogar belehrenden Filu enthielten. Das ist auch ein Erfolg,
den die Kinoreformbewegung wohl indirekt erzielt hat.
Zu bedauern ist es aber, daß diese einwandfreien Films, sobald das ein¬
mal zusammengestellte Filmprogramm die Theater durchlaufen hat, überhaupt
nicht mehr zu erlangen sind. Die Fabriken ziehen die durchgespielten Films
ein, stellen keine neuen Abzüge mehr her und weigern sich, alte an Interessenten
abzugeben. Es liegt ja in ihrem Interesse, den Markt immer aufs neue auf¬
nahmefähig für ihre Neuerscheinungen zu erhalten.
Die Arbeit für Verwertung des Kinos im Dienste von Volks- und Jugend¬
bildung wird aber durch diesen Umstand außerordentlich erschwert. Man ist
daher von verschiedenen Seiten dem Gedanken eines „Filmarchivs" nähergetreten,
in dem wertvolle Films dauernd aufbewahrt und für wissenschaftliche, populäre
und Unterrichtszwecke bereitgehaltcn werden sollen. Ein solches Filmarchiv will
die „Kinematographische Studiengesellschaft" in Berlin - Treptow gründen und
ihr wird die „Gemeinnützige Gesellschaft der Kinofreunde", die in Hamburg in
der Bildung begriffen ist, voraussichtlich folgen.*)
Durch die Gründung solcher gemeinnützigen Gesellschaften sür Kinoreform
wie dieser beiden sind die Vorschläge Conradts und Schutzes, die wir oben
erwähnten, wenigstens im großen und ganzen erfüllt. Denn die „Kinemato¬
graphische Studiengesellschaft" will auch zur Selbstherstellung solcher Films
schreiten, deren Herrichtung sür die Industrie nicht lohnen würde, und will diese
Films dann vorführen, im übrigen aber alle Bestrebungen in wissenschaftlicher
Kinematographie unterstützen, eine Auskunftsstelle errichten und ähnliches. Die
Hamburger Gesellschaft wird ihre Tätigkeit wahrscheinlich noch energischer in den
Dienst der Volksbildung stellen, Theater bei der Veranstaltung von Volks- und
Jugendvorstellungen subventionieren, selbständig solche Vorstellungen veranstalten,
vor allen Dingen Mittel bereitstellen, um Schülern den Besuch einwandfreier
Veranstaltungen zu ermöglichen.
Denn auch mit der Schule haben die Reformbestrebungen bisher zu wenig
Fühlung erhalten können. Teils sind die vorhandenen Films den Zwecken des
Unterrichts nicht genügend angepaßt, ein Übelstand, der nur durch die Hinzu¬
ziehung von Fachpädagogen bei der Herstellung der Films zu beseitigen ist,
teils stehen der Verwendung des Kinematographen im Unterricht zu große tech¬
nische Schwierigkeiten entgegen, z. B. sind die Vorschriften über die Feuerstcherheit
der Vorführungen in der Schule sehr schwer erfüllbar. Diese Schwierigkeiten
würden sich allerdings umgehen lassen durch die Veranstaltung besonderer Schul¬
vorstellungen in privaten oder städtischen Theatern.
Am wenigsten Erfolge haben bisher noch die Bemühungen aufzuweisen, die
das Kinodrama künstlerisch veredeln wollen, die eine wirkliche „Kinokunst" heran-
*) In Berlin ist inzwischen eine Art Zentralstelle für Unterrichtskmematographie
gegründet worden. Dort werden Unterrichtsfilms gesammelt und auf Antrag der betreffenden
Fachlehrer Schülern vorgeführt.
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