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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

jedem Fall ein Verdienst, auch wenn manche
Hoffnung fehlschlägt. Unleugbar starken Be¬
gabungen, daneben aber auch jungen Leuten,
an denen Wohl nur der Freundesblick Talent
entdeckt, ebnet er in seiner Sammlung "Der
jüngste Tag" und in seiner neuen Zeitschrift
"Die Weißen Blätter" den Weg zu einer Ge¬
meinde. Viel gärender Most ist vorhanden;
ob er als Wein genießbar werden wird,
müssen wir abwarten, bis er ein wenig zur
Ruhe gelangt ist.

Heinz Amelung

Wohl keine Form der Dichtung offenbart
in so diskreter Weise wie ein lyrisches Gedicht
Rhythmus und Klang einer Seele. Man

[Spaltenumbruch]

horche deshalb auf, wenn ein lyrischer Dichter
spricht -- fügen sich die Klänge nicht zur
Schönheit gehe man weiter, um anderen um
so aufmerksamer zu lauschen. Ach, des
Wanderns ist kein Ende bei der Überfülle des
im rastlosen Eifer Geschaffenen, aber es gibt
doch auch ein Halten und Rasten und stille
Freude. Wem die Gedichte von Paul Richter
"Meine Wege" (Stettin 1913, Verlag von
Teetzmann und Nandei) zu Gesichte kommen,
gehe nicht vorüber. Was sich hier zu Versen
fügt, ist das lautere Gold eines warmen,
schlichten Erlebens. Neben nachdenklichen
Ernst heitere Reime für Kindermund -- so
grüßen uns die "Wege" des Verfassers. Dein,
der ihnen nachgeht, leuchten gute Stunden!

[Ende Spaltensatz]


Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
Verantwortlich: der Herausgeber George Cleinow in Berlin-Schöneberg. -- Manuskriptsendungen und Buche
werden erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Friedenau, Hcdwigstr. 1".
Fernsprecher der Schristleitung: Amt Uhland WM, des Verlags: Amt Lützow 6610.
Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b. H. in Berlin SV/. 11.
Druck: "Der Reichsbote" G. in. b. H. in Berlin SV/. 11, Dessauer Stratz- SK/37.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

jedem Fall ein Verdienst, auch wenn manche
Hoffnung fehlschlägt. Unleugbar starken Be¬
gabungen, daneben aber auch jungen Leuten,
an denen Wohl nur der Freundesblick Talent
entdeckt, ebnet er in seiner Sammlung „Der
jüngste Tag" und in seiner neuen Zeitschrift
„Die Weißen Blätter" den Weg zu einer Ge¬
meinde. Viel gärender Most ist vorhanden;
ob er als Wein genießbar werden wird,
müssen wir abwarten, bis er ein wenig zur
Ruhe gelangt ist.

Heinz Amelung

Wohl keine Form der Dichtung offenbart
in so diskreter Weise wie ein lyrisches Gedicht
Rhythmus und Klang einer Seele. Man

[Spaltenumbruch]

horche deshalb auf, wenn ein lyrischer Dichter
spricht — fügen sich die Klänge nicht zur
Schönheit gehe man weiter, um anderen um
so aufmerksamer zu lauschen. Ach, des
Wanderns ist kein Ende bei der Überfülle des
im rastlosen Eifer Geschaffenen, aber es gibt
doch auch ein Halten und Rasten und stille
Freude. Wem die Gedichte von Paul Richter
„Meine Wege" (Stettin 1913, Verlag von
Teetzmann und Nandei) zu Gesichte kommen,
gehe nicht vorüber. Was sich hier zu Versen
fügt, ist das lautere Gold eines warmen,
schlichten Erlebens. Neben nachdenklichen
Ernst heitere Reime für Kindermund — so
grüßen uns die „Wege" des Verfassers. Dein,
der ihnen nachgeht, leuchten gute Stunden!

[Ende Spaltensatz]


Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
Verantwortlich: der Herausgeber George Cleinow in Berlin-Schöneberg. — Manuskriptsendungen und Buche
werden erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Friedenau, Hcdwigstr. 1».
Fernsprecher der Schristleitung: Amt Uhland WM, des Verlags: Amt Lützow 6610.
Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b. H. in Berlin SV/. 11.
Druck: „Der Reichsbote" G. in. b. H. in Berlin SV/. 11, Dessauer Stratz- SK/37.


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[0396] Maßgebliches und Unmaßgebliches jedem Fall ein Verdienst, auch wenn manche Hoffnung fehlschlägt. Unleugbar starken Be¬ gabungen, daneben aber auch jungen Leuten, an denen Wohl nur der Freundesblick Talent entdeckt, ebnet er in seiner Sammlung „Der jüngste Tag" und in seiner neuen Zeitschrift „Die Weißen Blätter" den Weg zu einer Ge¬ meinde. Viel gärender Most ist vorhanden; ob er als Wein genießbar werden wird, müssen wir abwarten, bis er ein wenig zur Ruhe gelangt ist. Heinz Amelung Wohl keine Form der Dichtung offenbart in so diskreter Weise wie ein lyrisches Gedicht Rhythmus und Klang einer Seele. Man horche deshalb auf, wenn ein lyrischer Dichter spricht — fügen sich die Klänge nicht zur Schönheit gehe man weiter, um anderen um so aufmerksamer zu lauschen. Ach, des Wanderns ist kein Ende bei der Überfülle des im rastlosen Eifer Geschaffenen, aber es gibt doch auch ein Halten und Rasten und stille Freude. Wem die Gedichte von Paul Richter „Meine Wege" (Stettin 1913, Verlag von Teetzmann und Nandei) zu Gesichte kommen, gehe nicht vorüber. Was sich hier zu Versen fügt, ist das lautere Gold eines warmen, schlichten Erlebens. Neben nachdenklichen Ernst heitere Reime für Kindermund — so grüßen uns die „Wege" des Verfassers. Dein, der ihnen nachgeht, leuchten gute Stunden! Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet. Verantwortlich: der Herausgeber George Cleinow in Berlin-Schöneberg. — Manuskriptsendungen und Buche werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Friedenau, Hcdwigstr. 1». Fernsprecher der Schristleitung: Amt Uhland WM, des Verlags: Amt Lützow 6610. Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b. H. in Berlin SV/. 11. Druck: „Der Reichsbote" G. in. b. H. in Berlin SV/. 11, Dessauer Stratz- SK/37.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/396>, abgerufen am 02.10.2024.