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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Der gegenwärtige Stand der Aindcrauswandernng aus England

[Beginn Spaltensatz]

glaube nicht, daß ich zurückgehen möchte,
und manchmal spielt Mrs. E. darauf,
aber wenn er gut genug ist, möchte ich
Downs sehen.

[Spaltenumbruch]

Wir haben ein hübsches Harmonium
Entschuldigen Sie den kurzen Brief,
ihn gern das nächste Mal in Up and

Elsie Trödler
[Ende Spaltensatz]


Ein anderes Mädchen berichtet:

Heute finde ich Zeit, Ihnen einen Brief zu schreiben, was ich so lange
vernachlässigte, weil ich so viel mit meinen Schularbeiten zu tun hatte. Ich
habe mein Examen im letzten Juni gemacht, als ich gerade 13 Jahre alt
war. Ich habe vor in die High School zu gehen. Voriges Jahr war in Gi.
ein Preisausschreiben für Ortographie, bei dem unsere Schule alle Medaillen
bekam, eine davon bekam ich. Im Mai habe ich ein Harmonium bekommen
zu meinem Geburtstag und ich nahm Musikstunden. Ich kann schon ganz nett
spielen. Dann mußte ich aber mit den Stunden aufhören wegen meiner Schul¬
arbeiten, die den ganzen Abend in Anspruch nahmen.

Nun, ich habe ein sehr gutes Heim hier, wofür ich sehr dankbar bin.
Ich habe nicht sehr viel Arbeit, da wir nur eine Kuh, ein Pferd, ein Schwein,
ein paar Hühner und Enten haben, so gibt es gute Braten. Am Abend des
Erntedankfestes waren meine Tante und ich bei einem Geflügelessen in der
Presbnterianischen Kirche in D.. ungefähr 2 Meilen von zu Hause. Ich gehe
jeden Sonntag in die Sonntagsschule. Die Kirche, in die ich gehe, ist nur ein
Katzensprung von hier entfernt. Ich glaube, ich bin im Backen sehr sach¬
verständig. Ich kann Pasteten und Kuchen backen so gut wie irgend jemand.
Ich habe drei Federdecken und vier Kissen gemacht seit ich hier bin. Ich kann
auf der Nähmaschine nähen. Meine Tante war Kleidermacherin, so daß sie
mich gut nähen lehren kann und so sehen sie mich so glücklich, wie ich nur sein
kann. Ich habe ein gutes warmes Bett und alles i-se sehr behaglich und reichlich
Kleider zum Anziehen. Mein Onkel und meine Tante sind sehr gut zu mir
und ich glaube nicht, daß ich je von hier fortgehen werde denn es ist ein sehr
,Jsabella Brownler glückliches Heim für mich.




Ein Knabe erzählt:

Es geht mir gut und ich habe jetzt gar kein Heimweh mehr. Ich sehe
meinen Bruder fast alle Tage und gehe jeden Sonntag in die Sonntagsschule.
Ich war auf der Messe*) und auch auf dem Messeessen. Ich sah Füllen und
Kälber und andere interessante Tiere. Ich hüte die Kühe und habe Melken
gelernt. Ich kann auch reiten und ein Gespann fahren. In ein paar Tagen
werde ich in die Schule gehen. Alle Äpfel sind nun gepflückt. Sie wissen, ich



*) Die alljährliche große landwirtschaftliche Ausstellung in Toronto "wir" genannt.
Der gegenwärtige Stand der Aindcrauswandernng aus England

[Beginn Spaltensatz]

glaube nicht, daß ich zurückgehen möchte,
und manchmal spielt Mrs. E. darauf,
aber wenn er gut genug ist, möchte ich
Downs sehen.

[Spaltenumbruch]

Wir haben ein hübsches Harmonium
Entschuldigen Sie den kurzen Brief,
ihn gern das nächste Mal in Up and

Elsie Trödler
[Ende Spaltensatz]


Ein anderes Mädchen berichtet:

Heute finde ich Zeit, Ihnen einen Brief zu schreiben, was ich so lange
vernachlässigte, weil ich so viel mit meinen Schularbeiten zu tun hatte. Ich
habe mein Examen im letzten Juni gemacht, als ich gerade 13 Jahre alt
war. Ich habe vor in die High School zu gehen. Voriges Jahr war in Gi.
ein Preisausschreiben für Ortographie, bei dem unsere Schule alle Medaillen
bekam, eine davon bekam ich. Im Mai habe ich ein Harmonium bekommen
zu meinem Geburtstag und ich nahm Musikstunden. Ich kann schon ganz nett
spielen. Dann mußte ich aber mit den Stunden aufhören wegen meiner Schul¬
arbeiten, die den ganzen Abend in Anspruch nahmen.

Nun, ich habe ein sehr gutes Heim hier, wofür ich sehr dankbar bin.
Ich habe nicht sehr viel Arbeit, da wir nur eine Kuh, ein Pferd, ein Schwein,
ein paar Hühner und Enten haben, so gibt es gute Braten. Am Abend des
Erntedankfestes waren meine Tante und ich bei einem Geflügelessen in der
Presbnterianischen Kirche in D.. ungefähr 2 Meilen von zu Hause. Ich gehe
jeden Sonntag in die Sonntagsschule. Die Kirche, in die ich gehe, ist nur ein
Katzensprung von hier entfernt. Ich glaube, ich bin im Backen sehr sach¬
verständig. Ich kann Pasteten und Kuchen backen so gut wie irgend jemand.
Ich habe drei Federdecken und vier Kissen gemacht seit ich hier bin. Ich kann
auf der Nähmaschine nähen. Meine Tante war Kleidermacherin, so daß sie
mich gut nähen lehren kann und so sehen sie mich so glücklich, wie ich nur sein
kann. Ich habe ein gutes warmes Bett und alles i-se sehr behaglich und reichlich
Kleider zum Anziehen. Mein Onkel und meine Tante sind sehr gut zu mir
und ich glaube nicht, daß ich je von hier fortgehen werde denn es ist ein sehr
,Jsabella Brownler glückliches Heim für mich.




Ein Knabe erzählt:

Es geht mir gut und ich habe jetzt gar kein Heimweh mehr. Ich sehe
meinen Bruder fast alle Tage und gehe jeden Sonntag in die Sonntagsschule.
Ich war auf der Messe*) und auch auf dem Messeessen. Ich sah Füllen und
Kälber und andere interessante Tiere. Ich hüte die Kühe und habe Melken
gelernt. Ich kann auch reiten und ein Gespann fahren. In ein paar Tagen
werde ich in die Schule gehen. Alle Äpfel sind nun gepflückt. Sie wissen, ich



*) Die alljährliche große landwirtschaftliche Ausstellung in Toronto „wir" genannt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/138>, abgerufen am 20.10.2024.