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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Das Symbol in der Kunst

verständigt habe, da umflorte sich sein Auge bereits, und er war nicht mehr
fähig, diese Botschaft, die ihn mit unendlichem Glücke erfüllt hätte, zu vernehmen.
Bald darauf, am 28. Juni vor hundert Jahren, stand dies Herz still, das wie
wenige für Preußens Freiheit und Größe geschlagen.




Das Symbol in der Rums!
Dr. W. ZVarstat in Altona von

in modernen Geistesleben hat der Trieb zum Symbol, das
Bedürfnis nach dem anschaulichen Ausdruck, der sinnlich-greifbaren,
"symbolischen" Gestaltung des Übersinnlichen auf mancherlei Ge¬
bieten eine Neubelebung erfahren. Unsere empirischen Erkenntnis-
Methoden fangen an, uns nicht mehr genügend Befriedigung zu
gewähren, wir fühlen immer stärker, daß es auch für das moderne, naturwissen¬
schaftlich geschulte Erkenntnisvermögen noch etwas Letztes, Unfaßbares gibt, daß
auch für unsere hochentwickelte Sprache, für das fein ausgearbeitete System
unserer Begriffe noch Unsagbares, jenseits aller Begriffe Liegendes existiert, das
nur gefühlsmäßig, intuitio erfaßt und auf symbolischem Wege der Erkenntnis
nahe gebracht werden, anschaulich dargestellt werden kann.

Allerdings darf man auf dem Gebiete der Religion und der Wissenschaft,
im besonderen der Philosophie, gerade nur erst von dem neuen Erwachen dieses
Triebes zum Symbol, zum intuitio Erfaßten und anschaulich Dargestellten
reden*). Dagegen macht er sich mit größerer Deutlichkeit schon in der modernen
Kunst bemerkbar. Der symbolische Zug in manchen Kunstrichtungen, sei es die
Literatur, die Musik, die bildende Kunst, ist so stark, daß es keine zu gewagte
Behauptung ist, wenn man sagt, die Kunst ahne schon ihre neue Aufgabe,
mitzuhelfen, ja zu führen bei der symbolischen Erfassung und Gestaltung unseres
Lebens, seines erweiterten Erkenntnisgehaltes nicht nur, sondern auch seines
größeren Reichtums an gefühlsmäßiger, triebhafter und willenserregter Erfahrung.



*) Man vgl. meinen Aufsatz: "Das Symbol im Kulturleben", Grenzboten 1913 Heft 1,
an den ich hier anknüpfe.
Das Symbol in der Kunst

verständigt habe, da umflorte sich sein Auge bereits, und er war nicht mehr
fähig, diese Botschaft, die ihn mit unendlichem Glücke erfüllt hätte, zu vernehmen.
Bald darauf, am 28. Juni vor hundert Jahren, stand dies Herz still, das wie
wenige für Preußens Freiheit und Größe geschlagen.




Das Symbol in der Rums!
Dr. W. ZVarstat in Altona von

in modernen Geistesleben hat der Trieb zum Symbol, das
Bedürfnis nach dem anschaulichen Ausdruck, der sinnlich-greifbaren,
„symbolischen" Gestaltung des Übersinnlichen auf mancherlei Ge¬
bieten eine Neubelebung erfahren. Unsere empirischen Erkenntnis-
Methoden fangen an, uns nicht mehr genügend Befriedigung zu
gewähren, wir fühlen immer stärker, daß es auch für das moderne, naturwissen¬
schaftlich geschulte Erkenntnisvermögen noch etwas Letztes, Unfaßbares gibt, daß
auch für unsere hochentwickelte Sprache, für das fein ausgearbeitete System
unserer Begriffe noch Unsagbares, jenseits aller Begriffe Liegendes existiert, das
nur gefühlsmäßig, intuitio erfaßt und auf symbolischem Wege der Erkenntnis
nahe gebracht werden, anschaulich dargestellt werden kann.

Allerdings darf man auf dem Gebiete der Religion und der Wissenschaft,
im besonderen der Philosophie, gerade nur erst von dem neuen Erwachen dieses
Triebes zum Symbol, zum intuitio Erfaßten und anschaulich Dargestellten
reden*). Dagegen macht er sich mit größerer Deutlichkeit schon in der modernen
Kunst bemerkbar. Der symbolische Zug in manchen Kunstrichtungen, sei es die
Literatur, die Musik, die bildende Kunst, ist so stark, daß es keine zu gewagte
Behauptung ist, wenn man sagt, die Kunst ahne schon ihre neue Aufgabe,
mitzuhelfen, ja zu führen bei der symbolischen Erfassung und Gestaltung unseres
Lebens, seines erweiterten Erkenntnisgehaltes nicht nur, sondern auch seines
größeren Reichtums an gefühlsmäßiger, triebhafter und willenserregter Erfahrung.



*) Man vgl. meinen Aufsatz: „Das Symbol im Kulturleben", Grenzboten 1913 Heft 1,
an den ich hier anknüpfe.
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[0065] Das Symbol in der Kunst verständigt habe, da umflorte sich sein Auge bereits, und er war nicht mehr fähig, diese Botschaft, die ihn mit unendlichem Glücke erfüllt hätte, zu vernehmen. Bald darauf, am 28. Juni vor hundert Jahren, stand dies Herz still, das wie wenige für Preußens Freiheit und Größe geschlagen. Das Symbol in der Rums! Dr. W. ZVarstat in Altona von in modernen Geistesleben hat der Trieb zum Symbol, das Bedürfnis nach dem anschaulichen Ausdruck, der sinnlich-greifbaren, „symbolischen" Gestaltung des Übersinnlichen auf mancherlei Ge¬ bieten eine Neubelebung erfahren. Unsere empirischen Erkenntnis- Methoden fangen an, uns nicht mehr genügend Befriedigung zu gewähren, wir fühlen immer stärker, daß es auch für das moderne, naturwissen¬ schaftlich geschulte Erkenntnisvermögen noch etwas Letztes, Unfaßbares gibt, daß auch für unsere hochentwickelte Sprache, für das fein ausgearbeitete System unserer Begriffe noch Unsagbares, jenseits aller Begriffe Liegendes existiert, das nur gefühlsmäßig, intuitio erfaßt und auf symbolischem Wege der Erkenntnis nahe gebracht werden, anschaulich dargestellt werden kann. Allerdings darf man auf dem Gebiete der Religion und der Wissenschaft, im besonderen der Philosophie, gerade nur erst von dem neuen Erwachen dieses Triebes zum Symbol, zum intuitio Erfaßten und anschaulich Dargestellten reden*). Dagegen macht er sich mit größerer Deutlichkeit schon in der modernen Kunst bemerkbar. Der symbolische Zug in manchen Kunstrichtungen, sei es die Literatur, die Musik, die bildende Kunst, ist so stark, daß es keine zu gewagte Behauptung ist, wenn man sagt, die Kunst ahne schon ihre neue Aufgabe, mitzuhelfen, ja zu führen bei der symbolischen Erfassung und Gestaltung unseres Lebens, seines erweiterten Erkenntnisgehaltes nicht nur, sondern auch seines größeren Reichtums an gefühlsmäßiger, triebhafter und willenserregter Erfahrung. *) Man vgl. meinen Aufsatz: „Das Symbol im Kulturleben", Grenzboten 1913 Heft 1, an den ich hier anknüpfe.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/65>, abgerufen am 28.12.2024.